Sie haben neulich in einer Pressemitteilung verkündet, dass Printvision ab sofort eine klimaneutrale CO2-Bilanz vorweisen kann. Wie haben Sie das bewerkstelligt?
Martin Steyer: Das ist keine spontane Aktion. Im Grunde haben wir unser Unternehmen bereits in den letzten zehn Jahren auf Nachhaltigkeit getrimmt. Passiv Häuser mit Erwärme, 360 Quadratmeter Photovoltaik, Fahrzeuge mit Erdgas. Erst diese Woche haben wir fünf rein elektrische VW ID 4 bestellt. Zusätzlich rüsten wir unsere Ladepunkte von drei auf fünf Stück auf. Ich selbst fahre seit über einem Jahr einen Audi Etron.
Auch Sie fördern Klimaschutzprojekte, um den neutralen CO2-Fußabdruck zu erreichen. Sich mit Kompensationsmaßnahmen "freizukaufen" ist ja recht einfach. Selbst das Unternehmen auf Nachhaltigkeitsaspekte umzubauen, ist da schon wesentlich aufwändiger. Wie sind da Ihre Erfahrungen?
Steyer: Das ist richtig. Auf der anderen Seite ist unser Betrag zum "freikaufen" sehr gering, da wir bereits einen sehr geringen CO2-Ausstoß haben. Gerne möchten wir in Zukunft auch noch überschüssige Energie speichern, um noch unabhängiger zu werden.
Es hält sich hartnäckig die Auffassung, dass mehr ökologisches Handeln zu Lasten der Wirtschaftlichkeit geht. Können Sie das bestätigen?
Steyer: Das kann ich nicht bestätigen. Ich bin der Meinung, dass die Mehrausgaben in der Anschaffung durch die Einsparung an Energiekosten ausgeglichen werden können.
Sie haben Ihren Schwerpunkt im Bereich Drucken und Kopieren. Dieses Segment hat unter anderem durch Papierverbrauch, Energiehunger der Maschinen, umweltbelastende Tinten- und Tonerproduktion sowie viel Müll durch leere Kartuschen und Verpackungsmaterial nicht den Ruf besonderer Nachhaltigkeit. Ist das für Sie nicht ein Widerspruch zu Ihrer "grünen Vision"?
Steyer: Auf den ersten Blick ja. Da aber die Wirtschaft noch längere Zeit auf bedrucktes Papier angewiesen ist, versuchen wir durch optimierte Druckregeln und energieeffiziente Geräte die Umweltbelastung zu reduzieren. Zum anderen sind heutige Multifunktionsgeräte Teil des digitalen Workflows, die den Unternehmen auf dem Weg in die Digitalisierung weiterhelfen.
Wie wichtig ist für Sie bei der Auswahl der Zulieferer umweltfreundliches Handeln der jeweiligen Hersteller?
Steyer: Dies ist für uns wichtig. Glücklicher Weise haben wir Lieferanten wie unsere Herstellern Kyocera, Canon und Epson, die unsere Philosophie unterstützen.
Wie stark werden umweltfreundliche Lösungen von Kunden nachgefragt, und dürfen die dann auch mehr kosten?
Steyer: Für einen Teil unserer Kunden ist Nachhaltigkeit von großem Interesse. Leider spiegelt sich das Interesse nicht unbedingt in der Bereitschaft dafür mehr zu bezahlen wider. Dennoch vermittelt unser Einsatz für Nachhaltigkeit dem Kunden das Gefühl, den richtigen Partner gefunden zu haben.
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