VMware Explore 2024

Feuertaufe für VMware unterm Broadcom-Dach

Peter Marwan lotet kontinuierlich aus, welche Chancen neue Technologien in den Bereichen IT-Security, Cloud, Netzwerk und Rechenzentren dem ITK-Channel bieten. Themen rund um Einhaltung von Richtlinien und Gesetzen bei der Nutzung der neuen Angebote durch Reseller oder Kunden greift er ebenfalls gerne auf. Da durch die Entwicklung der vergangenen Jahre lukrative Nischen für europäische Anbieter entstanden sind, die im IT-Channel noch wenig bekannt sind, gilt ihnen ein besonderes Augenmerk.
Auf der VMware Explore 2024 in Las Vegas hat Broadcom gezeigt und erklärt, wie es sich die Zukunft von VMware vorstellt. Einschneidende Neuerungen gab es wenig, viel wurde erklärt, viel unter der Haube angepasst. Die Betonung liegt generell auf „Private“ – auf Private Cloud und „Private AI“.
 
  • Zwischenbilanz zur Partnerentwicklung in Europa
  • Neuheiten der VMware Explore 2024 im Überblick
  • VMware setzt auf "Private AI"
  • VMware und Symantec entdecken Synergien
"Deshalb ist für mich klar, dass die Zukunft des Unternehmens privat ist: Private Cloud. Private KI. Angetrieben von Ihren privaten Daten", erklärte Broadcom-CEO Hock Tan auf der VMware Explore 2024 in Las Vegas.
"Deshalb ist für mich klar, dass die Zukunft des Unternehmens privat ist: Private Cloud. Private KI. Angetrieben von Ihren privaten Daten", erklärte Broadcom-CEO Hock Tan auf der VMware Explore 2024 in Las Vegas.
Foto: Broadcom

Die VMware Explore 2024 ist mit Spannung erwartet worden. Schließlich ist es der erste große, öffentliche Termin nach dem Abschluss der Übernahme von VMware durch Broadcom. Und es ist für viele auch die erste Gelegenheit, mit dem sonst eher zurückhaltenden und unnahbaren Broadcom ins Gespräch zu kommen. Zumindest wenn sie aus den USA sind oder in die USA reisen wollen.

Europäer müssen noch bis November warten. Dann findet vom 4. bis zum 7.11 die europäische Ausgabe der VMware Explore 2024 in Barcelona statt. Das Vier-Tages-Ticket kostet aktuell noch 1.575 Euro. Damit ist wenigstens dieser Preis zum Vorjahr gleichgeblieben.

Allerdings könnte es sein, dass Käufer viel weniger dafür bekommen als 2023. Zum Beispiel haben sich Besucher der Veranstaltung in Las Vegas je nach Perspektive enttäuscht oder sogar bestürzt über die Zahl der Aussteller geäußert. Die Kommentare reichen von "ziemlich traurig" und "deprimierend" über "schockiert" bis "erbärmlich". Im Gegensatz zur vernichtenden Kritik wird die Qualität der Sessions und Vorträge von VMware selber aber überwiegend gelobt.

Immerhin sind die großen Technologiepartner da - von Dell, HPE und Intel über AWS, Microsoft, Google und OVHcloud bis NetApp, Rubrik und Veeam. Auch Ingram Micro und IBM sind vor Ort. Aber insgesamt umfasst die Ausstellerliste nicht mal 50 Namen. Damit scheint die Ära vorbei zu sein, in der die VMware-Hausmesse ein Branchentreff war. Denn vor der Pandemie konnte die damalige "VMworld" je nach Jahr doppelt oder sogar dreimal so viele Austeller vorweisen, wie jetzt die VMware Explore. Zum Beispiel waren 2019 laut Werbeprospekt von VMware 115 Sponsoren dabei.

Die kürzlich als Omnissa ausgegliederte Sparte für End-User-Computing wird von vielen Besuchern in Kommentaren in Social Media vermisst. Die beruft sich aber darauf, dass sie bald ihre eigenen Kunden- und Partner-Veranstaltungen durchführen wird. Berichten zufolge ist die erste "Omnissa One" für Europa am 23. und 24. Oktober in Amsterdam geplant.

Zwischenbilanz zur Partnerentwicklung in Europa

Bereits im Vorfeld der Veranstaltung hatte Broadcom bekannt gegeben, dass sich die neu formierte Partnerlandschaft gut entwickle. Das ist sicher Definitions- und Ansichtssache. Broadcom definiert "gut" so: "Mehr als 50 VCSP Pinnacle Partner in Europa haben sich seit Februar dem Broadcom Advantage Partner Program angeschlossen."

Das Broadcom Advantage Partner Program für VCSP-Partner ist laut Broadcom darauf ausgelegt, "Partnern zu helfen, ihr Geschäft durch vereinfachte Preisgestaltung, verbesserte Effizienz und umfangreichere Vorteile als bei früheren VMware-Cloud-Partnerprogrammen auszubauen. Alle VCSP-Partner werden Dienstleistungen auf Basis derselben VMware-Cloud-Foundation-Software erbringen, die auch Kunden vor Ort einsetzen, was entscheidend dazu beiträgt, den Kunden eine konsistente Cloud-Erfahrung zu ermöglichen."

