Einfache Bedienung, aber unzureichende Beschreibung

24.01.2002
Kaum eine Woche vergeht, in der nicht eine weitere PC-/Digitalkamera auf den Markt gebracht wird. Die einen Hersteller locken mit immer mehr Megapixel und Features, die anderen setzen auf niedrige Preise, geringe Abmessungen und einfachste Bedienbarkeit. Zur zweiten Gruppe gehört die neueste Kamera von Anubis, die sich ComputerPartner näher angeschaut hat.

Was ein Twain-kompatibles Programm ist, werden die meisten Leser von ComputerPartner sicher wissen. Falls nicht, und falls sie gleichzeitig Anubis# Digitalkame-ra "Typhoon Stylocam 350" im Sortiment führen, sollten sie sich schleunigst damit vertraut machen. Denn das Gerät dürfte aufgrund seiner äußerst schlichten Aufmachung mit nur zwei Bedienknöpfen nicht gerade "Tekkies" ansprechen, sondern eher technisch durchschnittlich interessierte Zeitgenossen. Und die werden sich fragen, wie sie das geschossene Material auf den PC bringen. Denn zu diesem Thema liefert das Handbuch so gut wie keine Informationen. Und so werden sie sich, falls keine Technik-Freaks im Freundeskreis vorhanden sind, vertrauensvoll an denjenigen wenden, der ihnen das Gerät verkauft hat.

Doch gemach - zunächst müssen die Anwender die Bedienung der Digitalkamera erlernen. Und hier dürften für viele bereits die ersten Probleme auftauchen. Das Handbuch listet lediglich auf, was die Einstellungen in dem fingernagelgroßen Display zu bedeuten haben - wie sie aber aktiviert werden, das soll der User gefälligst durch eigenes Versuchen selber herausfinden. Natürlich kapiert man nach einer Weile des Ausprobierens das Prinzip - warum Anubis allerdings gänzlich auf eine Beschreibung desselben verzichtet, bleibt ein Rätsel. Und diese restriktive Gestaltung des Informationsflusses zieht sich wie ein roter Faden durch das gesamte Produkt, einschließlich des mitgelieferten Softwarepakets "Live Suite 2.0".

Dabei erhält, wer die Kamera in die Hand nimmt, einen Eindruck von schlichter Eleganz, gepaart mit der Suggestion klarer Funktionalität und gelungener Ergonomie. Das in mattem Silber und Schwarz designte Gehäuse erinnert von der Form her an einen Schokoriegel. Nur 128 Millimeter lang, passt die Stylocam in jede Hosentasche. Die Formgebung erlaubt es auch, die Kamera mit nur einer Hand zu bedienen. Dies erweist sich besonders bei Schnappschüssen undunauffälligem Fotografieren als Vorteil.

Nach einem Druck auf den Knopf neben dem optischen Sucher ist sie in etwa ein bis zwei Sekunden einsatzbereit - vorausgesetzt, man will keine Änderung der Einstellungen vornehmen. Dem Anwender bieten sich drei Auflösungen: Superhoch (640 x 480 Pixel), Hoch (320 x 240) und Niedrig (160 x 120). Empfehlenswert ist nur der höchstauflösende Modus. Laut Handbuch fasst der eingebaute, 8 MB große SDRAM-Speicher bis zu 40 Bilder im Superhoch-Modus.

Kurze Videoclips möglich

Weitere Einstellungsmöglichkeiten sind Raum- und Außenaufnahme, Selbstauslöser (nach zehn Sekunden) und zwei Videoclip-Modi. Außerdem kann der Hobbyknipser das jeweils letzte oder alle Bilder löschen. Auf ein Blitzlicht hat der Hersteller verzichtet. Auch lassen sich die Bilder auf dem ohnehin für diesen Zweck zu kleinen Display nicht vorab in Augenschein nehmen. Wird die Kamera 30 Sekunden nicht genutzt, schaltet sie sich automatisch aus.

Ein wenig schummrig wird dem normalsichtigen Anwender, wenn er durch den optischen Sucher blickt: Alles erscheint etwas verschwommen. Dies weckt schlimme Befürchtungen im Hinblick auf die Qualität der geschossenen Fotos. Und in der Tat bestätigte sich der Eindruck später am PC: Nur Nahaufnahmen unter günstigen Lichtverhältnissen hatten eine ausreichende Schärfe, der Rest, vor allem Motive von weiter entfernt liegenden Objekten, wies verschwommene Konturen auf. Doch sollte man bei aller Kritik nicht vergessen, dass die Kamera nur etwa 50 Euro kostet und dafür beachtlich viele Funktionen integriert.

