Nach den noch von US-Präsident Donald Trump verhängten Sanktionen brach der Smartphone-Absatz von Huawei zunächst stark ein - auch, weil der chinesische Konzern die auf das Einsteigersegment ausgerichtete Marke Honor unter dem Druck der Sanktionen verkaufte. Im Hintergrund bereitet er jedoch bereits damals das Comeback vor - mit erheblichen Investitionen in eigene Chip-Technologie und die Entwicklung des eigenen Smartphone-Betriebssystems Harmony OS.
Trotz erheblicher Schwierigkeiten und möglicherweise unter Umgehung der Sanktionen gelang Huawei mit den Smartphones der Reihe Mate 60 ein beeindruckender Erfolg - mit modernem, offenbar komplett in China entwickeltem 7-nm-5G-SoC. US-Behörden glauben zwar noch nicht so recht an die Eigenentwicklung, in China selbst stört das die Käufer aber nicht.
Huawei löst Apple als Nummer zwei ab
Wie Counterpoint Research jetzt festgestellt hat, ist das Ende 2023 gestartete Mate 60 Pro dort in einem insgesamt schwierigen und rückläufigen Markt ein voller Erfolg - und macht Apples iPhone ernsthaft zu schaffen. Nach den aktuellen Zahlen der Analysten verkaufte Huawei in den ersten sechs Wochen dieses Jahres - also rund um das chinesische Neujahrsfest - 64 Prozent mehr Smartphones als im Vorjahreszeitraum. Der Absatz von iPhones ging in den ersten sechs Wochen des Jahres um 24 Prozent zurück.
Damit konnte Huawei seinen Marktanteil in China von 9 auf 17 Prozent steigern und ist nun die Nummer zwei hinter Vivo (18 Prozent) aber noch vor Apple (16 Prozent). Die ehemalige Huawei-Marke Honor kommt ebenfalls auf 16 Prozent - spielt aber bei Ausstattung und Preis der Geräte in einer Liga darunter.
Damit setzt Huawei die Anfangserfolge fort. 2023 konnte es in den vier Monaten nach Markteinführung der neuen Modelle Berichten zufolge rekordverdächtug viele Geräte verkaufen und hatte zeitweise sogar Schwierigkeiten, die große Nachfrage zu bedienen.
Für Apple, bei dem im vergangenen Quartal rund 17 Prozent seines gesamten Geschäfts auf China entfielen, ist das durchaus besorgniserregend. Dazu kommt, dass es immer wieder Gerüchte gibt, dass Huawei sein Mate 60 oder auch den in China bereits in den Startlöchern stehenden Nachfolger Huawei P70 Pro auch außerhalb von China - vielleicht auch in Europa - anbieten will.
Dem "China Smartphone Weekly Sell-through Tracker" von Counterpoint Research zufolge gingen die Verkäufe von Smartphones in China in den ersten sechs Wochen des Jahres 2024 im Jahresvergleich insgesamt um 7 Prozent zurück.
Den deutlich stärkeren Einbruch von Apple erklärt Counterpoint-Analyst Mengmeng Zhang folgendermaßen: "Das iPhone von Apple hatte in den ersten Wochen des Jahres aus mehreren Gründen Probleme. In erster Linie sah es sich einer harten Konkurrenz im oberen Preissegment durch ein wiederauflebendes Huawei gegenüber, während es aufgrund der aggressiven Preise von Unternehmen wie Oppo, Vivo und Xiaomi in der Mitte unter Druck geriet."
2024 wird für Apple in China schwierig
Dazu kommt, dass Huawei auch technisch viel Neues zu bieten hat, dass die zahlungskräftigere Kundschaft in China offenbar anspricht. Ganz anders dagegen Apple: "Obwohl das iPhone 15 ein tolles Gerät ist, weist es keine nennenswerten Verbesserungen gegenüber der Vorgängerversion auf, so dass es für Verbraucher in Ordnung ist, vorerst an den iPhones der älteren Generation festzuhalten", fasst Zhang zusammen.
"Das Verbrauchervertrauen muss steigen, um den Markt zu stabilisieren, aber angesichts der aktuellen Entwicklungen, insbesondere im Immobiliensektor, ist es eine schwierige Aufgabe", sagte Senior Analyst Ivan Lam und fügte hinzu: "
Apple hat bereits reagiert und am Wochenende mit "aggressiven Werbeaktionen" begonnen, wie Counterpoint-Analyst Ivan Lam erklärt. Dennoch erwartet er für Apple und den gesamten Smartphone-Markt in China schwere Zeiten. Zumindest im ersten Quartal 2024 dürfte der Gesamtmarkt auch aufgrund gedämpfter Kauflaune in China generell im Minus bleiben.