Auf den ersten Blick scheinen die zunehmende Digitalisierung der Arbeitswelt und das Home-Office die Auswirkungen von Unternehmen auf die Umwelt zu reduzieren: weniger Geschäftsreisen, weniger tägliches Pendeln, weniger Energieverbrauch im Büro. Doch das reicht noch nicht aus - technologische Entscheidungen tragen, oft unabsichtlich, weiter stark zur digitalen Umweltverschmutzung bei. Nachhaltigkeit muss daher unternehmensweit in allen Abteilungen, Bereichen und Rollen Anwendung finden.
Hinter dem Begriff "digitale Umweltverschmutzung" verstecken sich Umweltauswirkungen, die durch den Aufbau, die Bereitstellung und die Nutzung von IT-Infrastruktur und digitalen Lösungen verursacht werden. Schätzungen zufolge ist sie derzeit für zwei bis vier Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich - das entspricht in etwa der Menge, die von der Luftfahrtindustrie erzeugt wird (drei bis fünf Prozent).
ESG-Berichte gewinnen an Bedeutung
Laut einer aktuellen Umfrage unter 500 IT-Entscheidern aus Unternehmen mit mindestens 250 Mitarbeitern beschäftigen Unternehmen sich inzwischen jedoch stark mit ihrer unternehmerischen Verantwortung: Fast zwei Drittel (62 Prozent) der IT-Führungskräfte haben den Eindruck, dass ihr Unternehmen bei den ESG-Faktoren (Environmental, Social & Corporate Governance) schon sehr weit ist. Mehr als ein Viertel dieser Unternehmen (27 Prozent) unterstützen im Rahmen ihrer Geschäftsmodelle auch ihre Kunden dabei, nachhaltiger zu handeln.
Der Fokus auf die Bewertung von ESG-Praktiken und -Maßnahmen wird dazu führen, dass Unternehmen ihre digitale Umweltverschmutzung minimieren, sich stärker in der Verantwortung sehen und ihre Bemühungen um mehr Nachhaltigkeit verstärken. Waren ESG-Faktoren früher vor allem für Investoren entscheidend, interessieren sich heute auch Arbeitnehmer, Regulierungsbehörden und potenzielle Partner und Kunden für sie. Darüber hinaus weisen Unternehmen, die ESG-Maßnahmen umsetzen, ein größeres finanzielles Wachstum, eine geringere Volatilität sowie eine höhere Mitarbeiterproduktivität auf.
Bei den Unternehmen, die ihre ESG-Reise bereits begonnen haben, unterstützen in knapp neun von zehn Fällen (88 Prozent) die IT-Abteilungen die ESG-Berichterstattung. Das ist essenziell, um digitale Umweltverschmutzung aufzudecken. Zudem verfügen 45 Prozent der Unternehmen bei der Aufbereitung ihres ESG-Reports über etablierte Mechanismen, um die Kohlenstoffemissionen der von ihnen hergestellten Produkte bzw. der von ihnen erbrachten Services auf Grundlage der durchschnittlichen Nutzung und der durchschnittlichen Lebensdauer nachzuverfolgen. Weitere 51 Prozent schätzen immerhin die Menge der Emissionen.
Bewertung der Umweltauswirkungen von Technologie
IT-Führungskräfte sind in der Regel für die Auswahl und die Verwaltung der im Unternehmen eingesetzten technologischen Geräte und Anwendungen verantwortlich. Damit sind sie in einer guten Position, um nachhaltige IT-Entscheidungen zu treffen. Allerdings spielt die Frage, ob ein Produkt die Umweltziele des Unternehmens unterstützt, bislang nur bei 19 Prozent der IT-Entscheider eine Rolle. Wenig überraschend: Dem Preis (56 Prozent) sowie der Funktionalität und Leistung (52 Prozent) werden dagegen die höchste Priorität eingeräumt.
Auch berücksichtigt gerade einmal etwas mehr als ein Drittel der IT-Führungskräfte (37 Prozent) die Umweltauswirkungen der digitalen Lösungen, die sie ihren Kunden anbieten "in hohem Maß". Über die Hälfte der Befragten (54 Prozent) macht dies jedoch nur "in gewissem Maß" und auch nur in einigen Abteilungen ihres Unternehmens.