Vorausgesetzt, man hat die Software und die Treiber von der beiliegenden CD-ROM auf dem PC installiert, kann man nun versuchen, sich die Bilder am Rechner anzuschauen. Dazu verbindet man PC und Kamera mit dem beiliegenden USB-Kabel. Doch wie es dann weitergeht, darüber schweigt sich - wie bereits gesagt - das Handbuch aus. Die Hilfedatei bietet lediglich ein paar Bemerkungen grundsätzlicher Art über Systembedingungen in Englisch.

Profis im Vorteil

Wer schon einmal ein Twain-kompatibles Programm wie Paintshop, U-Lead oder Imaging zum Einscannen von Bildern benutzt hat, weiß sich vielleicht zu helfen. Die anderen User sind dazu verurteilt, alle sieben Teilprogramme von Live Suite 2.0, die man in der Windows-Liste findet, durchzuprobieren. Erschwerend kommt hinzu, dass die Programme eine unübersichtliche Oberfläche mit unklaren Symbolen besitzen.

Eine klare Online-Hilfe, die Schritt für Schritt und von Grund auf die Funktionen beschreibt, würde dem User hier garantiert viel Ärger sparen.

Eher zufällig kommt man darauf, dass mit dem Programm"Live Snap" die Fotos via Twain-Treiber heruntergeladen werden können. Leidlich bearbeiten lassen sie sich dann mit "Card Maker".

Richtig nebulös wird es, wenn man einen Videoclip gedreht hat. Zunächst einmal muss der Anwender es schaffen, das aus mehreren hundert Einzelbildern bestehende Filmchen in den PC zu überspielen. Anschließend konfrontiert ihn Anubis mit Problem Nummer zwei: Wie schweißt man die Einzelbilder zum abspielbaren Film zusammen? Nur hartgesottene und erfahrene Ausprobierer werden sich ihren Weg bahnen, der Rest gibt entnervt auf oder läuft zum Händler.

Lediglich die Webcam-Funktion der Stylocam lässt sich problemlos starten und einigermaßen intuitiv bedienen. Der Anwender kann etwa mit dem Programm "Live Diary" Standfotos schießen oder Filme aufzeichnen und im WMV-Format abspeichern. Ein integriertes E-Mail-Programm hilft bei der Versendung der Dateien an Freunde und Bekannte. Weitere Bestandteile von Live Suite sind unter anderem das "Album"-Programm zum Verwalten und Sortieren von Bild-, Video- oder Audiodateien, und "Live Monitor", bei dem die Stylocam als bewegungssensitives Überwachungssystem fungiert. Der Anwender kann hier den Empfindlichkeitsgrad des Bewegungsmelders in drei Stufen einstellen und außerdem vorgeben, welche Aktion gestartet werden soll, wenn eine Bewegung registriert wird (etwa eine E-Mail versenden).

Mit der Anwendungssoftware Live Suite 2.0 bekommt der User eine verwirrende Fülle an Möglichkeiten rund um das Thema Bild und Video an die Hand. Was fehlt, ist eine übersichtliche Darstellung dieser Möglichkeiten, um sich systematisch damit vertraut zu machen. (de)

<b>Kurzgefasst</b>

Die Typhoon Stylocam 350 von Anubis mit den Ausmaßen eines Schokoriegels ist eine leicht zu bedienende, äußerlich ansprechende Digitalkamera mit optischem Sucher, zwei Bedienknöpfen und einem kleinen Display für die Einstellungskontrolle. Sie ist auch als Camcorder oder Webcam nutzbar. Die Ergebnisse sind von Webqualität, was aber bei dem niedrigen Preis nicht verwundern darf. Als völlig unzulänglich erwies sich die Bedienungsanleitung, speziell für die Anwendungssoftware. Hat man aber das Prinzip verstanden, ist die Bedienung kinderleicht. Immerhin findet sich die Anleitung auf der Typhoon-Website. Deshalb ist die Gesamtnote Drei zu vertreten.

Anbieter:

Anubis Electronic GmbH

Am Langfeld 38

66130 Saarbrücken

Tel.: 06 81/9 88 06-0

Fax: 06 81/9 88 06-111

www.typhoon.de

Preis:

Etwa 50 Euro

Wertung:

Gerät: 3

Lieferumfang: 2

Handbuch 5

Ease-of-Use: 2

Händler-Support: 4

CP-TIPP: 3

(Bewertung nach Schulnoten)

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