In den vergangenen zwei Corona-Jahren wurde so viel neue Software entwickelt wie nie zuvor. Das spiegelt sich auch in dem 2022er-Ranking der Channel-freundlichsten Software-Hersteller Deutschlands wider. Denn gleich 14 Anbieter haben es 2022 ins Ranking geschafft, im Vorjahr waren es nur fünf.
In Betracht kamen Anbieter von jeglicher Software, also von Backup-Software, von Middleware, Datenbanken und Betriebssystemen, von Virtualisierungssoftware allen möglichen Anwendungen (ERP, CRM, ECM und anderen) mit Ausnahme der Security-Software, die in der Kategorie "Security" abgefragt wurde.
Der Allrounder Microsoft
2022 hat hier wieder Microsoft die Nase vorne, nachdem Veeam zwei Mal hintereinander dem Softwarekrösus die Krone streitig machte. Offenbar haben die Redmonder ihren Vertriebspartner besser zugehört als in den Vorjahren, und einige Wünsche der Reseller erfüllt. So hat Microsoft es seinen Kunden wieder erlaubt, die nach dem Wechsel in die Cloud nicht mehr benötigten On-Premises-Lizenzen zum Wiederkauf anzubieten.
Das erfreute beileibe nicht nur die "Gebrauchtsoftware-Händler" sondern auch die diese Kunden betreuenden IT-Dienstleister. Immerhin machten sie ihren Bestandskunde damit den Umstieg auf "Microsoft 365" attraktiver - weil günstiger. Damit ließen sich zusätzliche - mit dem Wechsel auf "Microsoft 365" verbundene - Services sicherlich einfacher verkaufen. Hinzu kamen die Aussicht gestellten höheren Gebühren für die Nutzung der "Microsoft 365"-Pakete, womit auch die laufenden Vergütungen für die Wiederverkäufer steigen dürften.
Man muss aber auch zugeben, dass Microsoft einer der größten "Krisengewinner" der Corona-Pandemie war. Durch den plötzlichen Umzug vieler Mitarbeiter ins Homeoffice war die Nutzung der "Microsoft 365"-Pakete auf einmal unabdingbar geworden. Wie sonst hätte man sich Laufwerke in der Cloud teilen (OneDrive), gemeinsam an Dokumenten arbeiten (SharePoint) und effizient von daheim mit den Kollegen und Vorgesetzten kommunizieren (Teams) sollen?
Das aktuelle Ranking der Channel-freundlichsten Software-Anbieter
Ein derartiges Portfolio an Collaboration-Werkzeugen offeriert weit und breit kein anderer Softwarehersteller. Daher dürften viele Vertriebspartner allein mit der Vermittlung von "Microsoft 365"-Veträge gutes Geld verdient haben.
Veeam vor VMware
So musste sich Veeam dieses Jahr geschlagen geben, wohingegen VMware den dritten Platz halten konnte. Dem Virtualisierungsspezialisten kam sicherlich der wachsende Trend "hin zur Cloud" entgegen. Und VMware hat für die Multicloud-Umgebungen anscheinend die richtigen Werkzeuge entwickelt: Die neuen Cross-Cloud Services sind mit Funktionen ausgerüstet wie zum Beispiel VMware Tanzu, einer Plattform zur Entwicklung und Bereitstellung von Cloud-nativen Anwendungen. Darüber hinaus gilt VMware als Marktführer bei der Zurverfügungstellung und Verwaltung von Containern.
Außerdem hat VMware ein neues Partnerprogramm verabschiedet. Die damit einhergehenden einfacheren Strukturen erleichterten offenbar den Partner in der Tat die Zusammenarbeit mit dem Hersteller, der damit bereits seit drei Jahren stets zu den Top-3-Software-Anbietern im deutschen Channel gehört.
Ganz übel erwischte es hingegen Acronis. Der schweizer-singapurische Software-Vendor fiel vom zweiten auf den neunten Rang zurück. Zur Ehrenrettung der Cyber-Protection-Company sei hier nur angemerkt, dass sie lediglich von zwei - letztes Jahr im Channel Excellence-Ranking platzierten - Unternehmen überholt wurde - von Microsoft und VMware.
