Die CeBIT war jahrzehntelang die weltweit größte IT-Messe. Das ist ein unbestreitbarer Verdienst. Und wir alle haben gelegentlich davon profitiert. Aber bereits Euripides, der vor 2400 Jahren in Griechenland Tragödien dichtete, wusste um den Lauf der Welt: "Keins der Dinge hat Bestand", so sein Fazit. Daran hat sich seitdem nichts geändert. Und die CeBIT beweist das.
Hannover, das die Willkommenskultur nun wahrlich nicht erfunden hat, wie jeder langjährige CeBIT-Besucher mit diversen Anekdoten bestätigen kann, war zwar immer stolz auf "seine Messe", hätte sie aber wahrscheinlich lieber ohne Besucher gehabt. Gereicht hätte den Einheimischen ein bisschen Prominenz, die sich vor Fotografen die Neuheiten aus der Technik anschaut, sowie die Kanzlerin - vor langer, langer Zeit auch einmal der Kanzler -, die sich nach einem kleinen Rundgang, gefälligem Kopfnicken und dem einen oder anderen freundlichen Händeschütteln im Fernsehen live aus Hannover an die Nation wendet. Dann gratuliert sie der IT-Branche zu ihren Leistungen, preist den Standort Deutschland, lobt (nach kurzem Blick auf den Spickzettel) das jeweilige Partnerland wohlwollend als aufstrebende IT-Nation, um abschließend je nach aktueller Laune und Bestand in der Staatskasse wahlweise mehr Breitbandausbau zu versprechen oder ihn von den TK-Firmen zu fordern.
Früher war alles besser ...
Vor zwei, drei Jahren änderte sich das. Da fand man als Besucher auf einmal am ersten Messetag auf dem Weg zur CeBIT Zettel mit dem Hinwies "Zimmer in Messenähe frei" an den Straßenlaternen. Da musste man am Abend am Ausgang Nord (bei 2 Grad Plus, Schneeregen, Wind aus Nordost) nicht mehr auf ein Taxi warten, sondern hatte die Auswahl, in welches man denn nun steigen will. Bedauerlicherweise das Aus für die viertelstündigen Gespräche mit wildfremden Menschen, in denen es darum ging, wie deren Messetag war.
Auf der Messe selbst war Entwicklung leicht am Hallenplan ablesbar: Der wurde schlichtweg immer kompakter. Ein klein wenig ließ sich das am Anfang noch dadurch kaschieren, dass erst SAP seine Hausmesse, dann Salesforce seine Kundenveranstaltung zeitgleich mit der CeBIT stattfinden ließen.
Aber auch das funktioniert nicht mehr. Die CeBIT ist einfach nur noch "eine Messe" und hat in der öffentlichen Aufmerksamkeit keinen höheren Stellenwert mehr als die CES in Las Vegas, der MWC in Barcelona oder die IFA in Berlin - vielleicht sogar einen geringeren. Denn dort wurden vermehrt die "coolen" Produkte vorgestellt. In Hannover wurde dagegen fast gar nichts mehr "präsentiert", dafür rückten Business-Themen in den Vordergrund - was nicht jeder schlecht fand.
Aber diese Themen lassen sich nicht so leicht visualisieren wie das neueste Smartphone, ein autonomes Auto, der allergrößte Fernseher oder die allerkleinste Datenbrille. Ergebnis: Hannover geriet ins Hintertreffen. Bemerken konnte man das wie gesagt schon länger. Nur sehen wollte es in Hannover keiner.
Bis 2017 die Entwicklung dann wirklich nicht mehr ignoriert werden konnte und der angeblich schon seit langem diskutierte Masterplan, die CeBIT als Digitalfestival in den Juni zu verlegen aus Halle 26 - Verzeihung - aus dem Hut gezaubert wurde. Schade nur, dass dem Kaninchen damals noch die Ohren fehlten, das Fell ungebürstet und es auch sonst wenig ansehnlich war.
"Die ganze Stadt wird CeBIT-City".
Es für die große Show hübsch zu machen, dauerte dann offenbar doch länger als gedacht. Erst diese Woche - drei Monate vor der CeBIT 2018 - traute man sich dann, das finale Konzept vorzulegen. Drei Monate vor der Messe! Aussteller früherer Jahre, die eigentlich direkt am Ende der Messe buchen mussten, um im nächsten Jahr einen halbwegs akzeptablen Platz zu ordentlichen Konditionen zu bekommen, dürfte das in hysterische Lachkrämpfe versetzt haben. Oder es hat ihnen einen erleichterten Seufzer entlockt, weil sie nicht mehr mit von der Partie und verpflichtet sind in den wenigen verblieben Wochen einen Messeauftritt zu organisieren, der ihren Chef zufriedenstellt.
