Fitness-Gadgets sind längst keine reinen Schrittzähler oder Gewichts-Checker mehr. Viele Produkte bieten mittlerweile verschiedene medizinische Funktionen.
Wir stellen Ihnen die wichtigsten Geräte aus den Kategogien Fitnessuhren, Diagnosewaagen, Zubehör für die Herzgesundheit, Schlaftracker und sonstiges smartes Zubehör vor. Dabei können Funktionen auch kategorieübergreifend vorkommen. Denn der Trend geht eindeutig zu Kombigeräten.
Fitnessuhren: Herzfrequenz, EKG, SpO2 und Schlaf
Fitnesstracker, die Schritte, zurückgelegte Strecken und Etagen messen sowie den Schlaf überwachen und Aktivitäten erfassen, gibt es schon seit Jahren. Diese Funktionen gehören mittlerweile zum Standard, sogar Geräte aus der unteren Preisklasse sind bereits damit ausgestattet.
Etwas neuer, aber auch schon häufig zu finden, ist ein Herzfrequenzmesser. Er sitzt in der Regel an der Unterseite des Trackers und arbeitet über ein Verfahren ähnlich der Photoplethysmographie (PPG), welches zwei Grundprinzipien anwendet:
Aus den PPG-Ergebnissen lassen sich beispielsweise die Atemfrequenz, die Sauerstoffsättigung des Blutes (SpO2), der Blutdruck, die Durcblutung sowie die Leistungsfähigkeit des Herzens ableiten.
Die meisten Fitnesstracker verwenden PPG in erster Linie zum Ermitteln der Herzfrequenz: Dabei wird das Handgelenk mit grünem Licht bestrahlt. Ein optischer Sensor mit Fotodioden misst das absorbierte Licht und ermittelt daraus die Herzfrequenz. Je nach Anbieter und Trackermodell wird das Ergebnis der Herzfrequenzmessung in den jeweiligen Apps weiter aufgeschlüsselt: So bieten beispielsweise die Fitbit Versa 2 und die Garmin Fenix 6 eine permanente Pulsmessung, die Ihnen einerseits die Cardio- und Fettverbrennungsphasen während des Trainings anzeigt, andererseits aber auch den Ruhepuls beim entspannten Liegen auf dem Sofa ermittelt.
Die Garmin Fenix 6 nutzt das PPG-Verfahren auch zum Messen der Sauerstoffsättigung des Blutes (Pulsoximetrie). Dabei ist auch eine permanente Überwachung des SpO2-Anteils möglich – sogar während des Schlafens –, was nächtliche Atemaussetzer, die so genannte Schlafapnoe, aufzeigen kann. Die Pearl Newgen Medicals SW-450 setzt ebenfalls auf PPG, errechnet daraus neben der Herzfrequenz auch den Blutdruck.
Bei der Withings Move ECG und der Apple Watch 5 müssen Sie eine EKG-Messung (Elektrokardiogramm = Herzaktion in Kurvenform) über mehrere Elektroden durchführen, um die Herzfrequenz ermitteln zu lassen. Dieses Verfahren ist zwar zuverlässiger und genauer, aber für die permanente Messung nicht geeignet.
Die meisten Fitnesstracker überwachen auch Ihren Schlaf und errechnen dabei die unterschiedlichen Schlafphasen. Die Fitbit Versa 2, die Garmin Fenix 6, die Pearl Newgen Medicals SW-450 sowie die Withings Move ECG kombinieren dazu die Messungen des PPG-Verfahrens mit denen der eingebauten Bewegungssensoren und werten diese aus. Alternativ dazu gibt es dezidierte Schlafsensoren (siehe weiter unten).
Beim anpassbaren Display haben Sie die Wahl zwischen dem klassisch-runden Uhrendesign, wie es etwa die Garmin Fenix 6 hat, oder dem eckigen Apple-Watch-Äußeren. Die Verbindung zum Smartphone stellen Sie immer per Bluetooth her. Zudem benötigen manche Modelle wie die Fitbit Versa 2 WLAN zum Aktualisieren der Software. Die Akkulaufzeit variiert zwischen etwa 18 Stunden bei der Apple Watch 5 bis hin zu 12 Monaten bei der Withings Move ECG, die eine Knopfzelle einsetzt.
