So wird 2012

Drei Fragen an Sabine Bendiek, EMC

31.01.2012
Wie sind die Aussichten für die ITK-Branche für 2012? Wir haben die wichtigsten Unternehmen im ITK-Markt dazu befragt. Hier antwortet Sabine Bendiek, Geschäftsführerin von EMC Deutschland.
Sabine Bendiek, Geschäftsführerin EMC Deutschland
Sabine Bendiek, Geschäftsführerin EMC Deutschland
Foto: EMC

Wie sind die Aussichten für die ITK-Branche für 2012? Wir haben die wichtigsten Unternehmen im ITK-Markt dazu befragt. Hier antwortet Sabine Bendiek, Geschäftsführerin von EMC Deutschland.
Welche Technologien haben Ihrer Meinung den ITK-Markt im vergangenen Jahr am stärksten geprägt?
Sabine Bendiek: Cloud Computing ist in den Unternehmen angekommen, Big Data hat sich als einer der großen Zukunftstrends herauskristallisiert und natürlich wurde die IT noch mobiler - immer leistungsfähigere Smartphones sowie Tablets beherrschen das Straßenbild und neue Rechnertypen wie die schicken, flachen Ultrabooks geben dem klassischen PC/Notebook-Markt neue Impulse.

Welche ITK-Trends erwarten Sie für 2012?

Bendiek: Aus meiner Sicht werden fünf Entwicklungen dieses Jahr prägen: Mobile First, digitale Geschäftsmodelle und IT-Experten, die sich zum Data-Scientists entwickeln. Außerdem wird die interne IT-Abteilung zunehmend mit externen Anbietern im Wettbewerb stehen. Und fünftens gilt es, neue Sicherheitsstrategien für Cyber-Attacken zu entwickeln.

Wie wird sich die zunehmende Verbreitung mobiler Endgeräte in Unternehmen auswirken?

Bendiek: Für die Unternehmens-IT bedeutet dies, dass sie dem mobilen Zugriff für die Mitarbeiter Vorrang einräumen muss. Es geht nicht mehr nur darum, das User-Interface für den mobilen Zugriff zu optimieren oder mobile Browser zu unterstützen. Entwickler müssen auch berücksichtigen, wie mobile Apps auch bei schlechter Netzwerkverbindung sinnvoll eingesetzt werden können, wie sich Workflows verändern und natürlich wie jederzeit die Sicherheit aller Daten gewährleistet werden kann. Das heißt für Entwickler: Künftig muss zuerst die mobile Anwendung erstellt werden und erst danach die Desktop-Version. Nur dann werden sie mit den steigenden Ansprüchen der User an mobile Anwendungen Schritt halten können.

Digitale Geschäftsmodelle hatten Sie als weiteren Trend genannt. Was meinen Sie damit ganz konkret?

Bendiek: Auf dem EMC Leadership Council provozierte Peter Weill vom MIT mit der Frage, wie die digitalen Geschäftsmodelle großer Unternehmen aussehen müssen. Seine Prämisse ist einfach: erfolgreiche Unternehmen basieren künftig zunehmend auf einem dreiteiligen, digitalen Geschäftsmodell: 1. Ihre Inhalte müssen Mehrwerte schaffen und die Kunden mit einbinden, 2. Sie müssen Möglichkeiten für umfassende soziale Interaktionen bieten, das Engagement der Kunden fördern und ihre Wertwahrnehmung der Marke verändern sowie 3. über eine Unternehmens-Plattform verfügen, die fortlaufend neue Inhalte und Interaktionsmöglichkeiten liefert. Seine Arbeiten belegen, dass Unternehmen, die einem solchen Modell folgen, nachweislich besser dastehen als solche, die es nicht tun. Das ist ein wichtiger - weil betriebswirtschaftlich relevanter - Grund, diese Entwicklung weiter zu beobachten und gegebenenfalls das eigene Business-Modell anzupassen.

Auch das Datenvolumen wird weiterhin extrem ansteigen. Die Branche hat diesem Trend inzwischen das Etikett "Big Data" verpasst. Der "Data Scientist" soll Ihrer Ansicht nach den Datenberg künftig in den Griff bekommen. Was unterscheidet ihn vom bisherigen Storage-Spezialisten?