Neuheiten der VMware Explore 2024 im Überblick

Ungeachtet des "Downsizings" der gesamten Veranstaltung hat das Unternehmen aber doch einige technische Ankündigungen im Gepäck gehabt. Im Wesentlichen konzentrieren die sich auf vier Aspekte:

In seiner Eröffnungsansprache legt Broadcom-CEO Hock Tan zudem dar, welche Entwicklungen er im Markt sieht und wie sich VMware darauf einstellt. Tan betonte noch einmal, dass Vereinfachung und bessere Integration oberste Priorität haben. Ein Beispiel: Das Produktportfolio von VMware wurde von 8.000 SKUs auf vier Kernangebote reduziert. Dass die Vereinfachung bei den Lizenzen für viele Kunden eine deutliche Preiserhöhung mit sich bringt, überging er dabei. Dafür hob er - den in vielen Fällen sicher tatsächlich vorhandenen - Wert der besseren Integration hervor. Den Wert sehen übrigens auch viele Besucher der Veranstaltung, die sich dazu positiv in Social Media geäußert haben.

Ein weiterer, wichtiger Aspekt ist die Neuorientierung in Bezug auf die Cloud-Strategie. "Viele Kunden haben mir gesagt, dass sie ihre Bindung an die Public Cloud überdenken", erklärte Tan. "Vor einem Jahrzehnt verliebten sich viele CEOs und Vorstände in das Versprechen der Public Cloud und verpflichteten ihre IT-Teams dazu, die Public Cloud an erste Stelle zu setzen." Jetzt kämpften viel Kunden mit Kosten, Komplexität und Compliance.

"Offensichtlich ist die Public Cloud teurer als erwartet. Sie ist eine weitere Plattform und eine zusätzliche Komplexitätsschicht, die verwaltet werden muss. Und die Einhaltung von regulatorischen Anforderungen ist weit komplexer und kostspieliger als erwartet", betont Tan. "Deshalb ist für mich klar, dass die Zukunft des Unternehmens privat ist: Private Cloud. Private KI. Angetrieben von Ihren privaten Daten."

Es sei durchaus sinnvoll, dass Unternehmen die Public Cloud weiterhin für Elastizität und Spitzenlasten nutzen. Aber in der hybriden Welt sei die Private Cloud jetzt die Plattform, die das Geschäft und die Innovationen vorantreibt. Damit das funktioniert, müssten die bislang weitgehend getrennten Bereiche Compute, Storage und Networking einheitlich betrachtet werden.

Da zwickte sich vielleicht mancher - denn wenn er vor einigen Jahren auf einer Nutanix-Veranstaltung gewesen ist, hat er dort genau dasselbe gehört. Oder wenn er 2018 auf der VMworld war, erinnert er sich vielleicht noch an das damalige "Project Dimension", das die "Einfachheit der VMware-Cloud für Rechenzentren und Edge-Computing bereitstellen" sollte.

Also nur alter Wein in alten Schläuchen? Nicht wirklich. Broadcom will aber weit verbreitete Software - VMware vSphere, vSAN, NSX, vRealize - weiterentwickeln und dafür sorgen, dass sie unter dem Dach der Plattform VMware Cloud Foundation (VCF) untereinander besser zusammenarbeitet. "Wir ermöglichen es Ihnen, sie als Stack bereitzustellen, um Ihr gesamtes Rechenzentrum zu virtualisieren - um eine einzige Plattform zu schaffen", laut die Botschaft von Hock Tan.

Zusätzlich soll wie in der Public Cloud ein Katalog an Services verfügbar sein, die sich schnell bereitstellen lassen. Tan nannte hier die Bereiche Sicherheit, Datendienste, Disaster Recovery, Container-Betrieb, Edge-Orchestrierung, Load Balancing, Workload-Automatisierung.

VMware setzt auf "Private AI"

Neu hinzugekommen ist zudem "Private AI". Wie es den Begriff für sich definiert, hat VMware bereits im vergangenen Jahr dargelegt. Demnach handelt es sich nicht um ein Produkt, sondern einen Architekturansatz, der Kunden die Vorteile von KI verschaffen soll, ohne dass sie Kompromisse bei der Kontrolle über die Daten, der Datenhoheit oder der Compliance eingehen müssen.

Angegangen wird das Ziel aus unterschiedliche Ricjhtungen. Jeder Bereich bei VMware soll etwas dazu beitragen. Zum Beispiel erklärt Sanjay Uppal, Vizepräsident und General Manager der Software-Defined Edge Division von Broadcom: "Wir konzentrieren uns darauf, Unternehmen die Einführung von Edge-KI-Workloads zu ermöglichen." Dazu unterstützt VMware VeloCloud Edge (mit der Appliance VeloCloud Edge 710 ) künftig zum Beispiel Fixed Wireless Access ("Funk-DSL") und Satellitenverbindungen, um Konnektivität für OT-Geräte bereitzustellen.

VMware und Symantec entdecken Synergien

Außerdem beginnt Broadcom, für VMware Synergien mit dem früheren Zukauf Symantec zu suchen. Um Unternehmen bei der Cloud-Konnektivität besser zu unterstützen, sollen VeloCloud SD-WAN Points of Presence (PoPs) mit Symantec PoPs integriert werden. Kunden von VeloCloud SASE, Secured by Symantec sollen dann von höherer Bandbreite und Verfügbarkeit, niedrigeren Latenzzeiten und globaler Reichweite zu wichtigen Cloud- und SaaS-Anbietern profitieren. Mit "VeloCloud SASE, Secured by Symantec" sieht sich Broadcom nun auch als Anbieter von "Single-Vendor-SASE".

Mit "VMware Edge Compute Stack" steht eine Edge-optimierte Laufzeit- und Orchestrierungsplattform bereit, die das Management von Edge-Anwendungen und -Infrastruktur an Standorten mit begrenzten Ressourcen ermöglicht. Sie wurde um Funktionen für effizientes Management von Infrastruktur und Anwendungen, einschließlich Edge-KI-Apps und Workloads wie Small Language Models (SLMs) verbessert.

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