Das Kürzel VPN steht für Virtual Private Network - und bedeutet, dass der PC oder das mobile Gerät des Nutzers mit Hilfe der Software eine gesicherte private Leitung zu einem gewählten Service bekommt und dabei auch noch anonym bleibt. Nur der VPN-Anbieter könnte den Nutzer, seine Herkunft und das Land kennen, in dem er sich gerade befindet. Wie gut das den VPN-Tools und den dahinterstehenden Diensten gelingt, hat das Institut AV-Test.org überprüft.
Bessere Ping-Zeiten: Gamer schwören auf VPN
Viele Spieler nutzen gerne VPN, weil sich damit viele Probleme auf einmal lösen lassen. So kann man sich mit einer privaten Leitung in das Land verbinden lassen, in dem der Gameserver steht. Das soll die Ping-Zeit verringern. Gleichzeitig kommt man je nach Uhrzeit auf weniger belastete Server in einem anderen Land. Natürlich muss auch der Datendurchsatz immer hoch sein, da es sonst im Spiel zu Verzögerungen kommen kann.
Schaut man sich den Test unter diesen Gesichtspunkten an, ergibt sich folgendes Ranking: Die besten Werte aus dem Bereich Geschwindigkeit liefert Hotspot Shield Premium. Der Up- und Downstream an Daten ist immer hoch und das bei einem sehr guten Ping (Latenzzeit). In Sachen Latenz bekommt auch F-Secure sehr gute Noten - nur der Downstream ist etwas langsamer, wie das Labor auch beim Rest des Feldes feststellt. Die VPN-Pakete von Avira, Bullguard, Cyberghost und Nord VPN sind ebenfalls noch schnelle Alternativen.
Alle Anbieter verfügen über eine hohe Anzahl an Servern und Server-Stützpunkten in der Welt. Somit ist auch die Anwahl der Länder, in denen besondere Spieleserver stehen, mit jedem Paket möglich. Die Geschwindigkeit ist allerdings je nach Kontinent unterschiedlich. So hat es auch das Labor im Test gemessen.
Videostreaming: VPN kann Geo-Sperren umgehen
Die diversen Videoplattformen verhindern durch sogenanntes Geoblocking den Zugriff außerhalb des Heimatlandes, in dem man den Zugangsvertrag abgeschlossen hat. Viele VPN-Anbieter werben damit, dass man mit ihrem Paket das Geoblocking umgehen kann. Allerdings ist das immer ein Katz- und Mausspiel. Kaum wirbt ein Anbieter, dass man mit ihm diverse Plattformen von überall aus erreichen kann, legen die Betreiber der Plattformen oder der Onlinesender mit einem Update nach. Dann ist das Umgehen des Geoblockings wieder nicht möglich. Daher ist das aktuelle Ergebnis nur eine Momentaufnahme. Dort konnten alle Pakete auf populäre Videoplattformen, wie etwa Netflix, ohne Ausnahme im Ausland zugreifen.
In Sachen Geschwindigkeit beim Videostreaming ergeben sich bei allen Paketen gute bis sehr gute Werte. Dabei wurden im Test sogar aufwendige 4K-Streams abgespielt. Am besten schneiden die sieben VPN-Pakete von Avast, Bullguard, F-Secure, Hide My Ass, Nord VPN, Norton und Surfshark ab. Die letzten drei Kandidaten liefern aber selbst bei den 4K-Streams immer noch gute Ergebnisse.
VPN als Tarnkappe in fremden Netzen und WLANs
Immer, wenn man mit dem Notebook oder Smartphone auf ein fremdes Netz oder WLAN zugreift, geht man damit ein gewisses Risiko ein. Denn man weiß oft nicht, ob der Anbieter vertrauenswürdig ist oder ob man vielleicht im Hintergrund attackiert oder ausspioniert wird. Hier ist VPN die erste Wahl, um alle diese Gefahren von vornherein abzuwenden. Auch die Geschwindigkeit ist natürlich ein Thema, wenn man per VPN ein WLAN nutzt. Die Tester haben speziell für diese Nutzergruppe auf die automatische Einwahl und das nutzerfreundliche Verbinden, den Schutz der persönlichen Daten in offenen Netzen und sichere VPN-Tunnelprotokolle geachtet. Diese Punkte erfüllen alle geprüften VPN-Pakete gut und zuverlässig.
Beim Surfen: Anonymität für Sicherheitsbewusste
VPN bietet dank Verschlüsselung nicht nur eine gesicherte Verbindung zu anderen Servern. Vielmehr sorgt VPN auch für den Schutz der Privatsphäre bis hin zur Anonymität des Nutzers. Ohne VPN kann der Nutzer einer Webseite oder eines Services an seiner IP-Adresse erkannt werden. Mit VPN nutzt ein Surfer aber einen Dienst, der auf der Zielwebseite nur die IP seines VPN-Anbieters bekannt gibt. Versucht jemand die IP-Adresse zu verfolgen, findet er maximal die Adresse des VPN-Anbieters heraus. Je nach Anbieter wird der Nutzer der VPN-IP gar nicht oder nur kurze Zeit gespeichert. Auf diese Weise sind die wahre IP-Adresse und sein Herkunftsland verschleiert.