Dazwischen schoben sich 2022 aber gleich fünf Software-Anbieter, die es mehrere Jahre nicht mehr ins Sortware-Ranking geschafft haben oder gar dort dieses Jahr zum allerersten Mal aufgetaucht sind, wie etwa NinjaOne. Der bis Herbst 2021 unter "NinjaRMM" firmierende Anbieter hat es auf Anhieb auf den vierten Platz geschafft, wir gratulieren. Es liegt klar auf der Hand, dass NinjaOne ebenfalls ein "Krisengewinner" der Corona-Pandemie ist.
Denn vielen IT-Dienstleistern war es während der zahlreichen Lockdowns nicht möglich, ihre Kunden persönlich zu besuchen. Ein RMM-Werkzeug (Remote Monitoring & Management) macht zwar nicht jede Reise zum Kunden obsolet, aber die meisten Routine-Aufgaben (patchen und updaten) lassen sich via RMM bequem vom Homeoffice aus erledigen. Ein derartiges Werkzeug gehört mittlerweile zur Standardausrüstung eines jeden Managed Service Providers (MSP).
Hinzu kommt die Erkenntnis, dass NinjaOne ihre RMM-Produktpalette in den vergangene zwei Jahren deutlich erweitert hat. Zwölf Sprachen stehen nun Systemadministratoren zur Auswahl, sie können das Tool auch über eine moderne App am Smartphone nutzen. Die neue Version der RMM-Software (5.2) wartet mit einer User-freundlichen Benutzeroberfläche sowie mit verbesserten Features für Endpoint-Verwaltung und Patch-Management auf.
IBM und SAP wieder da
Nach langer Abstinenz ist IBM wieder im Ranking der Channel-freundlichsten Software-Hersteller vertreten - auf Platz fünf. Vielen mag es etwas seltsam erscheinen, dass IBM hier als Softwarehersteller geführt wird, doch der reine Produkt-bezogene Software-Umsatz trägt mittlerweile über 40 Prozent zu den Gesamterlösen bei. Und auch wenn IBM viele Services bei Kunden selbst erbringt, was sich in fast 30 Prozent der Gesamtumsätze niederschlägt, fahren doch viele IBM-Partner sehr gut damit, etwa Axians oder SVA.
Ebenfalls nach mehrjähriger Pause hat es SAP wieder in die Rangliste der Channel-freundlichsten Hersteller geschafft. Europas einzigem Software-Anbieter von Weltrang ist es gelungen, mehr als 50 Vertriebspartner zu überzeugen, sich an der von Context durchgeführten Umfrage zu beteiligen. Mit dem sechsten Platz kann SAP durchaus zufrieden sein, denn kein einziger Wettbewerber im Umfeld der ERP-Lösungen für den Mittelstand, also weder Oracle noch Sage, haben es ins Ranking geschafft. Lediglich die Haufe Group konnte sich mit ihrer Finanzbuchhaltungs-Marke "Lexware" durchsetzen, allerdings mit einer für die Freiburger sicherlich enttäuschender Platzierung (13).
Auf die Plätze sieben und acht kamen zwei "Neulinge": Bisher konnten sich weder Red Hat noch Suse bei der Context-Umfrage durchsetzen, nun ist es ihnen das endlich gelungen - nicht zuletzt durch die Corona-bedingten Anstrengungen vieler Kunden, ihre in verschiedenen Cloud- und On-Premises-Umgebungen vorhanden Anwendung unter Kontrolle zu bringen.
Mit Suse und Red Hat ist Open Source endlich auch im Channel angekommen. Zwar gehört Red Hat mittlerweile zu IBM, aber das ist offenbar noch nicht so sehr in Bewusstsein der Vertriebspartner gerückt. Erfreulich ist, dass die wieder erstarkte deutsche Marke "Suse" in unserem Ranking auftaucht. Der Open-Source-Spezialist arbeitet sehr eng mit dem Channel zusammen, etwa mit dem Distributor Prianto, und offeriert mittlerweile eine ganze Palette an attraktiven Software-Produkten für die Multi-Cloud-Welt.
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