Mit Firefox 128 hat Mozilla im Juli 2024 experimentell auch eine Funktion namens "Privacy Preserving Attribution" eingeführt. Die lässt sich zwar deaktivieren, ist aber standardmäßig aktiviert. Daher hat die auf Deutsch als "datenschutzfreundliche Werbe-Messung" bezeichnete Funktion jetzt den Verein Noyb auf den Plan gerufen. Er hat eine Beschwerde bei der österreichisch Datenschutzbehörde (DSB) eingereicht. Der Verein geht auf die Klagen von Max Schrems gegen Facebook zurück und hat bereits zahlreiche Datenschutzbeschwerden gegen große Konzerne erfolgreich geführt.
Noyb wirft Mozilla vor, die angebliche Datenschutzfunktion in Firefox stillschweigend aktiviert zu haben. Firefox könne mit dieser Technologie das Verhalten von Nutzern tracken. "Im Wesentlichen übernimmt nun der Browser das Tracking und nicht mehr einzelne Websites", fasst Noyb zusammen. Dies möge zwar eine Verbesserung gegenüber dem noch invasiveren Cookie-Tracking sein, allerdings wurden Nutzer nie gefragt, ob sie die Funktion aktivieren wollen.
Parallelen zu Googles "Privacy Sandbox"
"Stattdessen hat Mozilla die Funktion bei der Installation eines neuen Software-Updates standardmäßig aktiviert", erklärt Noyb. "Dies ist besonders besorgniserregend, da Mozilla im Allgemeinen den Ruf hat, eine datenschutzfreundliche Alternative zu sein, während die meisten anderen Browser auf Googles Chromium basieren. … Ähnlich wie Googles (gescheiterte) Privacy Sandbox verwandelt dies den Browser in ein Tracking-Tool für Websites."
Das ein Teil des Trackings jetzt direkt in Firefox stattfindet möge zwar weniger invasiv sein als andere Tracking-Formen, verstoße aber weiterhin gegen die DSGVO, erklärt Noyb. Zudem ersetze ersetzt diese Funktion herkömmliche Cookies nicht, sondern stelle vielmehr eine zusätzliche Möglichkeit für Websites da, gezielte Werbung zu schalten und zu messen.
"Mozilla mag zwar gute Absichten gehabt haben, es ist aber unwahrscheinlich, dass die 'datenschutzfreundliche Werbe-Messung' Cookies und andere Tracking-Tools ersetzen wird. Es handelt sich nur um ein neues, zusätzliches Tracking-Tool", beklagt Felix Mikolasch, Datenschutzjurist bei NOYB. Kritisch sieht er auch, dass Mozilla die "datenschutzfreundliche Werbe-Messung" standardmäßig aktiviert habe, ohne die Nutzer über diesen Schritt zu informieren oder sie um ihr Einwilligung zu bitten. Die Funktion werde nicht einmal in Mozillas Datenschutzrichtlinien erwähnt.
NOYB fordert die österreichische Datenschutzbehörde (DSB) daher auf, das Vorgehen von Mozilla zu untersuchen. Mozilla soll ordnungsgemäß über sämtliche Datenverarbeitungstätigkeiten informieren und die Funktion standardmäßig ausschalten. Darüber hinaus soll das Unternehmen alle unrechtmäßig verarbeiteten Daten löschen.
Wer die Funktion deaktivieren will, kann dies über die Menüschaltfläche rechts oben in Firefox tun. Dazu muss bei "Einstellungen" unter "Datenschutz & Sicherheit" der Bereich "Werbeeinstellungen für Websites" ausgewählt und dort der standardmäßig gesetzte Haken entfernt werden.