Burim Mirakaj, CEO Vinci Energies DACH & CEE ICT

"Fernao ist in gleichen Branchen wie Axians stark aufgestellt"

Ronald Wiltscheck widmet sich bei ChannelPartner schwerpunktmäßig den Themen Software, KI, Security und IoT. Außerdem treibt er das Event-Geschäft bei IDG voran. Er hat Physik an der Technischen Universität München studiert und am Max-Planck-Institut für Biochemie promoviert. Im Internet ist er bereits seit 1989 unterwegs.
Am 21. August 2024 verkündete Vinci Energies, die Fernao-Systemhausgruppe übernehmen zu wollen. Burim Mirakaj, CEO Vinci Energies DACH & CEE ICT, erläutert im Gespräch mit ChannelPartner, welche Ziele der Konzern mit der Fernao-Akquisition verfolgt.

channelpartner.de: Herr Mirakaj, was genau erhoffen Sie sich durch die Übernahme der Fernao-Gruppe?

Burim Mirakaj, CEO Vinci Energies DACH & CEE ICT: Wir sind ein langfristig und strategisch agierender Investor. Cyber Security gehört zu den am schnellsten wachsenden Märkten in der IT und OT (operative Technologie in Industrie, Energie und anderen Infrastruktur-Bereichen). Diese Entwicklung wird getrieben durch die großen Investitionen in digitale Transformation, Künstliche Intelligenz (KI) und den Trend zur Echtzeit-Vernetzung von Infrastrukturen.

Unsere Tochtergesellschaft Axians ist als Full Service ICT-Dienstleister und Managed Services Provider für die ganzheitliche Unterstützung seiner Kunden positioniert und hat in den letzten Jahren im Bereich Cyber Security bereits ein signifikantes Wachstum erreicht.

Mit der Fernao-Gruppe gewinnen wir zusätzliche Kompetenzen im Bereich Cyber Security, besonders für Deutschland und die Schweiz. Gemeinsam mit unseren Vinci Energies Schwestermarken Actemium (Industrietechnik) sowie Omexom (Energie-Infrastruktur) können wir unsere Kunden noch besser und stärker dabei unterstützen auch ihre OT-Infrastrukturen vor Cyberangriffen zu schützen.

Außerdem stärken wir unser Portfolio im Managed Services-Bereich. Durch die ausdifferenzierte Aufstellung und die Plattform-Strategie von Fernao von klassischen IT-Security- und Netzwerk-Security-Themen bis zu SIEM (Security Information and Event Management), SOAR (Security Orchestration Automation and Responses) und Pentesting können wir Kunden als Full Service Security Provider umfassend und lückenlos absichern.

Burim Mirakaj, CEO Vinci Energies DACH & CEE ICT: "Wir werden insgesamt über mehr als 1.000 Cyber-Security-Expertinnen in der DACH & CEE-Region verfügen."
Burim Mirakaj, CEO Vinci Energies DACH & CEE ICT: "Wir werden insgesamt über mehr als 1.000 Cyber-Security-Expertinnen in der DACH & CEE-Region verfügen."
Foto: Vinci Energies

channelpartner.de: Welche Neukunden und Branchen wollen Sie über Fernao für Vinci Energies dazugewinnen?

Burim Mirakaj, Vinci Energies: Fernao ist in ähnlichen Branchen wie Axians stark positioniert – im TK- und Service Provider-Bereich, im Public-Sektor, im Handel, bei Finanzdienstleistern und im Gesundheitswesen. Dazu kommt ein sehr starker Kundenbestand im Bereich der produzierenden und verarbeitenden Industrie, den wir als Netzwerk noch umfassender durchdringen können. Vor allem richtet sich das neue Portfolio an KRITIS-Unternehmen aller Art.
Hinzu kommen Enterprise-Kunden, die auf Grund des Fachkräftemangels und der komplexen modernen Netzwerke, einen verlässlichen Managed Service-Partner im Bereich Cyber-Security suchen.

Für all diese Kunden werden wir zusammen mit Fernao umfassende Managed Security Services und Lösungen für IT und OT anbieten können, bei den Axians über langfristige Verträge auch die Betriebsverantwortung für die Sicherheit von Systemen, Daten und Prozessen übernehmen kann. Ein wichtiger USP (Unique Selling Point) ist hier auch unser weiterwachsendes SOC-Netzwerk (Security Operations Center) in Deutschland und der Schweiz, dass Einsätze koordiniert.

channelpartner.de: Werden mit der Übernahme der Fernao-Gruppe neue Technologie-Anbieter als Partner zu Vinci Energies und Axians dazukommen? Wenn ja, aus welchen Bereichen?

Burim Mirakaj, Vinci Energies: Axians bedient die relevanten Technologie-Partner im Cyber-Security- Markt bereits. Allerdings wird durch Fernao der Anteil der Umsätze und Kompetenzen hier wachsen. Darunter fallen beispielweise Anbieter wie Fortinet, Palo Alto, Splunk, SentinelOne und weitere Partner.

Sehr wichtig ist aber zudem, dass wir nach der Genehmigung der Akquisition durch die Behörden zusammen insgesamt über mehr als 1.000 Cyber-Security-Expertinnen in der DACH & CEE-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz, Zentral- und Osteuropa) verfügen werden, die täglich am Puls dieser dynamischen Technologie unterwegs sind. Gerade im Bereich von KI-getriebener Security aber auch bei der Abwehr neuartiger Angriffe ist es sehr wichtig, für den Kunden alle Technologien in maßgeschneiderten Cyber Security-Plattformen zu integrieren und nahtlose Überwachungs- und Abwehrstrategien zu realisieren.

channelpartner.de: Werden alle Mitarbeiter von Fernao übernommen?

