Was ist für Sie im ITK-Markt der größte Innovationstreiber und worin steckt die größte Innovations-Bremse?
Christian Werner: Als größte Innovationstreiber sehe ich im Zusammenspiel mit Cloud-Technologien vor allem das Internet of Things sowie Industrie 4.0. Die Fertigungs-, Manufacturing- und Automobilbranche wachsen, Geräte werden zunehmend vernetzt – das treibt Innovationen maßgeblich voran. Die vernetzten Geräte wiederum liefern eine große Anzahl von Daten, die umfassend verwaltet und, ganz wichtig, auch geschützt werden müssen.
Damit Innovationen nicht durch Sicherheitsbedenken ausgebremst werden oder womöglich scheitern, müssen Sicherheitsaspekte deshalb von Beginn an berücksichtigt und standardisiert in die IT-Lösungen eingebunden werden - Security by Design und Security by Default sind hier wesentliche Aspekte; nachträglich ist das oft schwer.
Haben es Startups leichter, Innovationen umzusetzen, als etablierte IT-Dienstleister?
Werner: Im Hinblick auf die Konzeption und die Entwicklung neuer Lösungen haben es Startups sicher leichter. Sie verfügen zumeist über schlankere, agilere Strukturen und müssen weniger gewachsene Prozesse berücksichtigen als etablierte Unternehmen.
Nachteilig kann es für Startups hingegen sein, dass bei der Umsetzung von Innovationen oft ein breiteres Know-how gefragt ist, über das sie oft noch nicht verfügen. Dabei spielen auch Aspekte wie Marketing und Sales bis hin zur Integration eine wichtige Rolle.
Etablierte Dienstleister schlagen sich hier oft besser, da sie über bewährte, gefestigte Prozesse, Partner sowie Netzwerke verfügen.
Mit welchen Maßnahmen fördern Sie aktuell Innovationen in Ihrem Unternehmen?
Werner: Wir verfügen über eine flache Organisationsstruktur, die sich auf Fachthemen fokussiert. Hierfür halten wir die dafür notwendigen Strukturen bereit, wie beispielsweise in den Bereichen Pre-Sales oder spezialisierter Fach-Sales. Dadurch haben wir die Möglichkeit und den Mut, auch innovative neue Lösungen anzugehen und diese unseren Kunden anzubieten.
Wir haben eine offene Unternehmenskultur, die auch Fehler zulässt und Raum für neue Ideen gibt. Schließlich ist gerade im IT-Bereich nichts so stetig wie der Wandel.
Hatten Sie davor auch andere Maßnahmen getestet, die sich nicht bewährt haben?
Werner: Wir haben die Erfahrung gemacht, dass klassische Matrix-Organisationen, die allzu rigide auf Hierarchien aufsetzen, Innovationen zu wenig Raum geben. Im Zusammenhang mit einer derartig strengen und steifen Unternehmensstruktur gibt es oft Top-Down-Entscheidungsprozesse, die neue Ideen einschränken und so Innovationen verhindern. Innovationen werden am besten von agilen Teams getragen, in denen statt hierarchischer Prozesse Kompetenz, Wissen und die Fähigkeit zur Abstraktion im Fokus stehen.
Welche Maßnahmen möchten Sie künftig stärker fördern?
Werner: Unser Ziel ist es, künftig noch mehr Offenheit für sowie die kritische Auseinandersetzung mit neuen Technologien zu fördern. Dies gilt abteilungsübergreifend, da viele IT-Themen heute gleichermaßen IT- und Fachabteilungen betreffen.
Ein gutes Beispiel dafür ist die IT-Sicherheit: Die Sicherheit von Daten, von vernetzten Geräten sowie der sichere Zugang in die Cloud betreffen alle Unternehmensbereiche. Letztlich gehört dazu auch der Aufbau einer eigenen Innovationskultur. Hier gibt es sicherlich noch Potentiale zu erschließen.
Inwiefern haben sich durch die ergriffenen Maßnahmen die Art der Unternehmensführung, die Organisation, Prozesse, Vertrieb verändert?
