Langsam, komplex, zu wenige Skills: So charakterisieren viele deutsche Organisationen ihre interne IT. Sowohl die Transformation der eigenen Infrastruktur als auch das Umsetzen neuer Geschäftsprozesse dauere zu lange, gaben die von IDC befragten Business- und IT-Entscheider aus 274 deutschen Unternehmen an. Die Folge: Cloud-Optionen werden für sie zunehmend attraktiver. "Cloud Computing wird als Enabler der digitalen Transformation erkannt", kommentierte IDC-Analyst Matthias Kraus die Ergebnisse der Studie "Hybrid Cloud in Deutschland 2015/16".
Geht es um die Bedeutung einzelner Technologien für die digitale Transformation, stehen Cloud Computing und "Big Data Analytics" auf der Agenda der Entscheider ganz oben. Aus Sicht der Fachbereiche spielt zudem das Thema mobiles Arbeiten eine zentrale Rolle.
Laut der im November 2015 durchgeführten Befragung nutzen oder implementieren derzeit rund sechs von zehn Unternehmen Cloud-Services. Zusätzlich planen zwölf Prozent eine Nutzung, weitere 14 Prozent beschäftigen sich mit dem Thema. Viele Jahre waren Großunternehmen die Vorreiter in Sachen Cloud-Nutzung, erläutert Kraus. Inzwischen habe der Mittelstand deutlich aufgeholt: "Damit sind Cloud-Services in den IT Sourcing-Strategien der meisten Unternehmen fest verankert."
Hybrid Cloud auf dem Vormarsch
Im praktischen Einsatz Cloud-basierter Lösungen gewinnen hybride Ansätze weiter an Bedeutung. Die Verbreitung von Hybrid Clouds ist nach der IDC-Erhebung im Vergleich zum Vorjahr um rund ein Drittel gestiegen. Zudem planen 57 Prozent der befragten Unternehmen den Aufbau hybrider Cloud-Umgebungen innerhalb der kommenden 24 Monate (siehe Grafik).
Die Marktforscher verstehen unter Hybrid Cloud "eine verknüpfte IT-Umgebung (aus herkömmlicher eigener IT, Private-, Hosted- oder Public-Cloud), in der Workloads / Daten automatisch und regelbasiert verschoben werden." Das wichtigste Ziel dabei ist für sechs von zehn der befragten Organisationen, die Business-Erwartungen an eine agile Geschäftsprozessunterstützung umzusetzen. Jedes fünfte Unternehmen will mit Hybrid Clouds mittelfristig vor allem neue Produkte, Services und Geschäftsmodelle verwirklichen.
Security-Diskussion ist "reifer" geworden
Dass der Weg in die Welt der hybriden IT lang und steinig sein kann, belegen die Angaben zu den internen Herausforderungen. Neben aufwendigen IT-spezifischen Modifikationen und Integrationsaufgaben sehen die Befragten vor allem auch die Notwendigkeit, Geschäftsprozesse anzupassen. Die Zusammenarbeit von IT- und Fachbereichen erweist sich wie schon in vorangegangenen IDC-Erhebungen unverändert als schwierig.
Etwas besser sieht es bei den externen Herausforderungen für eine Hybrid Cloud aus. Zwar stehen die Themen Sicherheit und Compliance noch immer ganz oben auf der Liste. Doch im Vergleich zum Vorjahr seien die Sicherheitsbedenken etwas zurückgegangen, berichtet Kraus: "Die Diskussionen darüber reifen spürbar". Etliche Anwender hätten erkannt, dass es durchaus sicherer sein kann, Daten beim Cloud-Provider zu speichern.
OpenStack gegen den Vendor Lock-in?
Ein kritischer Punkt ist für die Befragten die drohende Abhängigkeit vom Cloud-Anbieter. Der berüchtigte Vendor Lock-in wurde als zweitwichtigste Hürde auf dem Weg zur Hybrid Cloud genannt. Nicht wenige Unternehmen interessierten sich deshalb verstärkt für Open-Source-Technologien, so die Auguren. In diesem Kontext sei OpenStack den meisten IT-Entscheidern bekannt und in fast einem Drittel der befragten Organisationen im Einsatz.
"Die IT-Entscheider sind sich derzeit noch unsicher, für welche grundlegenden Technologien, Architekturen und Plattformen sie sich beim Aufbau von Hybrid Clouds entscheiden sollen", interpretiert Kraus die Ergebnisse. "Neue Open-Source-Standards, Management-Ansätze und Ökosysteme kristallisieren sich erst allmählich heraus." Die Anbieter seien daher gefordert, herstellerunabhängige Technologien, Cloud-Services und Plattformen anzubieten. (wh)