Die Rolle der Cloud
Nicht alle Cloud-Technologien sind gleich und der nachhaltige Weg in die Cloud beginnt mit der Auswahl des richtigen Anbieters. Die Citrix-Studie zeigt, dass 44 Prozent der Unternehmen auf Daten und Anwendungen über ein hybrides Cloud-Modell zugreifen, während 15 Prozent ausschließlich eine Public Cloud und 27 Prozent eine Private Cloud nutzen. Bei denjenigen, die in irgendeiner Form auf die Cloud setzen, werden durchschnittlich 61 Prozent ihrer Daten und Anwendungen in der Cloud gehostet oder verwaltet.
- Dr. Nicole Diehlmann, Nachhaltigkeitskommunikation, Bechtle AG:
"Wir achten auf eine Balance von ökologischen Aspekten, wirtschaftlichen Wachstumsmöglichkeiten und sozialer Gerechtigkeit." - Karl-Heinz Reitz, Geschäftsführer & Director Human Ressources sowie Leiter der Initiative Zero Carbon Footprint bei Computacenter:
"Es wird es uns gelingen, voraussichtlich bis Ende 2021 unseren CO2-Ausstoß für die insgesamt in Deutschland genutzte elektrische Energie auf null zu reduzieren.“ - Jacques Diaz, CEO von Axians Deutschland:
"In einzelnen Bereichen verfügen wir bereits über die ISO 14001-Umweltmanagementzertifizierung." - Thomas Stark, Finanzchef von Cancom:
"Durch den aktiven Rückkauf nicht mehr eingesetzter Hardware versuchen wir Geräte nach dem Refurbishment wieder in einer neuen, produktiven Umgebung einzusetzen." - Alexander Thiele, Geschäftsführer, Bechtle Remarketing GmbH:
"Aktuell arbeiten wir an einem gruppenweiten Kreislaufwirtschaftskonzept, das bis Ende 2022 fertiggestellt werden soll." - Thomas Lanzrath, Leiter IT-Dienstleistungen, Bechtle IT-Systemhaus Bonn/Köln:
"Wesentliche Punkte einer Energieverbrauchsreduzierung im Datacenter sind Energieeinsparungen durch erhöhte Virtualisierung der Datenverarbeitung und Datenspeicherung sowie energieeffiziente Klimatisierungstechniken."
Bei Unternehmen, die eine hybride oder öffentliche Cloud nutzen, werden im Schnitt die Hälfte (49 Prozent) der Daten und Anwendungen in öffentlichen Clouds ausgeführt, die von Hyperscalern wie Microsoft Azure, AWS oder Google bereitgestellt werden. Dies ist insofern die energieeffizienteste und umweltfreundlichste Art des Hostings und der Verwaltung von IT-Infrastruktur, da große Technologieanbieter bei der Versorgung ihrer Rechenzentren mit erneuerbaren Energien führend sind. Google ist beispielsweise der weltweit größte Investor in erneuerbare Energien, der nicht aus dem Versorgungssektor stammt. Laut Accenture können Migrationen in Public Clouds die CO2-Emissionen um 59 Millionen Tonnen jährlich reduzieren - einer Menge, die 22 Millionen weniger Autos auf den Straßen entspricht.
Der digitale Fußabdruck von Unternehmen muss sauberer werden
Unternehmen müssen dringend eine Bestandsaufnahme der Umweltauswirkungen ihrer Produkte, Services und Technologie vornehmen. Trotz aller Bemühungen können sie noch an vielen Stellen ansetzen, um Nachhaltigkeit als Prinzip im gesamten Unternehmen zu verankern.
Technologie spielt eine Schlüsselrolle bei der Verringerung der Folgen für Umwelt und Klima. Das gelingt aber nur, wenn IT-Führungskräfte nachhaltige Entscheidungen und Investitionen treffen. Diese Entscheidungen werden sich nicht nur darauf auswirken, wie nachhaltig die eigene IT-Infrastruktur ist, sondern durch die fortschreitende Digitalisierung auch darauf, wie grün ein Unternehmen insgesamt ist und handelt.
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