Werner: Durch unsere offene Unternehmenskultur findet die Kommunikation nun auf einer breiteren Ebene statt. So gibt es beispielsweise eine enge Abstimmung zwischen den Bereichen Sales, Marketing, Delivery und den Fachabteilungen. Die Konzeption neuer innovativer Angebote, wie Managed Services, verlangt nach einem vernetzten Handeln auf allen Ebenen.
Wie schaffen Sie es, die Innovationen wieder in das „Daily Business“ zu integrieren?
Werner: Um Innovationen zu integrieren, ist eine schrittweise Adaption notwendig. Wichtig ist, Innovationen nicht komplett in die Fläche auszurollen, sondern diese zunächst in bestimmten Regionen oder Branchen einzuführen – um sie zu erproben und zu spezifizieren.
Die daraus gewonnenen Erfahrungen müssen dann auf das große Ganze adaptiert werden. Das kann auch bedeuten, zunächst in einem kleinen Rahmen zu starten (Pilotprojekte) oder noch nicht final formulierte Lösungen zum Einsatz zu bringen.
Bis eine einhundertprozentig fertige Lösung steht, verliert man zu viel Zeit. Es ist wichtig, schnell und agil zu sein.
Jeder Hersteller appelliert an seine Channelpartner, sich mit möglichst vielen Aspekten der digitalen Transformation zu befassen – im Hinblick auf die Endkunden aber auch im Hinblick auf das eigene Portfolio. Inwiefern hat sich die Zusammenarbeit mit Ihren Lieferanten verändert?
Werner: Die Zusammenarbeit mit unseren Lieferanten erfolgt auf einer strategischeren Ebene. Wie die aktuelle CIO-Studie von Logicalis belegt, werden CIOs zunehmend strategischer. Diese Entwicklung erkennen auch unsere Partner. Ihr Fokus liegt nicht länger auf kurzfristigen Lösungen oder Projekten, sondern auf einer mittel- oder gar langfristigen Planung auf Basis von lösungs- und nutzenorientierten Ansätzen.
Im Mittelpunkt steht zudem die Frage, wie die Technologien dabei helfen, den digitalen Wandel im eigenen Unternehmen voranzutreiben und die eigene Wettbewerbsposition dadurch zu stärken.
Inwieweit haben sich Ihrer Erfahrung nach Hersteller selbst in der Zusammenarbeit mit ihren Partnern digital transformiert? Ist vom Digitalen Wandel in den Herstellerorganisationen und in der Wertschöpfungskette tatsächlich etwas zu spüren?
Werner: Auch Hersteller sind natürlich an einem langfristigen Kundenerfolg interessiert. Daher stehen nicht mehr kurzfristige Projekterfolge, sondern eine langfristige Zusammenarbeit im Fokus. Hierbei geht es verstärkt auch um das Verständnis für die Kunden und Partner. Es ist wichtig zu wissen, wohin der Kunde will.
Wenn der Hersteller die Bedürfnisse des Kunden versteht, kann er entsprechend ableiten, welche Technologien passend sind. Darüber hinaus haben sich auf der Herstellerseite selbst Cloud-, Software- und Service-getriebene Angebote etabliert – Beispiele wie Software Defined Data Center bzw. hyperkonvergente Systeme zeigen das.
Welche Art von Unterstützung würden Sie sich von Herstellern künftig wünschen, um auch produktunabhängige Aspekte der Transformation bei Ihren Kunden stärker vorantreiben zu können?
Werner: Um die Adaption der Technologien und Services zu erleichtern, ist es für Hersteller wichtig, sich stärker auf die Geschäftsprozesse des Kunden zu fokussieren. Denn für die Kunden ist ausschließlich interessant, wie sie ihre Probleme und Herausforderungen am besten lösen können; der Hersteller ist für sie zunächst Nebensache.
Es gilt also, die Lösungen im Kontext der Geschäftsprozesse besser auszurichten, um im ersten Schritt die Herausforderungen der Kunden zu adressieren. Darauf basierend lassen sich die Lösungen entsprechend ableiten. Es geht letztlich darum, die Kunden dort abzuholen, wo sie heute stehen – bei der Modernisierung und Digitalisierung ihrer IT-Umgebung. Genau hier, beim Sprung vom Status Quo in die neue Welt, macht Unterstützung Sinn.