Die Nachrichtenagentur Bloomberg bestätigte unter Berufung auf eingeweihte Kreise, eine Einigung zwischen IBM und Lenovo sei in einigen Wochen möglich. Als börsennotiertes Unternehmen gab sich IBM gewohnt zugeknöpft: Es handle sich um Gerüchte und Spekulationen, die IBM nicht kommentiere, erklärte IBM gegenüber ChannelPartner. Auch seitens Lenovo hieß es nur: "Wir sagen auch weiterhin nichts zu Gerüchten am Markt."
Seit mittlerweile mehr als fünf Jahren wird heiß über den Verkauf der Low-End-Server spekuliert. Im April 2013 sollte es einmal wieder so weit sein. Als heißester Kandidat für die Übernahme des Geschäfts galt damals ebenfalls Lenovo. Der PC-Hersteller hatte sich 2005 bereits die PC-Sparte von IBM einverleibt. Die Verhandlungen platzten allerdings Anfang Mai. Anhaltspunkte, ob Big Blue den Schritt jetzt tatsächlich wagt, könnten sich bei der für morgen geplanten Veröffentlichung der Bilanzzahlen ergeben.
Dabei hatte der Konzern erst vergangene Woche zahlreiche neue System-x- und PureSystems-Systeme mit X6-Server-Architektur vorgestellt, die auf Intels neuen E7-Server-Prozessoren basieren. Gegen einen möglichen Verkauf der Low-End-Sparte spricht das allerdings nicht unbedingt. Denn bei den Systemen handelt es sich überwiegend um High-End-Modelle. Hinzu kommt, dass IBM ankündigte, in den nächsten drei Jahren eine Milliarde US-Dollar explizit in die Weiterentwicklung der x86-High-End-Designs zu investieren, um dort weitere Funktionen aus dem Mainframe-Bereich zu integrieren. Offenbar sieht IBM hier großes Potenzial.
Insgesamt erfreuen sich x86-Server seit Jahren als bevorzugte Plattform für virtualisierte Umgebungen großer Beliebtheit und steuern einen maßgeblichen Anteil zum Umsatz bei. Allerdings werfen die Low-End-Systeme kaum Marge ab. Eine Konstellation, die IBM zumindest in der Vergangenheit zu vermeiden suchte, indem man sich von diesen Sparten trennte - beispielsweise von Druckern und PCs.
- IBM System x
Rack-Server x3650 M4 BD - IBM System x
Rack-Server x3850 X6 - IBM System x
Rack-Server x3950 X6 - IBM Storage
FlashSystem 840 - IBM PureSystems
Flex System x880 X6 BD - IBM Hard- und Software 01.2014
Neues und Updates
Der Gewinn von vier Milliarden US-Dollar, den IBM im vergangenen dritten Quartal 2013 vorlegte und der immerhin sechs Prozent über dem Vorjahresquartal lag, kann allerdings nicht über die massiven Probleme des Konzerns hinwegtäuschen. Schließlich brach das Hardware-Geschäft um 17 Prozent weiter ein, obendrein schwächelten die Service-Erträge und das Software Business. Der Zuwachs auf Ertragsseite ist deshalb vor allem dem rigiden Sparkurs zu verdanken. Konzernchefin Virginia Rometty machte deutlich, dass sie die Problemfelder anpacken wolle. Konkrete Maßnahmen kündigte sie damals jedoch nicht an.
Sollte sich IBM nun doch dazu entschließen, die Server-Linien im Einstiegssegment zu verkaufen, wäre nach Ansicht vieler Branchenbeobachter, aber auch vieler Systemhäuser, Lenovo der bevorzugte Kandidat. Ganz neu wäre eine Liaison der beiden Hersteller auch im Server-Bereich nicht. Denn bereits 2008 hatten IBM und Lenovo für einzelne x86-Server ein Lizenzabkommen geschlossen, das es Lenovo ermöglichte, basierend auf IBM-Technologie eigene ThinkServer für SMBs anzubieten.
Knapp zwei Jahre und einige Erfahrungen reicher erwog Lenovo wieder den Ausstieg aus dem Geschäft. In dem hart umkämpften Markt Fuß zu fassen, hatte sich für die Chinesen als schwieriger erwiesen als erwartet. In der Folge wurde das Portfolio gestrafft, aber nicht aufgegeben.
Für Lenovo und IBM wäre der Server-Deal in vielerlei Hinsicht von Vorteil. Und sofern IBM Business Partner einen potenziellen Deal zwischen IBM und Lenovo - oder auch Dell - kommentieren wollten, bevorzugen sie ganz klar Lenovo. An ihrer Einschätzung hat sich damit seit April vergangenen Jahres nichts geändert. Die vom Wall Street Journal kolportierte Spekulation, auch Dell sei an IBMs x86-Sparte interessiert, überraschte hingegen im Channel. Ein Deal mit Dell sei weder sinnvoll für Dell noch wünschenswert für IBM-Partner.