Bendiek: Big Data ist einer der großen IT-Trends. Für Unternehmen heißt das auch, sie brauchen Mitarbeiter, die mit Big Data umgehen und aus ihnen einen Mehrwert für die eigene Firma generieren können. Gebraucht werden Universaltalente, die Mathematik mit Sozialwissenschaften verbinden und ihre Erkenntnisse zudem noch gut erklären und visualisieren können. Und diese Talente sind rar gesät und damit gesucht. Wer über seine berufliche (Neu-)Orientierung nachdenkt, sollte sich dieses spannende Berufsfeld daher einmal näher ansehen. Und Unternehmen müssen diese Fachleute jetzt für sich gewinnen, wenn sie sich einen Vorsprung vor den Wettbewerbern sichern möchten.

Outsourcing von IT gibt es doch nicht erst, seit der Begriff "Cloud" die Diskussion in der IT-Branche diktiert. Insofern stehen die IT-Administratoren in den Unternehmen schon weitaus länger im Mitbewerb mit externen Anbietern. Was also hat sich verändert?

Bendiek: Dass sich interne IT-Abteilungen im Wettbewerb mit externen Anbietern befinden, ist an sich nicht neu. Aber 2012 wird sich dieser Trend dramatisch verstärken. Die Anwender haben sich mittlerweile daran gewöhnt, dass man IT-Leistungen auch anderswo erhalten kann - auch, weil sie privat eine Vielzahl von leistungsfähigen IT-Angeboten online nutzen und diese Flexibilität auch im Job haben wollen. IT-Leiter und CIOs realisieren daher zunehmend, dass sie ihre IT umstrukturieren und attraktiver machen müssen, um im Wettbewerb um die firmeninternen User und ihre höheren Ansprüche zu bestehen - genauso, wie es auch externe Anbieter machen, die sich ihren Teil vom unternehmensinternen Budget-Kuchen sichern möchten. IT-Abteilungen müssen sich dieses fundamentalen Wechsels in der IT-Welt bewusst sein und wettbewerbsfähiger werden.

Auch Cyber-Attacken sind an sich nichts Neues. Was hat sich Ihrer Meinung nach an der Bedrohung so grundlegend geändert, dass neue Sicherheitsstrategien nötig sind?

Bendiek: Mit den so genannten Advanced Persistent Threats (APT) haben Cyber-Angriffe eine neue Qualität erhalten. Sicherheitsexperten fragen sich mittlerweile: Müssen wir IT-Sicherheit neu denken? Die Antwort lautet ganz klar: Ja! Informationen werden für Unternehmen und ihren Geschäftserfolg immer wichtiger, teilweise sind sie gar überlebenswichtig. Die eigentlichen Sicherheitsrisiken haben sich dabei gar nicht so stark geändert - aber die Akteure. Cyber-Kriminelle sind besser ausgebildet, organisiert und ausgerüstet als jemals zuvor. Zudem setzen sie vermehrt auf Social Engineering, um ihre Attacken vorzubereiten. Und sie sind damit erfolgreich, wie ein Blick in die Tageszeitungen und die Fachpresse zeigt. Ich gehe daher davon aus, dass wir 2012 neue Qualifikationen für IT-Sicherheitsfachleute benötigen werden. Wir brauchen Experten, die in der Lage sind technisches Sicherheitswissen mit analytischem Denken zu verbinden. Darüber hinaus benötigen sie hohe soziale Kompetenz - sie sollten leicht Kontakte zu anderen knüpfen können, aber auch die Chancen und Gefahren sozialer Netzwerke für die Firmen-IT korrekt einschätzen. Nur so können angemessen auf die Bedrohungen der Social-Media-Ära und des Social Engineerings reagieren.

Wie werden Sie Ihre Partner bei diesen Aufgaben unterstützen?

Bendiek: Wir werden unseren Kunden und Partnern in jedem Fall ein verlässlicher Partner sein, damit sie diese Chancen zu ihrem Vorteil nutzen können und 2012 auch für sie ein rundum erfolgreiches Jahr wird. Und natürlich werden wir bereits dieses Jahr die Augen offen halten, um die Trends des nächsten Jahres vorauszuahnen - denn in unserer Branche ist nur eines sicher: der ständige Wechsel. Und genau das macht unsere Arbeit so spannend.

(rb)

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