Hersteller von Notebooks, Desktop-PCs, Workstations und Tablets haben es derzeit nicht leicht. In den letzten Quartalen wurden deutlich weniger Geräte abgesetzt als in den Vergleichszeiträumen der Vorjahre.
So errechnen die Marktanalysten von Canalys einen Rückgang des PC-Markts in Europa um 37 Prozent im Q1/2023 gegenüber dem Vorjahresquartal. Der Markt für Tablets hat etwas weniger gelitten. Trotzdem stehen auch hier 20 Prozent weniger in den Büchern der Marktforscher.
Zu ähnlichen Ergebnissen kommt auch das auf den Channel spezialisierte Marktforschungsunternehmen Context: Demnach hat sich der europäische Markt für Desktop-PCs sich im Jahresverlauf 2022 langsam erholt, erlitt aber im traditionell starken vierten Quartal einen herben Rückschlag. Nach einem Minus gegenüber dem Vergleichsquartal des Vorjahres von 7,5 Prozent in Q1/2022, von 4,9 Prozent in Q2 und 1,2 Prozent in Q3 rutscht der Markt im vierten Quartal 2022 gegenüber dem Vorjahr an den Stückzahlen gemessen um 12,2 Prozent ab.
Deutlich besser sah es bei PCs gemessen am Umsatz aus. Trotz teilweise sehr attraktiven Rabatten zur Verkaufsförderung lag der Umsatz in dem Segment in den ersten drei Quartalen 2022 zwischen 1,8 und 3,6 Prozent über dem des jeweiligen Vorjahresquartals. Der Anstieg ist auf einen veränderten Produktmix - hin zu höherwertigen Modellen - zurückzuführen.
Gestiegene Lebenshaltungskosten, aufgeschobene Projekte bei Firmenkunden und weiter nachlassende Nachfrage aus dem Bildungssektor sorgten jedoch im vierten Quartal auch beim Umsatz mit Desktop-PCs für einen Rückgang von 4,8 Prozent.
Lagerbestände werden abgebaut
Unberechenbarer war 2022 der europäische Markt für Mobile Computing. Bei den Stückzahlen schwankte hier der Absatz im Vergleich zum jeweiligen Vorjahresquartal zwischen minus 25,8 Prozent und minus 7,2 Prozent. Im vierten Quartal sackte er - nach einer mehrmonatigen positiven Entwicklung - gemessen an den Stückzahlen wieder um 18,9 Prozent ab. Auch hier fielen die Schwankungen beim Umsatz weniger stark aus. Im vierten Quartal 2022 lag der Umsatz 12,2 Prozent unter dem des Vorjahresquartals.
Im dritten Quartal konnten die Hersteller trotz niedrigerer Stückzahlen sogar einen Umsatzzuwachs von 2,7 Prozent verzeichnen. "Ein Faktor, der den Aufschwung hinauszögert, ist der nach wie vor hohe Lagerbestand bei den Distributoren", erläutert Amanuel Dag, Country Director - DACH Region bei Context. Nun werde der Lagerbestand nach und nach reduziert. Zudem sei der Channel zurückhaltend, neue Ware auf Lager zu legen. Dag erwartet aber "Ende 2023 oder spätestens 2024" eine Rückkehr zum Wachstum.
Zu einem ähnlichen Schluss kommen die Canalys-Analysten: "Auch wenn der PC-Markt in Europa in ersten Quartal 2023 einen weiteren starken Rückgang erleben musste, gibt es dennoch positive Signale, dass die Region das Schlimmste hinter sich hat", meint Kieren Jessop, Research Analyst bei Canalys. Es gibt aber sowohl im Consumer- als auch im Business-Segment immer noch Faktoren, die die Investitionsbereitschaft der Kunden bremst. Jessop nennt hier unter anderem Inflation und höhere Zinsen. Positiv stimmt ihn, dass die Korrektur von Lagerbeständen sowie Werbemaßnahmen dazu führen werden, dass sich der Bereich der privaten Endkunden "bis zum Jahresende leicht erholt".
Geschäftskunden stehen weiterhin unter wirtschaftlichem Druck. "Da die Budgets knapp sind, sind immer mehr Unternehmen in der Region offen für Device-as-a-Service-Modelle, um bei IT-Investitionen flexibel zu bleiben", stellt der Canalys-Analyst fest.
Lenovo knapp vor HP
Im westeuropäischen Markt musste unter den Top Fünf der PC-Hersteller bei den Stückzahlen im ersten Quartal 2023 Dell mit einem Rückgang von über 40 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum meisten Federn lassen. Damit verlor Dell den dritten Platz an Apple, das mit einem Minus von knapp 19 Prozent noch vergleichsweise glimpflich davongekommen ist.
Auf die ersten beiden Plätze kommen Lenovo und HP die sich mit einem Marktanteil von 26,4 und 25,4 Prozent ein knappes Rennen liefern. Platz Fünf belegt Asus.
Die unter "Sonstige" aufgeführten Unternehmen machen laut Canalys nur etwa 14 Prozent des westeuropäischen Gesamtmarktes aus. Diese Hersteller mussten einen erheblichen Einbruch verzeichnen: Sie konnten im Q1/2013 nur noch halb so viele PCs verkaufen wie im Vorjahresquartal.
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