Eben mal einen HP-Drucker bei der Distribution bestellen, auch wenn man als Reseller nicht direkt bei HP registriert ist, das soll es nach Willen des amerikanische Hersteller ab sofort nicht mehr geben. So wurden die offiziellen Distributoren laut Informationen aus dem Handel angewiesen, Drucker und Supplies nur noch an Reseller abzugeben, die sich dafür vorher bei HP registriert haben.
Bei HP bestätigt man gegenüber ChannelPartner diese Vorgehensweise. "HP unterhält ein selektives Vertriebssystem für die Distribution und den Wiederverkauf von HP-Produkten und Dienstleistungen innerhalb des Europäischen Wirtschaftsraums, der Schweiz und des Vereinigten Königreichs", erläutert Jan Neumann, Manager Distribution Deutschland bei HP Deutschland.
HP verlangt von allen autorisierten HP-Partnern die Einhaltung von bestimmten technischen und professionellen Standards, um sicherzustellen, dass HP-Produkte und Dienstleistungen ordnungsgemäß vermarktet werden. So will der Hersteller sicherstellen, dass "die hohe Qualität und das Markenimage" erhalten wird. Zudem soll so die Verbreitung von Fälschungen verhindern werden. "In einem selektiven Vertriebssystem wie dem von HP, dürfen autorisierte Partner ausschließlich von anderen autorisierten Partnern kaufen und ebenfalls nur an autorisierte Partner sowie an Endkunden verkaufen", präzisiert Neumann.
HP erwartet nun von den Händlern, dass sie im Rahmen eines "einfachen Registrierungsprozesses" bestätigen, sich an die "HP Selective Distribution Criteria" zu halten und ausschließlich von anderen autorisierten Partnern zu kaufen bzw. an diese zu verkaufen.
Resellern droht Auslistung
Mit der Zustimmung zu diesen Kriterien müssen sich Distributoren und Reseller darüber im Klaren sein, dass ihnen Sanktionen drohen, sollten sie sich nicht an die Vereinbarung halten. So bedeutet ein Weitervertrieb an nicht autorisierte Händler "eine Verletzung der selektiven Distributionskriterien von HP sowie der vertraglichen Vereinbarung mit HP". Und das kann Folgen haben: Bei Zuwiderhandlungen werde man Händler oder Distributoren "zeitweilig oder dauerhaft von der Liste der autorisierten HP-Partner entfernen".
HP kündigt in diesem Zusammenhang an, die Einhaltung der selektiven Vertriebskriterien und der Liste der autorisieren HP-Partner zu überwachen. Jeder Distributor muss nun überprüfen, ob der bestellende Kunde bereits bei HP registriert ist. Für Händler ergibt sich dadurch aber die Schwierigkeit, dass oft nicht von vorneherein sichtbar ist, ob der Kunde die Ware für seinen eigenen Bedarf oder zum Weiterverkauf ordert. Schon in der Vergangenheit führte dies bei HP zu Problemen, dass insbesondere bei größeren E-Tailern für den Endkundenmarkt vergünstigte Ware in andere Kanäle gelangte. Eigentlich müsste nun bei jedem gewerblichen Kunden überprüft werden, ob dieser auch als Zwischenhändler tätig ist.
Das selektive Vertriebssystem von HP gilt für den Europäischen Wirtschaftsraum, die Schweiz und das Vereinigten Königreich. Damit stellt sich aber auch die Frage, ob diese Vorgaben mit europäischen Recht vereinbar sind. Bei HP glaubt man sich hier auf der sicheren Seite: "Der Aufbau und Betrieb eines selektiven Vertriebssystems ist im europäischen Wirtschaftsraum zulässig und wird von vielen Marken in weitem Umfang angewandt", meint HP-Distributionsexperte Neumann. Das selektives Distributionssystem sei im Einklang mit europäischem Wettbewerbsrecht, das eine solche Vorgehensweise vorsehe. Neumann verweist in diesem Zusammenhang auf die EU-Verordnung 2022/720 der Kommission vom 10. Mai 2022 über die Anwendung des Artikels 101 Absatz 3 des Vertrags über die Arbeitsweise der Europäischen Union auf Gruppen von vertikalen Vereinbarungen und abgestimmten Verhaltensweisen.
Keine Preiskontrolle angestrebt
Jan Neumann tritt Vermutungen aus dem Channel entgegen, dass die neuen Maßnahmen vor allem dazu dienen sollen, Preise besser unter Kontrolle zu halten und den Graumarkt auszutrocknen. "Das selektive Vertriebssystem von HP und die damit zusammenhängende Liste der autorisierten Partner hat nichts mit der Kontrolle der Verkaufspreise der Partner zu tun. Autorisierte HP-Partner sind selbstverständlich im Einklang mit den Gesetzen und HPs langjähriger kaufmännischer Praxis, frei darin, ihre Verkaufspreise selbständig festzulegen.", bekräftigt Neumann.
Der HP-Manager nennt drei konkrete Beispiele, was HP von seinen Partnern erwartet: So müssen Händler sicherstellen, dass die Produkte mit einer gültigen HP-Herstellergarantie verkauft werden und dass der Händler sich an seine Verpflichtungen in Bezug auf Verbraucherrechte wie Ansprüche auf Rücktritt oder Gewährleistung hält. Zudem sollen Käufern korrekte und aktuelle Produktinformationen zur Verfügung gestellt werden, damit sie eine fundierte Kaufentscheidung in Bezug auf das Produkt treffen können. Oder es geht beispielsweise darum, dass das bestellte Produkt in einer neuen, unbenutzten und unbeschädigten HP-Originalverpackung versendet werden. "Das sind sehr grundlegende Anforderungen die, wie sich in der Vergangenheit gezeigt hat, nicht immer von allen Händlern eingehalten wurden", resümiert Neumann.
Nun könnte es aber passieren, dass Händler, die sich nicht der Registrierungspflicht unterwerfen wollen, künftig andere Marken bevorzugen. Hier gibt es von HP nur eine ausweichende Antwort. Man verweist auf den einfachen Registrierungsprozess, der sogar ohne Handelsregisterauszug online durchgeführt werden kann. Das Registrierungstool um autorisierter HP-Partner zu werden sei offen für alle Händler, die transaktionale Drucker und Verbrauchsmaterialien vertreiben wollen. "Händler können sich an einen Distributor ihrer Wahl innerhalb des ganzen Europäischen Wirtschaftsraumes, der Schweiz und des Vereinigten Königreichs wenden, um ihre Registrierung abzuschließen", erläutert Neumann.
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