Die Weltpartnerkonferenz von Microsoft in Toronto gibt nicht nur Einblick in zahlreiche Themen und News aus der Produktwelt des Software-Riesen, auch passiert viel „zwischen den Zeilen“. ChannelPartner hat die wichtigsten Neuheiten zusammengetragen und gibt Einblicke, was speziell die deutschen Besucher in diesem Jahr erwartete.
1) Die größte Delegation der Partnermesse
Mit insgesamt rund 650 Personen, davon gut 500 Partnervertretern, steht die deutsche Delegation auch in diesem Jahr wieder an der Spitze aller weltweiten Delegationen (neben den USA). Neben den alteingesessenen, meist großen Partnern bereichern mittlerweile vor allem zwei Gruppen die deutsche Fraktion: Jüngere, kleinere Partner mit findigen Geschäftsmodellen rund um die Microsoft Cloud und ISVs. Bei zweiteren handelt sich um eine neue Generation an Software- oder besser: IP-Entwicklern, die Microsofts Portfolio vor allem mit Branchenlösungen und schlüsselfertigen Apps bereichern. Diese sieht Microsoft in beachtlich steigender Zahl in seinen Reihen.
Der Gesamtanteil der Erstlinge auf der WPC in Toronto beträgt in diesem Jahr Rekordverdächtige 40 Prozent. Wie Christoph Heiming, der die Partnerstrategie von Microsoft in Deutschland verantwortet, gegenüber ChannelPartner betont, seien die vielen neuen Gesichter vor Ort kein Zufall – Microsoft fördert in Toronto aktiv das Netzwerken unter der sich weiter umformierenden Partnerwelt. Und das funktioniert tausende Kilometer von daheim erstklassig, wie auch die Partner berichten.
2) „Pitch Perfect“
Microsoft Deutschland hat in den vergangenen Wochen ein Modell eingeführt, mit dem Unternehmen lernen, sich selbst zu pitchen. Was oberflächlich klingen mag, ist in Wahrheit viel mehr: Die deutschen Manager helfen hier persönlich vor allem Geschäftsführern Cloud-naher Partner, ihre Identität zu definieren.
„Es geht darum, nicht Cloud-Anbieter von Microsoft zu sein, sondern die eigene kurze Geschichte zu finden, die sich auch im hauseigenen Sales und Marketing verwenden lässt“, so Heiming. Microsoft Deutschland hat angekündigt, das Programm, das sich enormen Zuspruch erfreute, auszubauen und generell „den Weg in die Cloud“ mehr in den Fokus seiner Betreuung zu setzen, und immer weniger die klassische „Business Pipeline“, die hauptsächlich Sales Ziele definiert.
3) Neue Messe-Strategien
Sowohl zur CeBIT 2017 also auch zur hauseigenen Deutschen Partnerkonferenz (DPC) diesen Herbst in Bremen hat Microsoft Deutschland neue Konzepte aufgestellt – in beiden Fällen sollen die Partner deutlich stärker in den Fokus gerückt werden. Die CeBIT 2017 soll ohne(!) Microsoft Stand stattfinden – man werde sich lediglich durch Partner repräsentieren lassen, wie Microsoft in Toronto mitteilte. Die DPC hingegen stellt unter dem Motto „Inspire“ die Use Cases der Partner in den Mittelpunkt – auch hier werde sich Microsoft stärker zurücknehmen und vermehrt die Erfahrungen der Partner in den Sessions sprechen lassen, so Heiming zur CP.
