Hochverfügbarkeit ist – vor allem in Rechenzentren – kaum noch ohne Virtualisierung vorstellbar. Virtualisierung ist die Grundlage für dynamische Ressourcennutzung und Verteilung. Nie zuvor waren hochverfügbare Umgebungen einfacher und zuverlässiger aufzubauen. Hardware-Defekte sind dadurch nicht weniger geworden, doch haben sie kaum noch einen Einfluss auf die Verfügbarkeit von Systemen. Damit erzähle ich sicherlich nichts Neues, und so ist es auch von Microsoft konsequent, dass mit dem Release von Windows Server 2012 die Virtualisierung nun auch zur Realisierung von Druckservern genutzt werden soll. Das ehemalige Konstrukt von Druckserver-Clustern verabschiedet sich damit in den Ruhestand.
Druckserver über Hyper-V bereitstellen
Der Ansatz, hochverfügbare Druckserver auf Basis von Hyper-V zur Verfügung zu stellen, wirkt zunächst einmal bestechend. Kommt so doch ein und dieselbe Technologie für die Hochverfügbarkeit von Datei-, Web- und Druckservern zum Einsatz. Auch ist es nicht länger notwendig, clusterzertifizierte Druckertreiber zu verwenden. Microsoft hat alle diese Vorteile auf einer Website zusammengefasst: https://technet.microsoft.com/en-us/library/jj556311.aspx
Ist man somit für den Störfall gerüstet? Durchaus – aber leider für den falschen. Durch den neuen Microsoft Hyper-V-Ansatz für hochverfügbare Druckserver ist man bestens gegen Hardwareausfälle geschützt. Wer über einige Erfahrungen im Druckbereich verfügt, weiß jedoch, dass diese im Druckerkontext nur einen sehr kleinen Teil der möglichen Störungen ausmachen.
Spiegelung von Druckservern macht wenig Sinn
Viel häufiger sind fehlerhafte Druckertreiber oder Inkompatibilitäten der Treiber untereinander. Sie prägen das Bild und führen leicht dazu, dass der Druckserver in einen instabilen Zustand gerät, einfriert oder – ja, immer noch – dass der Spooler abstürzt. Die Möglichkeit, instabile Druckserver nun zwischen verschiedenen Maschinen hin- und herschieben zu können, hilft wenig, auch eine Spiegelung macht keinen Sinn.
Ein Spooler-Neustart oder als nächste Eskalationsstufe auch der Neustart des Servers ist das einzig probate Mittel in dieser Situation. Die Konsequenzen: Verlust aller anstehenden Druckaufträge und eine entsprechende Wartezeit. Also genau das, was man als Gegenteil von Hochverfügbarkeit ansehen würde. Ein Neustart wäre auch mit einem einzelnen Druckserver möglich.
Das bedeutet natürlich auch, dass Wartungsarbeiten wieder in Zeiten geschoben werden müssen, in denen keiner arbeitet. Schließlich ist ein Eingriff in das Live-System nicht möglich. Insgesamt macht das wieder einmal den Anschein, dass das Thema Drucken stiefmütterlich behandelt wurde. Hier herrschte wohl das Prinzip Hoffnung, dass man einfach ein komplexes Konstrukt ohne Nachteile durch ein einfaches ersetzen kann. Im Ergebnis bleiben die Kunden leider auf dem eigentlichen Problem sitzen.
Druckserver im Notfall bei Microsoft Windows Server 2008 belassen
Kunden, die sich in der Migration auf Microsoft Windows Server 2012 befinden, sollten dies berücksichtigen und auf mögliche Ausfallszenarien vorbereitet sein. Und vielleicht macht es ja Sinn, die Druckserver weiterhin auf 2008 zu belassen, bis Microsoft oder Hersteller von Druckmanagement-Lösungen hier geeignete Verfahren entwickelt haben.
Idealerweise sollte solch ein System mit Load-Balancing kombinierbar sein. Hierbei stünden dann mindestens zwei Druckserver zur Verfügung, auf die sich die Drucklast aller Nutzer gleichmäßig verteilt. Damit schlägt man drei Fliegen mit einer Klappe: Zum einen werden Druckdaten performant verteilt, zum anderen bleibt die Druckfunktion auch im Falle eines Serverausfalls erhalten.
Und schließlich kann die IT-Abteilung im Idealfall jederzeit Wartungsarbeiten an einem der Server vornehmen, ohne dass die Nutzer beeinträchtigt werden. Während der Wartung übernehmen die anderen Server die Drucklast. Schön wäre es, aber aktuell kann man nur abwarten und hoffen. (haf)