Ein schöneres Geschenk hätten die Analysten von Gartner Dell EMC zum einjährigen Bestehen des fusionierten Unternehmens kaum machen können: Im umkämpften Servermarkt rückte Dell EMC im zweiten Quartal 2017 deutlich näher an Marktführer HP Enterprise (HPE) heran. Demnach hat HPE 3,204 Milliarden Dollar mit Servern umgesetzt, 9,4 Prozent weniger als in der vergleichbaren Vorjahresperiode. Verfolger Dell EMC wuchs in diesem Markt um sieben Prozent auf Erlöse von 2,594 Milliarden Dollar an.
Der Marktanteil von HPE schrumpfte auf 23 Prozent zusammen, Verfolger Dell EMC legte von 19,1 auf 19,9 Prozent zu und die drittplatzierte IBM hält nun 6,9 Prozent (Vorjahr 9,1 Prozent), nachdem die Servereinnahmen von Big Blue um 21,5 Prozent einbrachen. Obwohl die Servergeschäfte für DellEMC offenbar laufen, kann sich das reprivatisierte Unternehmen keineswegs sicher fühlen: Das mit Abstand größte Marktwachstum erzielte im zurückliegenden Quartal nämlich Huawei: der chinesische Anbieter setzte 845 Millionen Dollar mit Servern um, ein Plus von 57,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Huawei ist mit einem Markanteil von 6,1 Prozent (Vorjahr 4,0) nun bereits die Nummer fünf im Markt. Cisco, dessen Server-Erlöse um knapp ein Prozent auf 866 Millionen Dollar wuchsen, dürfte schon bald eingeholt sein.
Cross-Selling zahlt sich aus
Dells Wachstum im Servermarkt ist nicht zuletzt auf die Cross-Selling-Effekte zurückzuführen, die sich durch die EMC-Übernahme ergaben (siehe auch Interview: Wie Big Data Dell EMC bei der Zusammenführung geholfen hat). Wie das Unternehmen mitteilt, konnten entsprechende Erfolge nicht nur bei Servern, sondern auch im Storage- und Client-Markt sowie bei Hyper Converged Infrastructures erzielt werden. Die Mutter, Dell Technologies, hatte nach der Fusion die weltweite Vertriebsorganisation zusammengeführt und mit einem signifikanten Zuwachs an Partnern auch den Kundenkreis vergrößert.
Positiv entwickelten sich für Dell Technologies auch die Verbindlichkeiten, die von vielen Analysten zunächst als potenzieller Stolperstein ausgemacht worden waren. Das Unternehmen konnte Schulden in Höhe von 9,5 Milliarden Dollar unter anderem dadurch begleichen, dass es die Softwaretöchter SonicWall (IT-Security) und Quest (Management-Software, Security) an die Investment-Gesellschaften Francisco Partners und Elliott Management verkaufte. Der Enterprise-Content-Management- (ECM-)Spezialist Documentum ging an den Rivalen OpenText.
Marken wie VMware, Pivotal, RSA, SecureWorks und Virtustream sind indes strategisch und wurden durch Investitionen und Übernahmen weiter gestärkt. Derzeit umfasst der Gesamtumsatz von Dell Technologies 74 Milliarden Dollar. Als Perle im Portfolio hat sich neben VMware auch Pivotal hervorgetan: Die Innovationen rund um "Cloud Foundry" werden auch in Deutschland von einigen DAX-Konzernen gewürdigt und verschaffen Dell EMC auch mit anderen Produkten ein Entree.
Verknüpfung zwischen den Produktwelten
Ob sich allerdings auch die hauseigene Cloud-Plattform Virtustream behaupten und eines Tages im Konzert der Großen mitspielen kann, muss sich erst noch zeigen. Immerhin tut Dell einiges dafür, indem Verknüpfungen zwischen den eigenen Produktwelten geschaffen werden. So hat sich Virtustream mit Pivotal für ein schnelles Deployment von Cloud-nativen Apps zusammengeschlossen. Mit VMware arbeitet der Cloud-Provider zusammen, um geschäftskritische Anwendungen und Workloads in die Virtustream Enterprise Cloud zu bringen.
Auch die Sicherheitslösungen von RSA werden zunehmend in Dell-eigene Produktwelten integriert. So wurde "RSA NetWitness Endpoint" mit "Dell Data Security" zusammengeführt, "RSA SecurID" arbeitet mit "VMware Workspace ONE" zusammen und "VMware AirWatch" ist inzwischen interoperabel mit "VMware AppDefense".