Analysten des Beratungs- und Marktforschungsunternehmens Canalys formulieren es drastisch: Die weltweiten Absatzzahlen von Smartphones befänden sich "im freien Fall", kommentieren die Experten. Schaut man sich die Kurve der prozentualen Veränderungen gegenüber den Vorjahresquartalen in den letzten zehn Jahren an, dann ist das Bild eindeutig: Seit Mitte 2010 ging es nur noch bergab.
Allerdings schwächten sich vor allem die extrem hohen Steigerungsraten, die immerhin bis zu rund 100 Prozent Mitte 2010 betrugen, ab. Insgesamt wurden weiterhin Jahr für Jahr mehr Smartphones verkauft. Der erste Knick kam laut den Canalys-Zahlen dann Anfang 2010, als die Wachstumsrate erstmals in den negativen Bereich rutschte. Danach erholten sich die Zahlen wieder etwas. Seit Ende 2017 wurden dann aber durchgehend weniger Smartphones abgesetzt als in den jeweiligen Vorjahresquartalen. Dieser Trend setzt sich auch im ersten Quartal 2019 fort: So wurden in den ersten drei Monaten 2019 weltweit rund 314 Millionen Smartphones verkauft. Im ersten Quartal 2018 waren es noch 337 Millionen, das entspricht einem Rückgang von fast sieben Prozent.
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Von den großen Playern der Branche musste Apple am meisten Federn lassen. Im ersten Quartal 2019 wurden über 23 Prozent weniger iPhones verkauft als im Vorjahreszeitraum. Samsung verliert zehn Prozent. Gegen den Trend stemmt sich Huawei. Die Chinesen konnten sich um über 50 Prozent steigern. Damit verliert Apple mit 12,8 Prozent Marktanteil Platz zwei an Huawei, das jetzt mit 18,8 Prozent schon recht nahe an Branchenprimus Samsung mit 22,8 Prozent heranrückt. "Dies ist auf das Quartal gesehen der bisher größte Rückgang in der Geschichte des iPhones", kommentiert Canalys-Senior-Analyst Ben Stanton.
Die Ursachen sind laut Stanton vielfältig: In China, für Apple der zweitgrößte Absatzmarkt, verzeichnet Konkurrent Huawei immer neue Rekordwerte: Nahezu jedes dritte im Reich der Mitte verkaufte Smartphone stammt von Huawei. "Aber das war bei weitem nicht das einzige Problem. Die Lieferungen in den USA gingen zurück, da Trade-In-Initiativen längere Aktualisierungszyklen der Verbraucher nicht ausgleichen konnten", analysiert der Canalys-Experte.
In Europa nutzt Apple zunehmend Rabatte, um die Nachfrage zu stützen. "Das verursacht aber zusätzliche Komplexität bei den Distributoren. Zudem verwässern Preisnachlässe das Leistungsversprechen von Premiumgeräten", kommentiert Stanton. Immerhin sei gegen Ende des Quartals eine Erholung bei den iPhone-Verkäufen sichtbar, die sich wohl auch im zweiten Quartal fortsetzen werden.
Huawei kommt Samsung näher
Dem erklärten Ziel, im Jahre 2020 an Samsung vorbei zu ziehen, ist Huawei ein gutes Stück nähergekommen. Allerdings fehlen dazu noch weiter zehn Millionen Einheiten pro Quartal. Dazu reicht es laut Canalys-Analyst Mo Jia nicht, in einem einzigen Markt wie China viele neue Kunden zu gewinnen oder sich nur auf Wachstumsmärkte wie Russland oder Indonesien zu konzentrieren. "Huawei muss an allen Fronten kämpfen, auch in gesättigten Märkten wie Westeuropa", betont Jia.
Dabei komme es auch nicht auf schlagzeilenträchtige Geräte wie das faltbare Mate X an. Vielmehr müsse man in den unteren bis mittleren Preisklassen punkten. Nach Einschätzung von Shengtao Jin, Research Analyst bei Canalys, wird Samsung den Platz an der Spitze nicht kampflos aufgeben. "Samsung wehrt sich nun mit einer überarbeiteten A-Serie und wird seine neue kostengünstige M-Serie 2019 auf weiteren Märkten weltweit einführen", prognostiziert er. Konkurrenz kommt auch von unten: Die chinesischen Rivalen wie Xiaomi oder Oppo nehmen den Huawei-Erfolg als Blaupause und versuchen, Huawei aus den Portfolien der Netzbetreiber zu verdrängen.
Die Canalys-Zahlen decken sich weitgehend mit Erkenntnissen der Marktforscher von IDC, die einen Rückgang der weltweiten Smartphone-Verkaufe in Höhe von 6,6 Prozentim ersten Quartal 2019 errechnet haben. Auch IDC sieht Huawei nun direkt hinter Samsung auf dem zweiten Platz, gefolgt von Apple und Xiaomi.
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