Auch wenn SAP noch bis Mitte 2021 mit Corona-bedingten Umsatzeinbußen rechnet, an dem Cloud-Fokus des Softwareherstellers hat die aktuelle Situation nichts geändert. Das betonte auch Christian Mehrtens, bei SAP Deutschland für das Mittelstands- und Partnergeschäft verantwortlich, in seiner Keynote auf dem "SAP Partner Summit" für den deutschsprachigen Channel Anfang November 2020.
Diese Veranstaltung fand natürlich ausschließlich digital statt, aber sie bot den über 1.000 Teilnehmern, davon 750 Vertretern der SAP-Partnern, ausreichend viele Möglichkeiten zur Vernetzung, wie Partner immer wieder auf Anfrage der Moderatoren betonten.
SAPs Weg in die Cloud
So möchte SAP bis 2025 Cloud-Erlöse von über 22 Milliarden Euro erreichen, das wären dann also in fünf Jahren über 60 Prozent des dann zu erzielenden Jahresumsatzes in Höhe von 36 Milliarden Euro. Die Cloud-Bruttomarge (Non-IFRS) soll bis 2025 gar auf 80 Prozent steigen, hierfür wird SAP in den Jahren 2021 und 2022 noch zusätzliche Investitionen tätigen.
Marken-Quiz: Warum heißt SAP eigentlich SAP?
Die sogenannte "Industry Cloud" ist vor allem Partner-Geschäft, das betonte auch Alexander Kläger, seit dem 1. August 2020 Geschäftsführer der SAP Deutschland SE & Co. KG. Seiner Ansicht nach kennen nur SAP-Partner ihre Kunden aus der Industrie so gut, dass sie ihnen die passenden Branchen-Lösungen aus der SAP-Cloud andienen können. Hier legt auch der Softwarehersteller viel Wert auf größtmögliche Offenheit der Schnittstellen, damit Partner - trotz aller Standardisierung - die Branchenlösungen an die spezifischen Bedürfnisse ihrer Kunden anpassen können. "Das ist eine für unsere Partner und Kunden offene Business-Prozess- und Tech-Plattform", sagte Kläger.
Channel-Chef Christian Mehrtens versprach hier noch mehr für seine Branchenpartner zu tun, und er verwies in diesem Zusammenhang auf die Anfang 2020 gestartete "Diamant"-Initiative zur Stärkung der Kompetenzen bei SAP-Partnern. Dieses Angebot wurde laut Mehrtens von SAP-Partnern aller Couleur sehr gut angenommen und schlägt sich bereits in erfolgreich absolvierten Projekten bei Kunden nieder.
SAP-Channel in Zahlen: Über 1.200 Partner in Deutschland
"Partner sind aus unserem Business nicht mehr wegzudenken, und unser Mittelstandsgeschäft wächst überdurchschnittlich", sagte SAPs Channel-Chef auf der Partnerkonferenz. Hierbei wurde er von Alexander Kläger ausdrücklich bestätigt: "Die Bereitschaft zur Veränderung ist im deutschen Mittelstand außerordentlich hoch, höher als in manchen Konzernen. Deshalb hilft uns jetzt dieses Wachstum im Mittelstand", so der SAP-Deutschland-Chef in Anspielung auf die derzeit zurückgehende Nachfrage nach SAP-Lösungen beispielsweise in der Automobil- und Maschinenbaubranche.
Dennoch, Mehrtens und Kläger zeigten sich im Zwiegespräch durchaus optimistisch, was die mittelfristigen Aussichten für die SAP und ihre Partner betrifft. So war Kläger von den guten Absatzzahlen für "SAP Concur", die Reisemanagement- und Reisekostenabrechnungslösung der Walldorfer, positiv überrascht. Eigentlich hatte er hier mit zurückgehender Nachfrage gerechnet, aber gleich auch eine Erklärung für dieses Phänomen bei seinen Kunden gefunden: "Eben weil derzeit nur sehr wenige Geschäftsreisen stattfinden, sehen sich viele Kunden gerade jetzt in der Lage, dort neue Systeme für einzuführen. Das ist eine Riesen-Chance für unsere Partner!", so der SAP-Deutschland-Chef weiter. Seiner Kenntnis nach handelt es sich dabei um überschaubare Projekte von sechst bis acht Wochen Dauer.
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Doch nicht nur in diesem Spezialfall war die Corona-Krise auch für SAP ein Digitalisierungsbeschleuniger. "Jetzt geht endlich auch der Public Sektor in die Cloud", freut sich Kläger. Der öffentliche Dienst als Retter der IT-Industrie? Diese Erfahrung machen derzeit nicht nur SAP und deren Partner, sondern auch große Systemhäuser wie Bechtle und Computacenter, die derzeit viele neuen Rahmenverträge mit unterschiedlichen Institutionen aus dem Public-Sektor abschließen. Christian Mehrtens ist der festen Überzeugung, dass es schon bald einen starken Digitalisierungsschub in den deutschen Schulen geben wird.
SAP-Partner vernetzen sich untereinander
Und der Appell des Channel-Chefs an seine Partner, sich noch stärker untereinander zu vernetzen, stieß bei ihnen auf fruchtbaren Boden. In ihren Vorträgen betonten sie immer wieder ihre Bereitschaft, mit anderen SAP-Partnern zusammenarbeiten zu wollen, so zum Beispiel Michael Kaupp, Geschäftsführer des SAP Business by Design-Partners BecomeCloud. Das vor einem Jahr in Karlsruhe gegründete Unternehmen muss laut Kaupp manch eine Kundenanfrage ablehnen, weil es ich schlicht an Kapazitäten mangelt. Die BecomeCloud GmbH & Co KG beschäftigt aktuell 15 Mitarbeiter und kümmert sich um 35 Kunden.
Genau um diese Partner geht es Gabriele Görtz, Head of Partner Management bei SAP Deutschland, wenn sie von der Vernetzung der Partner untereinander spricht: "Unsere Partner teilen sich gerne die Erfolge bei gemeinsam betreuten Kunden, auch wenn sie danach manchmal als Wettbewerber agieren."
Zum Schluss seiner Keynote verwies Channel-Chef Mehrtens auf das internationale SAP-Partnernetzwerk IA4SP. Hier können einzelne SAP-Partner ihre Business Cases dem gesamten SAP-Channel präsentieren und zur Verfügung stellen.