Diagnosewaagen: Körperzusammensetzung und BMI
Wer eine smarte Waage mit möglichst vielen Messwerten und App-Anbindung möchte, muss sich zuerst mit den Begrifflichkeiten auseinandersetzen. Denn die Hersteller unterscheiden hier, je nach Menge der erhobenen Daten, zwischen Personenwaagen, die einfach nur das Gewicht einer Person bestimmen, und Diagnosewaagen, die weitere Werte hinsichtlich der Körperzusammensetzung erheben. Bei Diagnosewaagen sind dann auch die vernetzen Modelle zu finden, die die erhobenen Daten an eine App zur Auswertung weiterleiten.
Die Arbeitsweise ist bei allen Diagnosewaagen gleich: In den Metallelementen der Trittfläche sind Elektroden verborgen, die beim Benutzen der Waage eine nicht spürbare Menge Strom durch den Körper leiten. Die Messung funktioniert daher auch nur barfuß. Während der Messung ermittelt die Waage den Widerstand: Grundsätzlich besteht ein Körper aus Fett- und Magermasse. Die Magermasse setzt sich wiederum aus Knochen- und Muskelmasse zusammen. Dabei hat jede Masse einen unterschiedlichen Wassergehalt: Muskeln bestehen zu etwa 75 Prozent aus Wasser, Fett aus etwa 25 Prozent, Knochen aus rund 22 Prozent. Je höher der Wasseranteil, desto leichter fließt Strom hindurch. Auf diese Weise berechnet eine Waage die Zusammensetzung des Körpers und berechnet teils auch den Body Mass Index (BMI), der das Körpergewicht in Relation zur Größe einer Person setzt. Die Körpergröße geben Sie dabei neben weiteren persönlichen Daten in Ihr Profil ein, welches Sie in der zugehörigen App erstellen müssen. Die Waagen lassen dabei auch mehrere Profile zu.
Welche Körperdaten eine Diagnosewaage genau erhebt, hängt vom Modell ab und hat natürlich auch Einfluss auf den Preis: So ermittelt beispielsweise die Soehnle Shape Sense Connect 200 für knapp 90 Euro lediglich Gewicht, Körperfett, Körperwasser, Muskelanteil und BMI über vier Elektroden. Im Gegensatz dazu bekommen Sie bei der Beurer BF 105 Body Complete Ergebnisse zu Gewicht, Körperfett und Körperwasser, Muskelanteil sowie Knochenmasse und erhalten eine Auskunft über Ihren Energiegrundumsatz (BMR, Basic Metabolic Rate) sowie den Gesamtumsatz (AMR, Active Metabolic Rate), sprich, wie viel Kalorien Ihr Körper im Ruhezustand benötigt und wieviel Kalorien Sie inklusive Aktivitäten verbrauchen dürfen, um Ihr Gewicht zu halten. Der AMR steigt, je aktiver Sie sind. Zum Messen verfügt die Waage über acht Elektroden zur Ober- und Unterkörpermessung sowie ein abnehmbares Handteil mit Display.
Die Withings Body Cardio für rund 150 Euro ermittelt neben Gewicht, Körperfett und -wasser, Muskelanteil und Knochenmasse auch die Herzfrequenz sowie die Pulswellengeschwindigkeit, die auf Veränderungen im Gefäßsystem aufmerksam machen kann.
Zum Übermitteln der Messwerte an das Mobilgerät wählen die Hersteller unterschiedliche Schnittstellen. So erfolgt die Übertragung bei der Medisana Target Scale 3 und der Soehnle Shape Sense Connect 200 direkt per Bluetooth. Die Fitbit Aria 2 können Sie ins WLAN integrieren. Die Withings Body Cardio lässt beide Verbindungswege zu, und die Beurer BF 105 Body Complete koppeln Sie per Bluetooth mit Ihrem Mobilgerät oder via USB mit dem PC. Spezielle Modi wie der Athletenmodus bei der Medisana Target Scale 3 und der Soehnle Shape Sense Connect 200 oder der zusätzliche Schwangerschafts- und Babymodus der Withings Body Cardio bereiten die erhobenen Daten je nach Zweck neu auf.
Herzgesundheit: Blutdruck, Puls, EKG und mehr
Zubehör für die Herzgesundheit sind meist Blutdruckmessgeräte, die auch den Puls ermitteln und zudem mit weiteren Funktionen wie einem EKG oder einem Pulsoximeter für die Sauerstoffsättigung des Blutes (SpO2) ausgestattet sind. Mit solchen Kombigeräten lassen sich beispielsweise Herzrhythmusstörungen oder Schlafapnoe aufspüren. Die smarten Varianten übermitteln ihre Daten per Bluetooth ans Mobilgerät.
