"Ein neuer DigitalPakt ist dringend von Nöten. Auch wenn der aktuelle noch bis Mai 2024 weiterläuft, sollten Bundesregierung und Länder jetzt die Weichen für die Zeit danach stellen", fordert Ralf Koenzen, Gründer und Geschäftsführer von Lancom Systems. Ansonsten drohten Schulen erneut den digitalen Anschluss zu verlieren, und neu angeschaffte Geräte verblieben möglicherweise ungenutzt in der Ecke.
Im aktuellen Haushaltsplan des Bundes für 2024 ist kein Geld für ein Folgeförderprojekt des 2024 auslaufendes DigitalPakt vorgesehen. Im Koalitionsvertrag war das anders geplant. Der Bund argumentiert, laufende Projekte seien noch bis zum Jahr 2025 finanziert und Mittel aus dem DigitalPakt 1.0 können noch bis Ende 2025 abgerechnet werden. Aktuell ist die Fördersumme zu 80 Prozent ausgeschöpft.
Aus Sicht von Lancom-Geschäftsführer Koenzen zeigt das, "dass das Geld von den Schulen in Anspruch genommen wird und auch dort ankommt." Zuvor haten bereits die Bundesländer und Lehrer-Vertreter einen neuen DigitalPakt beziehungsweise dessen Fortssetzung gefordert.
Noch im September 2022 hatte Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger erklärt: "Der Digitalpakt nimmt weiter an Fahrt auf, aber das Tempo stimmt noch nicht." Außerdem hatte die Ministerin festgestellt, dass die Verbesserung der IT-Administration und damit eine Entlastung der Lehrkräfte langsam Form annehme und versprochen: "Als Bund werden wir die Länder und Kommunen weiter dabei unterstützen, dass das Geld schneller in den Schulen ankommt."
Bis September 2022 waren der Ministerin zufolge Bundesmittel in Höhe von 1,5 Milliarden Euro für den Ausbau der digitalen Infrastruktur an Schulen ausgegeben und laufende Projekte im Umfang von 3,1 Milliarden Euro bewilligt worden. Rund 20.000 Schulen hätten deutschlandweit davon profitiert. Insgesamt gibt es in Deutschland etwa 32.300 allgemeinbildende Schulen.
Note "Mangelhaft" für WLAN-Ausstattung
"Als Hersteller, der in den letzten Jahren tausende Schulen mit WLAN ausgestattet hat, kennen wir die Themen und Herausforderungen der Schulen nur zu gut", sagt Koenzen. "Sie dürfen auf ihrem Weg in die Digitalisierung jetzt nicht wieder im Stich gelassen werden. Der DigitalPakt war ein beispielloses länderübergreifendes Programm und hat einen Turbo bei der Modernisierung und Digitalisierung des Schul- und Bildungssystems gezündet. Doch wenn jetzt nicht nach vorne gedacht und weiter unterstützt wird, verpuffen die bereits getätigten Investitionen wieder."
Schützenhilfe bekommt Koenzen von den Schülern und Schülerinnen und vom Bitkom. Die Jugendlichen haben in einer Umfrage des Branchenverbandes kürzlich "schlechtes oder fehlendes WLAN" eindeutig als dringlichstes Problem ihrer Schule identifiziert. Eine breite Mehrheit der Schülerinnen und Schüler sagte zudem, dass sie durch den Einsatz digitaler Bildungsmedien wie Lernplattformen motivierter sei (74 Prozent) beziehungsweise bessere Schulnoten schreiben könne (56 Prozent). 68 Prozent sind der Ansicht, dass die technische Ausstattung an ihrer Schule verbessert werden muss.
Die Wartung ist das Problem
Nun könnte man mutmaßen, der Hersteller sorgt sich nur um den eigenen Absatz - schließlich hat er vom WLAN-Ausbau ganz ordentlich profitiert. Koenzen geht es aber gar nicht vorrangig um neue Installationen. "Die Wartung der digitalen Infrastruktur ist ein ungelöstes Problem, das durch den vorherrschenden Personalmangel und fehlende IT-Kräfte noch verstärkt wird. Die Verwaltung von Infrastruktur ist eine Daueraufgabe, ohne die die modernsten Geräte nichts bringen. Anders gesagt: Gibt es keine Folgefinanzierung, zahlen sich bereits getätigte Investitionen aus dem DigitalPakt 1.0 am Ende nicht aus." Eine Anschlussfinanzierung ist aus seiner Sicht deshalb unverzichtbar.
Auch hier bestätigt die aktuelle Bitkom-Umfrage den Lancom-Chef. Denn gibt es mit dem digitalen Equipment Probleme, müssen heute in aller Regel Lehrerinnen und Lehrer ran: Drei Viertel (74 Prozent) der Schülerinnen und Schüler sagen, dass bei ihnen eine Lehrkraft für den IT-Support zuständig ist. Gerade einmal 2 Prozent haben die Möglichkeit, einen externen Dienstleister zu kontaktieren. 16 Prozent bekommen überhaupt keinen technischen Support.
"Derzeit werden viele Schulen mit digitalen Geräten und technischer Infrastruktur ausgestattet. Damit steigt automatisch der Bedarf an technischem Support. Die Schulen sollten über den DigitalPakt dauerhaft jene Mittel erhalten, die es braucht, um die IT aktuell und am Laufen zu halten. Die IT-Administration darf nicht auf dem Rücken der Lehrkräfte abgeladen werden", fordert angesichts dieser Zahlen Bitkom-Präsident Ralf Wintergerst.
"Schuleigene IT-Fachkräfte, die die Wartung übernehmen, sind nicht realistisch und technisch versierte Lehrkräfte können sich neben dem Unterricht nicht dauerhaft um die Schul-IT kümmern", fasst Koenzen zusammen. Eine Lösung, die sowohl Lancom als auch andere, in dem Umfeld tätige Hersteller anbieten, ist die Cloud-basierte, zentrale Netzwerkverwaltung. Damit lassen sich Updates, Änderungen oder Erweiterungen einfacher und schneller umsetzen und der Administrator muss nicht unbedingt vor Ort in der Schule sein. Das ermöglicht auch die effiziente Verwaltung über externe Dienstleister.
IT-Branche kritisiert geplanten Digital-Kahlschlag