Gesetzesentwurf noch dieses Jahr

EU will einheitliche Ladekabel für Smartphones und Co.

Kris Wallburg ist Redakteur bei der Macwelt.
Die vereinheitlichung von Ladekabeln in Europa ist seit vielen Jahren auf der Agenda der EU, konnte bisher aber noch nicht durchgesetzt werden. Interne Dokumente deuten jetzt darauf hin, dass ein neuer Gesetzesentwurf noch in diesem Jahr veröffentlicht werden soll.

Micro-USB, USB-C und Lightning: Wenn Sie ein Smartphone besitzen, wird es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit über einen dieser drei Anschlüsse geladen. USB-C ist inzwischen der Standard bei neueren Android-Smartphones, während vor allem ältere oder aktuelle, aber günstige Modelle noch auf Micro-USB setzen. Apple wiederum setzt auf den proprietären Lightning-Anschluss, der bis heute noch in allen iPhones und den meisten iPads zum Einsatz kommt. Dieses Durcheinander an Anschlüssen möchte die Europäische Union zukünftig verhindern und eine Vereinheitlichung im europäischen Raum durchsetzen. Das berichtet Netzpolitik.org.

Noch gibt es eine ganze Reihe an Ladekabeln - das könnte sich künftig ändern.
Noch gibt es eine ganze Reihe an Ladekabeln - das könnte sich künftig ändern.
Foto: Shutterstock.com/Claire Adams

Debatten um eine solche Maßnahme laufen schon seit einigen Jahren, unter anderem an dem Widerstand aus der Branche. Auch Apple wehrt sich gegen ein solches Gesetz, schließlich verdient das Unternehmen aus Cupertino viel Geld mit dem Verkauf von Adaptern und Ladekabeln. Lightning hatte lange Zeit auch viele technische Argumente auf seiner Seite, bot es doch einige Vorteile gegenüber dem älteren Micro-USB-Standard. Das änderte sich mit USB-C, einem moderneren Standard mit einer höheren Datenrate schneller und leistungsstärker ist als Apples Lightning. Außerdem hat sich USB-C inzwischen breitflächig durchgesetzt, auch Tablets und Laptops setzen auf den Standard. Selbst Apples eigene Macbooks kommen inzwischen nur noch mit USB-C-Anschlüssen.

Dieses Durcheinander an Ladegeräten soll sich zukünftig ändern. Netzpolitik.org hat interne Dokumente und E-Mails der Generaldirektion Binnenmarkt vorliegen, die nahelegen, dass noch in diesem Jahr ein neuer Gesetzesentwurf zur Vereinheitlichung der Anschlüsse vorgelegt werden soll. Das Vorhaben ist Teil der "Circular Electronics Initiative" und soll auch andere Geräte mit ähnlichen Stromanforderungen, beispielsweise Kopfhörer und Kameras, mit einschließen. Eine Initiative auf Basis freiwilliger Absprachen mit der Industrie aus dem Jahre 2009 konnte zwar viele Hersteller dazu bewegen, USB-Anschlüsse in ihren Geräten zu verbauen, Apple schloss sich dem aber nicht an und setzt weiter auf proprietäre Lösungen. Bereits im Januar 2020 berichteten wir über Vorstöße innerhalb der EU zur Vereinheitlichung der Ladekabel. Das EU-Parlament stimmte damals mit einer großen Mehrheit für die vorgeschlagene Resolution und machte den Weg frei für künftige Gesetzesentwürfe.

Die Nachteile proprietärer Anschlüsse

Der EU ist die Vielfältigkeit der Smartphone-Anschlüsse vor allem aus zwei Gründen ein Dorn im Auge. Auf der einen Seite die dadurch entstehenden Nachteile für Verbraucher, die im schlechtesten Fall drei verschiedene Arten von Kabel zum Aufladen ihrer Geräte benötigen. Auf der anderen Seite die Auswirkung auf die Umwelt. Wie Netzpolitik.org berichtet, entstehen europaweit jedes Jahr 13.300 Tonnen Elektromüll durch alte Handy-Ladegeräte, weniger als die Hälfte davon wird bislang recycelt. Käufer eines neuen Smartphones sollen in Zukunft lieber ihr altes Ladegerät weiter nutzen, statt bei jedem Kauf ein neues zu kriegen. Ein Vorgehen, das Apple beim iPhone 12 bereits eingeführt hat, dem zwar noch ein Kabel, aber kein Netzteil mehr beiliegt. Auch andere Smartphone-Hersteller folgen diesem Vorstoß, allen voran Samsung bei ihrem neuen Topmodell Galaxy S21.

Kabelloses Laden in der Kritik

Doch nicht nur die kabelgebundenen Lademöglichkeiten sind Thema in der EU, auch die Entwicklung des kabellosen Ladens sorgt für Diskussionsbedarf. Bislang ist fast ausschließlich der Qi-Standard verbreitet, aber viele Alternativen stehen kurz vor der Markteinführung. Um in diesem Bereich eine ähnliche Situation wie bei den kabelgebundenen Lösungen zu verhindern, möchte die EU auch hier eine einheitliche Regel schaffen. Dafür hat die EU-Kommission eine Studie zur Untersuchung der Handlungsmöglichkeiten in Auftrag gegeben.

Grundsätzlich steht die EU dem kabellosen Laden kritisch gegenüber. Der Stromverbrauch ist dabei erwiesenermaßen höher und eine britische Studie deutet darauf hin, dass auch die Haltbarkeit von Akkus durch das induktive Laden leidet. (Macwelt)

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