Dabei gibt es bei Blutdruckmessgeräten grundsätzlich zwei Bauweisen: solche, die am Oberarm messen und solche, die am Handgelenk messen. Beide Messverfahren sind laut Gesundheitsspezialist Beurer gleich zuverlässig, allerdings empfiehlt der Hersteller beispielsweise für Raucher oder Diabetiker eine Oberarmvariante wie das hauseigene BM 95 Bluetooth für etwa 180 Euro. Das Gerät hat neben der Oberarmmanschette einen EKG-Stick für die Messung der Herzaktion und ermittelt auch die Herzfrequenz. Ein günstigeres Oberarmgerät, das nur Blutdruck und Puls misst, ist beispielsweise das Medisana BW 530 connect für knapp 60 Euro. Die gleichen Messungen führt auch das Braun Activescan 9 durch, ein Blutdruckmessgerät mit Soft- Aufpump-Technologie und einer speziellen Manschette, die sich leichter handhaben lässt. Darüber hinaus hat das Modell den IF Design Award 2019 gewonnen. Mit dem Withings BMP Core, das ebenfalls einen EKG-Stick besitzt und fast 250 Euro kostet, lassen sich neben Blutdruck und Puls auch Herztonfrequenzen messen, um damit Herzklappenerkrankungen zu identifizieren. Gänzlich aus der Reihe fällt das Sanatmetal Wiwe Mobile ECG für 289 Euro. Das scheckkartengroße Gerät führt über zwei Elektroden auf der Oberseite das EKG durch, misst zudem Herzfrequenz sowie Blutsauerstoffsättigung und gibt den BMI aus. Und haben Sie das kompakte Gerät unterwegs dabei, zählt es auch noch Ihre Schritte.
Schlaftracker: Am Handgelenk oder im Bett
Die meisten Fitnesstracker, die Sie am Handgelenk tragen, überwachen auch den Schlaf. Dazu besitzen sie verschiedene Sensoren, die nächtliche Bewegungen erfassen und daraus die Schlafphasen folgern: Bewegungssensoren messen geradlinige Bewegungen, Gyroskop-Sensoren erfassen Drehungen, und Beschleunigungssensoren erkennen Bewegungsänderungen (etwa ein rapides Auf und Ab des Arms als Laufen).
Ein Handgelenk-Tracker kombiniert nun für der Schlafmessung die Stärke der nächtlichen Bewegungen sowie die gemessene Herzfrequenz und errechnet daraus, wann welche Schlafphase stattgefunden hat: In der Leichtschlafphase, in der der Körper langsam zur Ruhe kommt, verringern sich Puls und Atmung. In der Tiefschlafphase – die zur Erholung von Körper und Geist dient – reduzieren sich Muskel- und Hirnaktivität auf ein Minimum. Hier kommt es also auch kaum zu Bewegungen. Die dritte Phase ist die REM-Phase, in der Träume stattfinden und Emotionen verarbeitet werden. Wie der Name bereits sagt (Rapid Eye Movement) kommt es hier zu schnellen Augenbewegungen, und obwohl die Muskulatur immer noch entspannt ist, steigt die Herzfrequenz. Handgelenk-Tracker haben bei der Schlafmessung jedoch auch einen großen Nachteil: Sie müssen die Uhr beziehungsweise das Armband nachts natürlich tragen, was manchmal unbequem sein kann. Darum bieten einige Hersteller spezielle Schlaftracker an, die ähnlich wie ein Handgelenk-Tracker funktionieren, jedoch während des Schlafens deutlich weniger stören, da sie in der Regel im Bett selbst platziert werden.
Beispielsweise legen Sie das Withings Sleep für knapp 100 Euro sowie das 10 Euro günstigere Beurer SE 80 zwischen Matratze und Lattenrost. Das Beurer-Gerät verbinden Sie per Bluetooth mit dem Mobilgerät, außerdem benötigt es einen Stromanschluss. Es analysiert Ihren Schlaf über Bewegung, Herz- und Atemfrequenz. Außerdem ist eine smarte Weckfunktion an Bord. Das Withings Sleep arbeitet auf die gleiche Weise, kann über die Bewegung jedoch auch Atemaussetzer und Schnarchen erkennen und gibt beides in der App aus. Das Gerät ist IFTTT-kompatibel und lässt neben der direkten Bluetooth-Verbindung auch die Integration ins heimische WLAN zu.
