Lancom-Chef Ralf Koenzen zum DigitalPakt Schule 2.0

„Eine einmalige Finanzspritze reicht nicht“

Armin Weiler kümmert sich um die rechercheintensiven Geschichten rund um den ITK-Channel und um die Themen der Distribution. Zudem ist er für den Bereich PCs und Peripherie zuständig. Zu seinen Spezialgebieten zählen daher Notebooks, PCs, Smartphones, Drucker, Displays und Eingabegeräte. Bei der inoffiziellen deutschen IT-Skimeisterschaft "CP Race" ist er für die Rennleitung verantwortlich.
Ralf Koenzen, Gründer und Geschäftsführer des deutschen Netzwerkausrüsters Lancom, befürchtet, dass deutsche Schulkinder digital abgehängt werden. Er erwartet nun ein klares Zeichen der Politik.

Digitale Infrastrukturen im Bildungswesen liegen Lancom-Chef Ralf Koenzen am Herzen. Bereits Mitte 2023 hatte Koenzen gefordert, dass nach dem Auslaufen des DigitalPakts Schule eine Anschlussfinanzierung von IT-Bildungsprojekten im Rahmen einer Neuauflage notwendig sei.

Ralf Koenzen, Gründer und Geschäftsführer bei Lancom „Die Schuldenbremse darf nicht zur Fortschrittsbremse werden!“
Ralf Koenzen, Gründer und Geschäftsführer bei Lancom „Die Schuldenbremse darf nicht zur Fortschrittsbremse werden!“
Foto: Lancom Systems

Leider wurde die Forderung des Lancom-Chefs nicht erhört. Im erst vor wenigen Tagen verabschiedeten Bundeshaushalt wurde der direkte Fortsetzung des Digitalpakts eine Absage erteilt. Koenzen sieht darin eine "bedauernswerte Entwicklung" und ein "völlig falsches Signal". So sind bereits tritz bürokratischer Hürden mindestens 90 Prozent der bereitgestellten Mittel aus dem ersten DigitalPakt Schule bereits abgeflossen oder verplant. Anträge können noch bis Mai 2024 eingereicht werden. So werden wohl 2025 die Fördertöpfe leer und das Geld aufgebraucht sein.

Dauerhafte Förderung notwendig

Die grundlegende Digitalisierung der Schulen bedarf aber einer dauerhaften Förderung: "Um Schuldigitalisierung nicht nur anzuschieben, sondern nachhaltig zu gestalten und digitale Bildung fest im Schulalltag zu verankern, reicht eine einmalige Finanzspritze nicht aus", betont Koenzen. Hierzu brauche es langfristige Unterstützung und Planungssicherheit für Schulen und Kommunen. Hard- und Software seien keine Maschinen, die, einmal angeschafft, jahrzehntelang laufen. "Die Innovations- und Wartungszyklen bei IT-Infrastruktur sind kürzer, und die Anforderungen an Netzwerk und Performance im Schulalltag durchaus hoch", beschreibt er das Problem. Nicht nur für Koenzen gehört eine funktionierende IT genau wie Strom und Wasser zur Grundausstattung von Schulen. Und das liegt in der Verantwortung der öffentlichen Hand.

Deutschland braucht also dringend einen zweiten DigitalPakt Schule, um technologisch nicht den Anschluss zu verlieren, insbesondere in Zeiten, in denen KI unaufhaltsam ins Arbeits- und Privatleben einzieht.

Koenzen merkt an, dass es dabei nicht nur um Hardware-Beschaffung wie Tablets, Notebooks, Whiteboards oder Netzwerkkomponenten geht. Auch eine kontinuierliche und professionelle Betreuung ist dringend notwendig. Dabei hält er die Administrierung der digitalen Infrastrukturen durch Schulbehörden und Verwaltung für "wenig realistisch". Der Fachkräftemangel und das Ringen um IT-Personal in freier Wirtschaft und öffentlichem Dienst verschärft die Lage. "Lehrkräfte fehlen ebenfalls an fast allen Schulen und sollen sich um die Ausbildung unserer Kinder kümmern. Sie als Netzwerkadministratoren einzusetzen, kann ebenso wenig die Lösung sein", konstatiert Koenzen.

Eine funktionierende IT gehört heutzutage genau wie Strom und Wasser zur Grundausstattung von Schulen.
Eine funktionierende IT gehört heutzutage genau wie Strom und Wasser zur Grundausstattung von Schulen.
Foto: Gorodenkoff - shutterstock.com

Koenzen befürchtet "IT-Ruinen"

Der Lancom-Manager zieht seine Folgerungen aus den Erfahrungen mit dem DigitalPakt 1.0: "Wenn wir die Schulen mit den beschafften Geräten und der aufgebauten Infrastruktur alleine lassen, stehen wir in wenigen Jahren wieder vor IT-Ruinen", befürchtet er. Dann beginne die Beschaffung bei null, anstatt mit gemäßigten Investitionen auf der Höhe der Technologieentwicklung zu bleiben. Seiner Ansicht nach können aber Potenziale wie die Verlagerung der Netzwerkverwaltung in die Cloud genutzt werden. Sie entlastet IT-Fachkräfte davon, ständig vor Ort zu sein, reduziert den Zeit- und Kostenaufwand und ermöglicht darüber hinaus das Outsourcing an spezialisierte IT-Dienstleister.

Computer- und Medienkompetenz ist heute praktisch an allen Arbeitsplätzen Grundvoraussetzung für ein erfolgreiches Berufsleben. "Wenn wir nicht dort investieren, wo unsere Kinder ihre grundlegende Bildung erhalten, in unseren Schulen, sieht es für die Lösung des Fachkräftemangels und damit auch für die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland schlecht aus", befürchtet Koenzen.

Er erwartet daher ein klares Zeichen der Regierungskoalition, indem sie die Schuldigitalisierung schnellstmöglich wieder auf die Agenda setzt und konsequent fördert. "Die Schuldenbremse darf nicht zur Fortschrittsbremse werden", bekräftigt der Lancom-Geschäftsführer.

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