Preisschilder auf Papier werden in den deutschen Geschäften und Supermärkten zum Auslaufmodell. Rewe hat bereits einige Hunderte Geschäfte mit digitalen Preisschildern ausgestattet, nun lösen die elektronischen Anzeigen auch in allen rund 430 Filialen von Media Markt und Saturn in Deutschland die alten Papierstücke ab.
"Der Test ist abgeschlossen, nun werden wir sukzessive alle Märkte mit den digitalen Preisschildern ausstatten", sagt der Digital-Chef der Elektronik-Handelskette Martin Wild. Handelsexperten gehen davon aus, dass andere Ketten schnell folgen werden.
Die Geschäfte sparen sich mit den digitalen Schildern viel Arbeit: Bei einer Preisänderung müssen die Verkäufer nicht dauernd neue Papierkärtchen an den Regalen anbringen, sondern können die digitalen Anzeigen per Computer neu programmieren. "Allein in einem normalen Supermarkt gibt es 15.000 Preisschilder", sagt Bernd Ohlmann vom Handelsverband Bayern. "Für die Verkäufer ist es eine Sisyphus-Arbeit, die Etiketten zu wechseln."
Ihre Preise können die Geschäfte mit den digitalen Schildern bei Bedarf auch kurzfristig ändern. Wenn ein Smartphone, Kühlschrank oder Flachbildfernseher bei Amazon zum Beispiel günstiger zu haben ist, könnte Media-Saturn umgehend nachziehen und den Preis ebenfalls senken. "Wenn wir sehen, dass sich der Preis für ein Produkt im Marktumfeld geändert hat, können wir reagieren. Wir wollen aber nicht im Tankstellen-Takt den Preis anpassen", sagt Wild.
Kurzfristige Schwankungen und zusätzliche Informationen
Verbraucherschützer warnen trotzdem vor Preisschwankungen wie an der Zapfzäule: "Für die Kunden haben die digitalen Preisschilder nicht nur Vorteile", sagt Armin Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg. Denn der neue Spielraum für kurzfristige Preisänderungen könne auch für Aufschläge genutzt werden, wenn die Situation günstig ist. "Zwei Stunden vor der Fußball-Übertragung im Fernsehen könnten die Chips oder das Bier dann auch mal teurer werden."
Media-Saturn will die elektronischen Preisschilder im nächsten Schritt auch nutzen, um Kunden zusätzliche Informationen über die Produkte anzubieten: Per Smartphone könnten sie künftig auch technische Daten, Filme oder andere Infos zum gewünschten Fernseher oder dem Toaster von dem Preisschild abrufen. Was künftig sonst noch denkbar ist, um den Einzelhandel stärker mit dem Online-Geschäft zu vernetzen, diskutiert Digital-Experte Wild auch beim Kongress "Digital Disruption & Transformation" in Berlin. Dort stellen zahlreiche große Unternehmen vom 6. bis 8. Oktober ihre Digital-Strategien vor.
Im Handel steht die Vernetzung der digitalen Welt mit den klassischen Geschäften bislang wohl noch am Anfang: Im Gespräch ist bereits ein Einkaufswagen, der beim Einladen der Pasta gleich die passende Nudelsauce empfiehlt. Oder das intelligente Regal, das erkennt, wenn der Kunde eine Digitalkamera in die Hand genommen hat und ihm auf einem Monitor gleich die passenden Informationen dazu anzeigt. Media-Saturn hat das "Smart Shelf" bereits im Test. (dpa/tö)
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