München, Heiliggeiststraße 7: Von außen deutet nichts darauf hin, dass hier Geräte gezeigt und verkauft werden, die derzeit zu den Hype-Themen der IT-Branche zählen. An dieser Adresse findet man Slow Shop, einen Feinkostladen, der sich auf natürliche und naturbelassene Lebensmittel spezialisiert hat.
Ein Blick ins Schaufenster verrät aber, dass hier nicht nur Leckereien über die Ladentheke gehen. Neben Olivenöl und Marmeladengläsern stehen auch Druckbeispiele und Verbrauchsmaterial für 3D-Drucker in der Auslage. Im Inneren des kleinen Ladengeschäfts in der Nähe des Viktualienmarkts haben die 3D-Drucker der Initiatoren von 3d Dinge ihre Nische gefunden. 3d Dinge unterhält einen Online-Shop für 3D-Drucker und Zubehör mit Sitz in Dachau. Die Druckerecke im Feinkostladen ist für das Unternehmen ein erster Versuch, die Drucker auch "offline" der Kundschaft zu zeigen und anzubieten. "Wir wollten einfach mal das Interesse ausloten", bereichtet Levin Brunner von 3d Dinge. Das Projekt ist allerdings noch nicht dauerhaft. So sind die 3D-Pioniere erst einemal für einige Wochen im Slow Shop präsent. "Früher oder später werden wir aber einen eigenen Laden haben", ist Brunner überzeugt. In München zeigen die Dachauer unter anderem Drucker von Ultimaker, Makibox und RepRap.
Was ein Feinkostladen mit 3D-Druck zu tun hat, erschließt sich nicht auf den ersten Blick.
Im Schaufenster fallen aber die 3D-Druckerzeugnisse zwischen den Marmeladengläser auf.
Thomas Berger, Inhaber des "Slow Shop" in der Münchener Heiliggeiststraße hat in seinem Feinkosttempel eine Ecke für die 3D-Druck-Enthusiasten eine Ecke freigeräumt.
Hier kann Nils Hitze von 3d Dinge seine Produkte präsentieren.
Spezielle Verbrauchsmaterialien führen zu Druckergebnissen mit unterschiedlichem Aussehen und unterschiedlichen Eigenschaften. Das Teil im Vordergrund wurde beispielsweise aus Supplies mit Holzanteil hergestellt.
Levin Brunner von 3d Dinge erklärt einem Besucher an einem Druckbeispiel die Materialeigenschaften von Verbrauchsmaterial mit Kreidebestandteilen.
3D-Druckinteressent Martin Altmann lässt sich von Nils Hitze die Details erläutern.
Zwischen Regalen mit Feinkost haben die 3D-Drucker ihre Ecke.
Zur Shop-Eröffnung sind einige 3D-Druck-Enthusiasten aber auch völlige Neulinge gekommen.
Praxis-Beispiel: Flasche mit Drehverschluss. Allerdings noch nicht ganz wasserdicht, wie die 3D-Druckeexperten einräumen.
Der Druckkopf des Ultimakers.
3D-Druck ist noch Handarbeit: Hier justiert Nils Hitze ein Gerät von Ultimaker.
Neu im 3dDinge-Porfolio: Die kompakte Makibox soll als Bausatz für nur 375 Euro zu haben sein. Voraussichtlicher Liefertermin: Mitte bis Ende September.
Auch das Verbrauchsmaterial mit Holzanteil hält der Shop bereit.
Mit dem passenden 3D-Scanner lassen sich Gegenstände erfassen und dann auf dem 3D-Drucker duplizieren.
Das Verbrauchsmaterial kann sowohl im Online-Shop als auch im Slow Shop gekauft werden.
Laybrick nennt der Hersteller das Druckmaterial, das sandseinartige Druckergebnisse ermöglicht.
Mit dem X400 gibt es auch einen etwas größeren 3D-Drucker von RepRap zu sehen.
Das Ultimaker-Gehäuse gibt es auch in einer schicken Holzversion.
Nicht ganz einfach ist das Drucken von Überhängen: Benchmark sind dabei die "Yoda-Ohren".
So wird das Druckmaterial von der Spindel zum Druckkopf transportiert.
Eine Vase als Druckbeispiel aus dem Ultimaker.
Feinkost und Drucker passen zusammen
So mutet die Kombination aus Feinkost und 3D-Druckern etwas skurril an. Doch Slow-Shop-Inhaber Thomas Berger sieht darin kein Widerspruch: "Der Ressourcen schonende Ansatz von 3D-Printing passt auch zu unserem Konzept", erläutert er. Außerdem freut sich Berger auch über neue Kundschaft in seinem Laden, die sonst nicht unbedingt den Weg in den Slow Shop gefunden hätten. So konnten sowohl er als auch die 3d-Dinge-Vertreter reges Interesse zur "Shop-Eröffnung" verzeichnen. Für die Besucher ist die Idee eine gute Möglichkeit, einen 3D-Drucker aus der Nähe zu sehen und die Druckergebnisse zu begutachten. "Ich brauche für den Modellbau Teile, die ich so nicht kaufen kann", berichtet Besucher Martin Altmann, und lässt sich von 3d-Dinge-CEO Nils Hitze ein Druckobjekt vorführen.
Andere haben bereits Erfahrung mit dem räumlichen Druck und suchen Tipps, Erfahrungsaustausch oder eine Möglichkeit, verschiedene Verbrauchsmaterialien mit unterschiedlichen Eigenschaften auszuprobieren.
Die 3D-Drucker und ein 3D-Scanner sind noch für einige Wochen im Slow Shop, Heiliggeiststraße 7 in München, nur wenige Gehminuten vom Marienplatz entfernt zu sehen. (awe)