Daher ist der Weg zu einem Service frei, der eventuell für Nutzer aus bestimmten IP-Blöcken sonst gesperrt wäre. Das ist für Dissidenten oder Freidenker oft der einzige Weg, um gesicherten Kontakt in die freie Welt zu erhalten (wie etwa bei der Firewall Great Wall). Einschlägige Webseiten machen schnell klar, welche Informationen ein Surfer normalerweise von sich preisgibt: IP-Adresse, Land, Zugangsknoten, Provider und vieles mehr. Das Labor hat bei allen Paketen geprüft, ob persönliche Daten den Tunnel verlassen und übermittelt werden. Hier gibt es nur gute Noten, denn alle Pakete machen einen fehlerfreien Job und schützen die Nutzer in allen Belangen.
Zur Info: Wenn ein VPN-Nutzer seine Lieblingsseite im Web besucht, dann kann er trotzdem an einem Cookie erkannt werden. Also könnte der Serverbesuch trotz VPN getrackt werden. Sicherer ist hier nur VPN mit einem anonymisierten Browser, etwa im privaten Modus. Auch die Nutzer von Torrent- oder anderen P2P-Netzwerken sind mit VPN gut geschützt und verraten nichts von ihren wirklichen Daten.
Allerdings sind die Datenraten via VPN niedriger als etwa bei anderen Übertragungsarten. Das Labor hat mit Hide My Ass und Avast die besten Datenraten bei P2P. Mit allen anderen Paketen ist der Datendurchsatz etwas geringer, aber noch alltagstauglich. Die Pakete von F-Secure und Norton lassen keinen Datenverkehr mit diesen Protokollen zu.
Transparenz der Anbieter: Das passiert mit Ihren Daten
Ein Anbieter kann natürlich behaupten, dass er mit seinem Dienst den Anwender schützt, dafür sorgt, dass dieser anonym bleibt, und dass er nichts von seinen Aktionen speichert. Aber ist der Anbieter auch wirklich vertrauenswürdig? Welches Unternehmen steht dahinter und wo ist es angesiedelt? Auch das hat das Labor untersucht, denn dieses Thema ist für jede Nutzergruppe wichtig: Transparenz. In der Tabelle unten steht, was der VPN-Anbieter von sich offiziell preisgibt: Informationen zur Geschäftsführung, die Firmenadresse, der Gerichtsstand sowie viele Angaben zur EU-Datenschutz-Grundverordnung, kurz EU-DSGVO. Dort ist festgelegt, wie mit Nutzerdaten verfahren werden muss.
Sehr interessant ist auch der Punkt, ob es einen Transparenz-Report gibt. Dort findet sich immer wieder aktualisiert, ob und wann durch offizielle Stellen nach Nutzerdaten gefragt und wie oft sie übergeben wurden. Solche Informationen bieten nur die Firmen Avira, Cyberghost, Hide My Ass , Hotspot Shield und Avast .
Je nach Heimatland des Anbieters kann er im Falle von nationalen Interessen und den passenden Gesetzen auch zur Herausgabe von Daten gezwungen werden. Dabei ist meist festgelegt, wie etwa in den USA, dass der Anbieter einen solchen Vorfall nicht veröffentlichen darf. Daher nutzen die Anbieter einen Trick mit dem Namen "Warrant Canary", was ein Synonym für die Unterwanderung der Dienstleistung eines VPN-Anbieters durch staatliche Stellen darstellt. Der Trick ist einfach: Der Anbieter schreibt ständig auf seine Webseite, dass es keine Anfragen von staatlichen Stellen gibt. Steht das plötzlich nicht mehr da, ist der Fall klar. Diese für einige Nutzer sehr wichtige Info bieten Avast, Avira, Hide My Ass, Nord VPN und Surfshark.
Fazit: VPN macht das Surfen oft sicherer und bietet Extras
Jede Nutzergruppe findet bei VPN einen Helfer für ihr spezielles Anliegen. Die Hersteller arbeiten auch stark an den Produkten und erweitern immer mehr deren Fähigkeiten. VPN ist gefragt, da es neben der Anonymität auch viel Sicherheit mitbringt. So scannt zum Beispiel mehr als die Hälfte der geprüften VPN-Pakete auch abgerufene Seiten auf Malware und Phishing. Aktuell ist das mehr eine Zusatzfunktion, die aber bald Standard sein dürfte. Eine gute Antivirenlösung wird dadurch allerdings nicht ersetzt.
Der Test zeigt, dass die Anbieter von VPN-Software es ernst meinen und die versprochenen Schutzmaßnahmen auch konkret umsetzen. Daher erhalten alle Produkte vom Labor eine positive Zertifizierung. Auch die Zusatzausstattungen nehmen in den Produkten immer mehr zu, da sich die Hersteller von der Masse anderer VPN-Tools abheben möchten.
Welches Produkt das Beste ist, hängt maßgeblich von seinem Einsatzgebiet ab. Die folgende Testtabelle soll dabei helfen, das passende VPN-Paket zu finden. Denn die von einem Gamer geliebte schnelle Latenzzeit (Ping) ist einem Dissidenten oder Freidenker herzlich egal.
(PC-Welt)