Burim Mirakaj: Ja, wir werden alle Mitarbeitenden übernehmen.

channelpartner.de: Werden Fernao-Niederlassungen in Deutschland und in der Schweiz mit den Filialen von Vinci Energies zusammengelegt? Wenn ja, welche?

Burim Mirakaj: Derzeit ist geplant, die Niederlassungen so zu belassen, wie sie sind.

Wichtig ist für uns, dass perspektivisch sinnvolle Synergien in der Zusammenarbeit entstehen. Wir entsprechen damit auch dem Wunsch von Mitarbeitenden. In Metropolregionen wie Köln, Zürich und Basel entstehen mit der Akquisition große Cluster von Axians- und Fernao-Teams. Schon jetzt darf jeder Mitarbeitende bei Axians an jedem Standort der Gruppe arbeiten.

Die detaillierte Strategie im Bereich der Standorte wird Teil des Integrationsprozesses in unserer Gruppe sein und gemeinsam mit dem fernao Team erarbeitet. Klar ist, dass wir im Rahmen unseres Programms "Bester Arbeitgeber" weiter massiv in unsere Standorte und Mitarbeitende investieren werden. Wir planen beispielsweise auch die Eröffnung eigener Innovation-Hubs, zur Zusammenarbeit von Axians-Bereichen mit Bildungseinrichtungen und Startups.

channelpartner.de: Werden Fernao-Mitarbeiter den einzelnen Vinci Energies-Gesellschaften (Actemium, Omexom) und Axians bzw. Axians Infoma zugeordnet?

Burim Mirakaj: Nein.

channelpartner.de: Wie genau wird sich die Zusammenarbeit von Axians/fernao mit dem Schwestermarken Actemium sowie Omexom gestalten?

Burim Mirakaj: Seit Jahren verfolgen wir in der Zusammenarbeit unserer Marken eine klare Strategie. Diese baut auf der Eigenverantwortlichkeit der einzelnen Business Units bzw. Gesellschaften auf und ergänzt diese gezielt um konzernintern Plattformen wie Clubs, Innovationslabore wie die Digitalschmiede, Community Events wie etwa den IT/OT Cyber Security Hackathon.

Extern sprechen wir unsere Kunden auf Eigenveranstaltungen und Messen mit der gesamten Power unseres Netzwerks an. In Kürze werden wir beispielsweise in einer neuen Kampagne von Axians und Actemium in Deutschland unsere gemeinsamen OT-Security-Kompetenzen präsentieren. So ermöglichen wir den Business Units der beteiligten Marken die Erweiterung ihres jeweiligen Geschäftes.

Die sich daraus ergebenden Synergieeffekte im Portfolio werden auch zukünftig im Rahmen der Zusammenarbeit mit den Schwestermarken Actemium und Omexom genutzt. Gerade im IoT-Sektor sehen wir hier weiter viel Potenzial und Wertschöpfung. Der Lebenszyklus von Industrial Security-Anwendungen ist deutlich langfristiger und die Schutzstrategie komplexer als in der reinen IT-Security. Im uptownBasel in der Schweiz betreiben wir daher bereits ein eigenes internationales IT- & OT-SOC.

channelpartner.de: Wird die Marke „Fernao“ fortbestehen? Wenn ja, wie lange?

Burim Mirakaj: Die Marke "Fernao" wird im Zuge des Integrationsprozesses perspektivisch in die Marke "Axians" überführt werden. Der detaillierte Zeitrahmen wird nach der Genehmigung der Akquistion mit dem Fernao-Team gemeinsam erarbeitet.

channelpartner.de: Behält danach Axians Deutschland ihre bisherige Struktur bei oder werden (ähnlich wie mit Infoma) neue Divisionen erschaffen?

Burim Mirakaj: Axians Deutschland ist in den letzten Jahren im IT- und TK-Markt kontinuierlich gewachsen. Wir haben uns in diesem Jahr auf die interne „Zellteilung“ der Management-Bereiche von Axians Deutschland auf „IT“ und „Telekommunikationsinfrastrukturen“ (TI) ab dem 1. Januar 2025 vorbereitet, um dieses Wachstum weiter nah am Business und den Mitarbeitenden steuern zu können.

Am Markt agieren wir selbstverständlich weiterhin als Axians Deutschland unverändert mit der gemeinsamen Power und den Projekten unserer Bereiche. Die Fernao-Gruppe in Deutschland wird mit ihrem Führungsteam und den Mitarbeitenden in den neuen Axians Management-Bereich „IT“ unter Leitung von Olaf Niemeitz integriert.

Olaf Niemeitz wird ab 2025 den neugeschaffenen IT-Bereich bei Axians Deutschland anführen.
Olaf Niemeitz wird ab 2025 den neugeschaffenen IT-Bereich bei Axians Deutschland anführen.
Foto: Axians

channelpartner.de: Welchen Mehrumsatz werden Sie als Axians in Deutschland mit der Übernahme der Fernao-Gruppe 2024 erzielen? Die hier erwähnten 260 Millionen Euro? Oder mehr?

Burim Mirakaj: Wir gehen von 260 Millionen Euro Mehrumsatz aus (ca. 165 Millionen Euro in Deutschland und rund 95 Millionen Euro in der Schweiz). Wir planen zudem zusätzliche Umsätze durch Synergien und Know-how-Transfer im gesamten DACH & CEE-Raum in unseren 13 Axians-Ländern der Region.

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