Das sehr dünne Apple Beddit 3.5 kommt zwischen Matratze und Laken, analysiert Ihren Schlaf samt Schnarchen und erfasst zudem das Raumklima hinsichtlich Temperatur und Luftfeuchtigkeit. Sie koppeln es per Bluetooth (App nur für iOS!), preislich liegt es bei etwa 150 Euro. Auch für Android-Mobilgeräte eignet sich dagegen das Medisana Sleepace SC 800 für knapp 200 Euro. Das Gerät kommt ebenfalls zwischen Matratze und Laken und ermittelt dort „nur“ die Schlafphasen, ist aber akkubetrieben.
Eine gänzlich andere Bauform hat der Teraillon Dot, ein batteriebetriebener „Knopf“, der am Kopfkissen befestigt und per Bluetooth gekoppelt wird. Er ermittelt die Schlafphasen jedoch nur über Bewegung und kostet 50 Euro.
Sonstiges: Weitere medizinische Anwendungsgebiete
Neben den bereits genannten Gesundheitsdaten gibt es natürlich noch weitere medizinische Messgeräte, die die ermittelten Werte per Bluetooth oder WLAN ans Smartphone beziehungsweise via USB an den PC zwecks Analyse schicken können.
Für Diabetiker finden sich beispielsweise zahlreiche Geräte, um den Blutzuckergehalt festzustellen. Die Geräte kommen meist mit sämtlichem Zubehör, im Falle des Medisana Meditouch 2 connect dual für 25 Euro ist das etwa eine kompakte Stechhilfe, eine AST-Kappe für die Entnahme von Blut an anderen Körperstellen als der Fingerkuppe, zehn Lanzetten, zehn Teststreifen, eine Kontrolllösung sowie ein Etui. Das Gerät bietet wahlweise mg/dL oder mmol/L als Maßeinheit und ist batteriebetrieben.
Die Sauerstoffsättigung des Blutes ist ein wichtiger Indikator für Schlafapnoe, also nächtliche Atemaussetzer, aber auch für Menschen mit anderen Lungenproblemen entscheidend. Wie die Fitnessuhr Garmin Fenix 6 setzen auch dezidierte Pulsoximeter wie das iHealth Air für 60 Euro ein Verfahren ein, das über die Absorption von Licht funktioniert. Allerdings haben die Geräte meist die Form einer Wäscheklammer und werden an einem Finger befestigt, um den Einfluss von Umgebungslicht möglichst gering zu halten: In einem Teil des Clips steckt eine Lichtquelle, die durch den Finger auf die Fotodiode im anderen Teil des Clips strahlt.
Das Withings Thermo für 50 Euro ist dagegen ein Fieberthermometer, das über 16 Infrarot-Sensoren kontaktlos die Temperatur misst. Sie bewegen das Thermo einige Zentimeter entfernt entlang der Stirn. Das Gerät führt dabei über 4000 Messungen durch und zeigt Ihnen das Ergebnis samt Einschätzung auf seiner Anzeige an. Ordnen Sie die Messung einem Nutzerprofil zu, können Sie in der App den Verlauf beobachten und Medikamente protokollieren.
Für frische Luft frei von Schadstoffen, Allergenen und Gerüchen sorgt der Luftreiniger Soehnle Airfresh Clean Connect 500 für knapp 180 Euro. Das Gerät setzt ein dreifaches Filtersystem aus Vorfilter, EPA-Filter und Aktivkohlefilter sowie zuschaltbares ultraviolettes Licht (UV-C-Licht) gegen Keime ein. Ein Sensor überwacht das Raumklima, sodass Sie bei Bedarf – auch über die App – eingreifen können. Die Lüftergeschwindigkeit ist ebenfalls anpassbar.
Mit dem Beurer PC 100 Posture Control für 100 Euro können Sie Ihrem Rücken Gutes tun. Dazu klemmen Sie das Gerät in der Nähe des Nackens an Ihre Kleidung (etwa mittig am Kragen), wo es Sie dann durch Vibration darauf aufmerksam macht, wenn Sie zu lange in gleicher Position gesessen sind. Über die dazugehörige App 8sense bringen Sie zudem einen Fitness-Aspekt ins Spiel: Mit verschiedenen Übungen können Sie Ihr Fitnesslevel erhöhen.
Fazit: Ein guter Einstieg
Ein smartes Gesundheits-Gadget kann und soll sicherlich nicht den Gang zum Arzt ersetzen. Es kann jedoch erste Anzeichen einer Erkrankung sichtbar machen und für die richtige Diagnose beziehungsweise Behandlung von Vorteil sein.