"Huch, schon wieder ein Jahr vorbei", so die breite Reaktion in der Redaktion nach dem Hinweis auf Nadellas Jubiläum als Microsoft-CEO. Doch auch wenn die erste Amtsperiode für viele Marktbeobachter überraschend schnell verflogen ist, hat sich doch in den vergangenen 365 Tagen viel geändert - in Redmond und auch in den Köpfen der Anwender.
Obwohl mit 23 Jahre Dienstjahren bei Microsoft ein Urgestein, steht der gebürtige Inder für den eingeleiteten Strategiewechsel (Stichwort: Mobile first, Cloud first), die Öffnung gegenüber feindlichen Plattformen wie iOS und Android und - mit etwas Glück- den kommenden Imagewandel als neuerdings coole Company mit so smarten Produkten wie Skype Translator, Band und Hololens. Und die Chancen stehen nicht schlecht, dass Nadella mit dem neuen Windows 10 endlich mal wieder einen Treffer landet.
Grobe Schnitzer hat sich der Topmanager dagegen kaum geleistet, auch wenn er es gerade zu Beginn nicht leicht hatte - man denke an die Bekanntgabe, dass rund 18.000 Mitarbeiter gehen müssen. Größtes Fettnäpfchen war vermutlich seine - später korrigierte - Aussage während einer Konferenz, Frauen sollten in punkto Gehaltserhöhungen warten und auf das System vertrauen.
Im Video: Ein Jahr Nadella - das sagen unsere Redakteure
Überwiegend gute Noten
Summa summarum ist es daher kaum überraschend, dass US-Medien dem neuen Microsoft ein relativ positives Jahreszeugnis ausstellen. Sofort nach Amtsantritt habe Nadella darauf abgezielt, ein kooperativeres Microsoft zu schaffen, das gewillt sei, mit Wettbewerbern zusammenzuarbeiten anstatt mit Kugeln auf sie zu schießen, so etwa Business Insider. Nadella stehe damit im krassen Gegensatz zu seinen sehr kampfeslustigen Vorgängern Bill Gates und Steve Ballmer
CNet hebt hervor, dass Nadella Windows als ein Arbeitspferd nutze, um die Company aus ihrer eingefahrenen Spur herauszuziehen. Der frühere Microsoft-CEO Ballmer habe Windows dagegen eher als eine Art Cashcow gesehen, die nur gemolken werden müsse.
Ein gemischtes Bild zeichnet unsere US-Schwester Infoworld, die Nadella ein richtiges Schulzeugnis ausstellte und dafür Gesamtnoten für verschiedene Disziplinen wie Leadership, Technologie und Finanzen plus Einzelbewertungen vergab.
- Arstechnica
"Microsofts Richtung hat sich kaum geändert - aber die Wahrnehmung." - Redmondmag
"Satya Nadella schlug sich besser und anders als erwartet" - Cnet
"Nadella stellt Microsoft auf den Kopf - weil er muss" - Networkworld
"Nadellas erstes Jahr brachte sowohl erstaunliche Erfolge wie auch überraschende Fehler" - ZDnet
"Nadella hat viel von Ballmer übernommen - und davon profitiert, anders zu sein." - Businessinsider UK
"Vieles war gut. Einiges nicht so gut" - Bloomberg
"Das zweite Jahr ist immer härter"
Es gibt natürlich auch kritischere Stimmen. So weist Ars Technica nicht zu Unrecht darauf hin, dass sich die Richtung bei Microsoft kaum geändert habe. Ballmers Mantras - "Devices und Services" und zuvor "Alles in die Cloud" - seien von Nadella lediglich umbenannt worden. Was herrsche, sei lediglich eine veränderte Außenwahrnehmung.
Und Bloomberg wiederum warnt vor einem schwereren zweiten Amtsjahr: Nadella habe sich zunächst um die tief hängenden Früchte gekümmert, nach dem erfolgreichen Start müsse er sich nun aber mit längerfristigen Problemen herumschlagen.
- Diese Top-Leute haben Microsoft verlassen
Kein IT-Manager hält ewig. Auch nicht bei Microsoft - selbst wenn sich Bill Gates und Steve Ballmer sehr lange an der Spitze halten oder gehalten haben. Welche Top-Manager das Unternehmen in jüngster Zeit verlassen haben und wo diese heute arbeiten, erfahren Sie hier. - Steven Sinofsky
Nur wenige Wochen nach dem Start des neuen Betriebssystems Windows 8 hatte der zuständige Manager Steven Sinofsky (auch als "Mr. Windows" bekannt) Microsoft im November 2012 verlassen. Sinofsky galt als Chefarchitekt der neuen Version von Microsofts wichtigstem Produkt. Medienberichten zufolge gab es Probleme in seinem Verhältnis zu anderen Managern, inklusive Konzernchef Steve Ballmer. - Bill Gates
Unvergessen: sein sehr amüsantes Abschiedsvideo "Bill Gates' Last Day at Microsoft". - Bill Gates
Co-Gründer Bill Gates wird Microsoft wohl nie komplett den Rücken kehren, seine Vollzeitstelle als CEO jedoch gab er am 27. Juni 2008 auf. Die Leitung seines "Babys" gab Gates an Steve Ballmer weiter. - Chris Liddell
"Es gibt ein paar Anzeichen, dass wir zumindest das Schlimmste hinter uns haben", hoffte Chris Liddell im Juni 2009. Doch zum Jahresende reichte der damalige Finanzchef seine Kündigung ein und verließ Microsoft mit einer Abfindung von knapp zwei Millionen Dollar. - Chris Liddell
Seit Januar 2010 ist Liddellnun Vice Chairman und CFO von General Motors. - Bill Veghte
Eigentlich sollte er innerhalb von Microsoft einen neuen Posten bekommen, seit März 2010 leitet er aber nun bei HP die Sparte Software and Solutions.