"Eine Veränderung bewirkt stets eine weitere Veränderung", hatte Niccoló Machiavelli - der Autor der nach ihm benannten Sammlung von Empfehlungen zu Machterwerb und Machterhalt bereits im 15. Jahrhundert festgestellt. In Hannover kann man das jetzt exemplarisch beobachten. Dort wird dieses Jahr "die ganze Stadt zur CeBIT-City".
"Im Sommer kann sich Hannover als Gastgeberin, Messestandort und attraktives Ziel für Gäste aus der ganzen Welt von seiner schönsten Seite präsentieren", lockt Oberbürgermeister Stefan Schostok in einer Pressemitteilung. Ihm zufolge wird im Juni "Hannover zu einem Hotspot für Digitalisierung".
"Wir wollen, dass Hannover zur CeBIT richtig brummt."
Oliver Frese, Vorstand der Deutschen Messe AG, will zusammen mit vielen Partnern "die Stimmung, die Atmosphäre und die Themen der CEBIT mitten in die Stadt tragen. Denn CEBIT und Hannover gehören untrennbar zusammen. Wir wollen, dass Hannover zur CEBIT richtig brummt." Das dürfte zumindest in den Restaurants kein Problem sein, wie man brummt, das wissen die Bedienungen dort prima. Aber ich schweife ab und werde unfair, als Bewohner von München steht es mir nicht zu, die Unfreundlichkeit von Personal in irgendeinem Teil der Welt zu beanstanden …
Vor allem bin ich wieder zu negativ. Schließlich ist die Liste der Unterstützer ja beeindruckend. Neben der Landeshauptstadt und der Region Hannover gehören dazu unter anderem so uneigennützige und weltweit als Tourismusmagneten und Business-Enabler beliebte Organisationen wie der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband, der Flughafen Hannover, die üstra (für nicht Eingeweihte der ÖPNV in Hannover), die Deutsche Bahn, die Taxigenossenschaft Hallo Taxi 3811, die Hannover Marketing & Tourismus Gesellschaft (HMTG), Radio Hannover, Vertreter der Kunst- und Kulturszene der Stadt (kenne ich da einen? Kennen Sie einen?) und lokale Verlage.
Nicht mehr dabei sind 49 Beschäftigte der Deutsche Messe Interactive, einer Tochterfirma der Deutsche Messe AG.Die wird gerade abgewickelt. Aber wahrscheinlich werden diese Personen dringend anderswo gebraucht, um "Hannover zu einem Hotspot für Digitalisierung" zu machen. Aber ich schweife erneut ab und werde schon wieder unfair.
Aus der CeBIT wird die Gewerbeschau Hannover
Außerdem bin ich als Besucher gar nicht gefragt. Nach langen Gesprächen ist laut Messechef Frese nämlich "gemeinsam ein Programm mit Hannover, für Hannover und insbesondere auch in Hannover entstanden. Im Juni ist die ganze Stadt CEBIT." Ein Abendticket für 15 Euro soll dagegen neue Besuchergruppen auf die Messe bringen, etwa "digital interessierte Besucher aus Stadt und Region Hannover".
- Ein gewohnter Anblick für alle CeBIT-Veteranen
- Auch dieses Jahr strömen die Besucher Richtung Eingang
- Business Security Stage
- Business Security Stage
- Business Security Stage
- Business Security Stage
- Digital Business Solution, SAP
- Digital Business Solution, Datev
- Digital Business Solution, IBM
- Digital Business Solution, Deutsche Telekom
- Digital Business Solution, Intel
- Digital Business Solution, Vodafone GmbH
- ERP - HR Solutions, ERP Stage
- ERP - HR Solutions, ERP Stage
- ERP - HR Solutions, ERP Stage
- Research & Innovation, Future Talk
- Research & Innovation, Future Talk
- PostAuto Mobilitätslösungen
- Security Forum, Security Plaza
- Startups SCALE11
- Virtual & Augmented Reality
- Virtual & Augmented Reality
- Business Security
- Startups SCALE11 von der Idee zum Next Big Thing
- Ausgang
- Business Security Stage, Sophos
Damit können nach des Tages Müh' und Last dann "Mittelständler, Gewerbetreibende, Handwerker und von der Digitalisierung begeisterte Menschen aus Stadt und Umland" abends noch zwei Stunden die Ausstellungsbereiche der neuen CEBIT oder die Vorträge besuchen, bevor sie dann ab 19 Uhr "rund um das Expo-Holzdach gemeinsam mit Ausstellern und Besuchern aus aller Welt die Digitalisierung feiern." Und ich Naivling dachte, das wurde in den vergangen Jahren schon immer in der Münchner Halle ausgiebig getan. So kann man sich täuschen.