4) Die Reibungspunkte zwischen Microsoft und seinen deutschen Partnern
„An keinem Ort kann man besser seinen Unstimmigkeiten mit Microsoft klären, also auf der WPC überm Teich“, so berichteten in den vergangenen Jahren nicht wenige Partner ihre Motivation, die Hausmesse zu besuchen. In diesem Jahr ist die Atmosphäre hier aber bestens, und so freuen sich aktuell alle auf eine harmonische deutsche Feier am Dienstag, man hat wenig von grundlegenden und schwellenden Konflikten gehört. Dennoch gibt es viele Herausforderungen:
Viele Partner fühlen sich offensichtlich überfordert, mit den neuen Kundengruppen zu sprechen, die via die Digitale Transformation an die IT-Budgets gelangt sind. Namentlich sind das Fachabteilungen als Entscheider für IT-Investitionen, etwa HR, Marketing, Sales, Produktion und Einkauf. Die WPC scheint allerdings ein guter Ort zu sein, um sich hier kräftige Inspiration und Microsoft-Kontakte für die eigenen Marketing und Sales Aktivitäten zu holen. Das natürlich auch Werbekostenzuschüsse (WKZ) entsprechend umgeschichtet werden, wird nicht jeden Partner erfreuen genauso wie die neuen Lizenzmodelle unter Punkt 7).
5) Die deutsche „Microsoft Cloud“ & CSP
Noch ist sie nicht live, man kann sich nur bereits dafür registrieren: Die deutsche Microsoft Cloud. So wird da das Haus ab Herbst 2016 seine Dienste Azure, Office 365 und Dynamics über Rechenzentren in Deutschland anbieten, mit einer eigenen Daten-Souveranität, die nur Bundes- und EU-Recht betreffen wird. Microsoft Deutschland nutzte auch nocheinmal seine Sessions in Toronto, um seine Partner, vor allem auch kleinere, eingängig auf das neue Angebot zu trimmen – mit enormer Resonanz, wie das Management berichtet. Zudem kündigten schon einige Technologie-Partner an, etwa aus den Bereichen Kollaboration und Security, speziell für deutsche Cloud-Partner „Einstiegs-Pakete“ für SMB zu schnüren.
News gibt es auch zum Cloud Solution Provider – Programm CSP: Aktuell sind 650 deutschen Unternehmen daran beteiligt – diese nutzen die Cloud-Dienste der so genannten „Indirect CSPs“, etwa der großen Distributoren, um Endkunden zu beliefern. Im kommenden Jahr soll diese Zahl nun dramatisch ausgebaut werden.
6) Neue Bundles für das Cloud-Angebot
Microsoft macht in Toronto deutlich, das Lizenzmodell der "Suite-basierten" Cloud-Angebote zurückfahren zu wollen und auf neue, auf SMB und Enterprise zugeschliffene Bundles zu setzen. Das neu vorgestellte Windows 10 E3 Programm ist exemplarisch hierfür. Für den Preis von 7 Dollar pro Anwender und Monat bietet Microsoft ab Herbst CSP-Partnern (vermutlich zu Beginn nur in den USA?) die Möglichkeit, Windows 10 in der Verpackung des Full Subscription Stack inklusive Office 365 sowie Dynamics auszuliefern. Dem Kunden soll so der Zugang zu Enterprise-Leistungen attraktiver gemacht werden. Dass wiederrum nicht alle ehemaligen Volumenlizenz-Partner darüber begeistert sind, versteht sich allerdings auch. Hier findet der Wandel in die Digitalisierung vermutlich am schmerzlichsten statt.
7) „Surface As A Service“
Microsoft gibt seinen Partnern ab sofort die Möglichkeit, Endkunden die Geräte der Surface Reihe zu vermieten. Hier ist vorerst die Also der einzige deutsche Partner, der das Angebot: „Surface as a Service“ bereithält. Im Rahmen des Paket können Reseller nicht nur die Geräte selbst vermieten, sondern diese auch in Verbindung mit individuellen Bundles aus Office 365 und verschiedenen Softwarelösungen bereichern. Zusatzgeschäft verspricht Microsoft neben den Miet- und Lizenzgebühren in den Service-Paketen, die Reseller hierfür aufstellen können. „Kleinen und mittelständischen Unternehmen bieten wir durch die Partnerschaft mit Also ganz neue Möglichkeiten ihre IT-Lösungen zu modernisieren. Zugleich haben unsere Partner Aussicht auf attraktives Zusatzgeschäft und eine Möglichkeit, Hardware in ihre Cloud-Portfolio zu integrieren – ein Variante, die den Markt sicherlich zunehmend erobern wird “, erläutert Oliver Gürtler, Leiter Geschäftsbereich Windows & Devices bei Microsoft Deutschland.