Von Wolfgang Leierseder
Der Cisco-Partner, der auf der abendlichen Party die Berliner Hausmesse "Cisco Expo" als "Heimspiel" bezeichnete, war mit seiner Meinung nicht allein. Bei den rund 3.000 Teilnehmern der "Expo" hatte sich offensichtlich bereits nach dem ersten Tag eine gewisse Entspannung eingestellt. Ebenso konnte man gelten lassen, dass ein anderer Teilnehmer diese auf die "enorme Power, mit der Cisco sein Geschäft betreibt", zurückführte. Dass, anders als im Vorjahr, die rund 300 Partner sich weder mit Zertifizierungen beschäftigten noch die Mühen derselben erklärt bekamen, sodass sie sich Themen wie "Telepresence", "Web 2.0" oder "Green IT" widmen konnten - darauf wies Erik Wenig, Direktor Partner und Allianzen bei der auf über 700 Mitarbeiter angewachsenen Cisco Deutschland, im Gespräch mit ChannelPartner hin.
Kurzum, die zum zweiten Mal in Berlins Kongresshotel Estrel veranstaltete "Cisco Expo" machte anschaulich klar, wie ungefährdet der Marktführer bei Netzwerken die Angereisten mit Themen beschäftigen kann, die Konkurrenten gerade anfangen zu buchstabieren.
Telepresence
Beispiel "Telepresence": Mit einer eigenen, auf hochauflösenden Bildschirmen (1.920 mal 1.080 Bildpunkte) basierenden Lösung zeigte Cisco, dass seine Videokommunikation über Breitbandverbindung mit den bisherigen Versuchen der Videokonferenz nichts zu tun hat. Die zwischen 80.000 und 300.000 Euro teuren Gesamtpakete für zwei bis sechs Personen, die sich in Lebensgröße gegenüberzusitzen scheinen, sollen nicht nur Teilnehmern langwieriges und teures Reisen sparen, sondern auch zum Klimaschutz betragen.
Ciscos Deutschland-Chef Michael Ganser erklärte, dass Cisco selbst die Lösung weltweit in 50 Filialen installiert habe und so die Reisetätigkeit seiner Mitarbeiter um 20 Prozent reduzieren werde. Den Investitionen von rund 35 Millionen Dollar stehe ein Einsparungspotenzial von geschätzten 150 Millionen Dollar gegenüber.
Grüne IT
Generell eine grüne IT, in der sich Geschäftsprozesse aufs Schönste mit Stromeinsparungen paaren ließe, schwebte auch dem eigens aufgebotenen ehemaligen Umweltbundesminister und Ex-Untergeneralsekretär der UNO, Klaus Töpfer, vor. Er erklärte, das Engagement von großen Unternehmen für den Klimaschutz sei notwendig und zugleich ein fälliges Zeichen der "Verantwortung der Unternehmen als Global Citizen". Die Aufgabe der Unternehmen, ihre Energiebilanz deutlich zu verbessern, nannte er mit Blick auf Deutschland überfällig. Er kritisierte die hierzulande noch immer kaum funktionierende Zusammenarbeit zwischen Bürger, Industrie und Staat in Sachen Ökologie. In Deutschland existiere bei Politikern ein eigenartiges Selbstverständnis, "das den einzelnen Bürger in Regress nimmt und die Unternehmen außen vor lässt".
Auch solchen disharmonischen Worten schloss sich Ganser an. Er erklärte, ökologisches Handeln sei für Unternehmen schon deshalb ein ökonomischer Zwang, da steigende Energiepreise IT stark belasteten. Ein Viertel der Kosten für Rechenzentren seien Energiekosten, ständig steigende Datenvolumen ließen sie weiter ansteigen.
Entschlossen präsentierte sich Cisco denn auch als Teilnehmer an diversen Stadtentwicklungsprojekten in Europa, bei denen es um die Reduktion motorisierter Mobilität in den Städten gehe. Ganser betonte das Stichwort "optimierte Verkehrsregelung in Großstädten", Töpfer mahnte an, solche IT einzusetzen, die mittels Regelsystemen den Energieverbrauch und die CO2-Emmision deutlich senke.
Partnerwohl
Solche Themen ließen sich die Partner gern gefallen. "Das Gefühl, mit einem modernen Unternehmen zusammenzuarbeiten", nannte es ein Teilnehmer; ein zweiter, zum ersten Mal zur Expo gekommen, meinte, ihn bestärke diese Veranstaltung, sich als Partner zu zertifizieren und "unter den Schirm des Netzwerkers" zu schlupfen. Seine Worte werden Gehör finden bei Wenig. Er erklärte vor Consultants, "die Chancen, die wir haben, waren nie so groß wie jetzt", was die Zuhörer bestätigten. Sie erklärten gegenüber ChannelPartner, dass Unternehmen zunehmend ihre IT als Teil der Wertschöpfung betrachteten und deshalb die vernetzte IT eine deutlich größere Bedeutung bekomme. "Die IT ist aus dem Keller herausgekommen", stellte ein Teilnehmer fest. Das hatte Ganser eine halbe Stunde zuvor auch gesagt, aber das störte nicht. Denn die IT, die Cisco meint, hat sich an den Servern, Netzkomponenten und Anwendungen vorbei als Schaltzentrum von Geschäftsprozessen etabliert.
Und das in seiner ganzen Ausprägung deutlich zu machen, war der eigentliche Zweck der diesjährigen Veranstaltung. Das fand auch Uwe Peter, Direktor Unified Communications (UC), der sich über regen Zulauf von Partnern zu seinem Thema - eine einheitliche Plattform für E-Mail, Instant Messaging (IM), mobiles Telefonieren, IP-Telefonie sowie Audio-, Video- und Webkonferenzen - erfreute. Er bezifferte das Wachstum seiner Abteilung allein in Deutschland auf über 50 Prozent, ein "deutlicher Erfolg unserer Strategie, Märkte zu besetzen".
Das bestätigte ein frisch gebackener UC-Partner auf der Party. Als er sagte, "mit Cisco zu arbeiten ist besser als gegen Cisco", hatte er der Formel der Expo "Zeig, das sich was dreht!" auch zu ihrer pragmatischen Fassung verholfen.