Der Palo Palo Club ist die CeBIT-Party-Heimat von Speicherspezialist Sandisk.
Michael Grote (eBay), Miriam Franke (Sandisk) und Sabrina Gottwald (ChannelPartner) stimmen sich im Palo Palo auf die CeBIT ein.
Sven Glatter, Christine Händler (beide Comteam) und Karin Hernik (APC by Schneider Electric) genießen den Abend im Palo Palo.
Oliver Kaiser (Tech Data) mit Christian Velroyen (Sandisk).
Die Despec-Party-Abordnung mit Sascha Hummels und Thomas Knifka.
Deborah Wohter (APC by Schneider Electric) mit den beiden Kavalieren Oliver Grorges und Arnd Villwock (beide COP).
Baris Ergun (Abas) und Corinna Ingenhaag (PR Konstant) auf der Abas-Standparty.
Uli Schürmann und Naim Sassi (beide Netgo) haben Sabrina Gottwald (ChannelPartner) in die Mitte genommen.
Kyocera-Geschäftsführer Reinhold Schlierkamp begrüßt den Chef seines Lieblings-Spare-Part-Distributors, Massimo Scuderi.
Nico Frieling und Oliver Kreth von der Kyocera-Tochter Ceyoniq.
Carolyn Lüdtke (Kyocera) hat ihre Kollegen Ralph Rotmann, Marcel Christ, David Pütz, Carsten Berendes und Frank Strotmann um sich geschart.
Robin Morgenstern (Morgenstern), Stephen Schienbein (Kyocera) und Martin Steyer (Printvision).
Kai Süßschlaf (Mitte, Haupt Bürosysteme) mit Daniel Preissing und Frank Müller (beide Kyocera).
Schwaben-Power: Benjamin Scuderi (M.K. Electronic) und Armin Weiler (ChannelPartner).
Api hat im Planet Reseller wieder für jede Menge Stimmung gesorgt.
Neben den Distributionsgrößen Christoph Runge (COS), und Sebastian Walter (Pilot) muss sich Andreas Raum (Mitte, Freyraum) ganz schön strecken.
André Stutzmann (Brother) bei der Fachhandelsbetreung in Person von Mike Reif (Horn) auf der Api-Party.
Thomas Jank (ChannelPartner), Michael Alber (Cooler Master), Stefan Zimmermann (OCZ) und Michael Schmid (Cherry) leisten Claire Fairbrother (IDG) bei ihrer Api-Party-Premiere Gesellschaft.
Katharina Pfreintner (Ingram Micro) mit Alexander Glatzeder (Freyraum).
Die Speicher-Gurus der Distribution: Joachim Paggen (Maxcom) und Patrick Matzinger (Littlebit).
Die drei von der Trankstelle: Thomas Jank (ChannelPartner), Christian Pirch (CyberPower) und Aaron Licht (Technik PR).
Sumru Gerken (Ingram) mit Michael Dopmeier (TP-Link).
Geballte Medienpräsenz auf der Api-Party: Carla Schäfer (IDG), Thomas Jank (ChannelPartner), Markus Reuter (ChannelObserver) und Claire Fairbrother (IDG).
Michael Grote (eBay) gratuliert Mirko Rusch zu seinem neuen Job bei Acer.
Das restliche Rahmenprogramm klingt schlicht und einfach wie das ins Gigantische gesteigerte Begleitprogramm jeder beliebigen Gewerbeausstellung im Land. Gut, anstatt der Blaskapelle aus dem Nachbardorf, der Senioren-Zumba-Gruppe des Turnvereins und den frisch gebackenen Gelbgürtel-Trägern aus der Judo-Abteilung treten in Hannover überregional bekannte Menschen auf. Habe ich mir sagen lassen. Aber auch wenn der Maßstab größer ist, so ist der Anspruch doch derselbe. Gewerbeschau mit angeschlossenem Amüsierbetrieb. Und wir wissen alle, wer bei solchen Veranstaltungen die besten Geschäfte macht: die Stände mit Essen und Trinken.