Presseschau

Ein Jahr Microsoft unter Nadella



Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.
Genau ein Jahr ist es her, dass Satya Nadella Steve Ballmer an der Spitze des Softwarekonzerns Microsoft ablöste. Zeit für eine kleine Zwischenbilanz: Was hat sich geändert und vor allem wie viel, so die Frage, die sich zahlreiche Medien stellten.
Satya Nadella: Erneuerer oder nur Ballmers Marionette?
Satya Nadella: Erneuerer oder nur Ballmers Marionette?
Foto: Microsoft

"Huch, schon wieder ein Jahr vorbei", so die breite Reaktion in der Redaktion nach dem Hinweis auf Nadellas Jubiläum als Microsoft-CEO. Doch auch wenn die erste Amtsperiode für viele Marktbeobachter überraschend schnell verflogen ist, hat sich doch in den vergangenen 365 Tagen viel geändert - in Redmond und auch in den Köpfen der Anwender.

Obwohl mit 23 Jahre Dienstjahren bei Microsoft ein Urgestein, steht der gebürtige Inder für den eingeleiteten Strategiewechsel (Stichwort: Mobile first, Cloud first), die Öffnung gegenüber feindlichen Plattformen wie iOS und Android und - mit etwas Glück- den kommenden Imagewandel als neuerdings coole Company mit so smarten Produkten wie Skype Translator, Band und Hololens. Und die Chancen stehen nicht schlecht, dass Nadella mit dem neuen Windows 10 endlich mal wieder einen Treffer landet.

Grobe Schnitzer hat sich der Topmanager dagegen kaum geleistet, auch wenn er es gerade zu Beginn nicht leicht hatte - man denke an die Bekanntgabe, dass rund 18.000 Mitarbeiter gehen müssen. Größtes Fettnäpfchen war vermutlich seine - später korrigierte - Aussage während einer Konferenz, Frauen sollten in punkto Gehaltserhöhungen warten und auf das System vertrauen.

Im Video: Ein Jahr Nadella - das sagen unsere Redakteure

Überwiegend gute Noten

Summa summarum ist es daher kaum überraschend, dass US-Medien dem neuen Microsoft ein relativ positives Jahreszeugnis ausstellen. Sofort nach Amtsantritt habe Nadella darauf abgezielt, ein kooperativeres Microsoft zu schaffen, das gewillt sei, mit Wettbewerbern zusammenzuarbeiten anstatt mit Kugeln auf sie zu schießen, so etwa Business Insider. Nadella stehe damit im krassen Gegensatz zu seinen sehr kampfeslustigen Vorgängern Bill Gates und Steve Ballmer

CNet hebt hervor, dass Nadella Windows als ein Arbeitspferd nutze, um die Company aus ihrer eingefahrenen Spur herauszuziehen. Der frühere Microsoft-CEO Ballmer habe Windows dagegen eher als eine Art Cashcow gesehen, die nur gemolken werden müsse.

Ein gemischtes Bild zeichnet unsere US-Schwester Infoworld, die Nadella ein richtiges Schulzeugnis ausstellte und dafür Gesamtnoten für verschiedene Disziplinen wie Leadership, Technologie und Finanzen plus Einzelbewertungen vergab.

Es gibt natürlich auch kritischere Stimmen. So weist Ars Technica nicht zu Unrecht darauf hin, dass sich die Richtung bei Microsoft kaum geändert habe. Ballmers Mantras - "Devices und Services" und zuvor "Alles in die Cloud" - seien von Nadella lediglich umbenannt worden. Was herrsche, sei lediglich eine veränderte Außenwahrnehmung.

Und Bloomberg wiederum warnt vor einem schwereren zweiten Amtsjahr: Nadella habe sich zunächst um die tief hängenden Früchte gekümmert, nach dem erfolgreichen Start müsse er sich nun aber mit längerfristigen Problemen herumschlagen.

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