Zusammen mit dem Berliner Startup Zimory startet die Deutsche Börse die "Deutsche Börse Cloud Exchange AG" (DBCE), einen Marktplatz für standardisierte Rechen- und Speicherkapazitäten. Nach Meinung der Experton-Analysten Carlo Velten und Steve Janata könnte das die Bedingungen im IaaS-Markt grundlegend ändern.
Mit der Gründung der DBCE verfolgen die Projektpartner Deutsche Börse und Zimory einen ambitionierten Plan - den automatisierten, standardisierten Handel mit Cloud-Infrastrukturressourcen. Obwohl erst Grundzüge des Projekts bekannt sind, kann schon heute konstatiert werden, dass das 2014 startende Projekt eine echte Innovation "Made in Germany" darstellt, die das Potenzial hat, den globalen Markt für Cloud-Infrastruktur-Ressourcen (IaaS) nachhaltig zu verändern.
Aus der Perspektive der Ökonomen funktioniert der Markt für IaaS derzeit noch nicht effizient. Verträge zwischen Cloud Providern und Anwendern werden jeweils bilateral geschlossen. Die Migration von Anwendungen von einer Cloud-Plattform zur anderen ist aufwendig und risikant. Der Mangel an Standardisierung kann in vielen Fällen zu einem Vendor Lock-in führen, der in einer flexiblen Cloud-Welt wie ein unangenehmer Stein im Schuh wirkt. Auch lassen sich im Jahr 2013 aufgrund unterschiedlicher Leistungsspezifikationen und Definitionen die Preise für Cloud-Rechenleistungen verschiedener Cloud Provider nur bedingt miteinander vergleichen.
Von einem transparenten und effizienten Markt kann also keine Rede sein. Für ein weiteres Wachstum des Cloud-Markts ist eine neue Stufe der Standardisierung aber Voraussetzung. Derzeit machen die Transaktionskosten bei der Evaluierung, Beschaffung und Integration einen Großteil der möglichen monetären Vorteile im Vorfeld zunichte. Die Experton Group schätzt diesen "Verlust" auf bis zu 20 Prozent der Cloud-Gesamtkosten.
Dies zu ändern und IT-Infrastrukturleistungen zu einem handelbaren Gut zu machen ist eine große Herausforderung, die einzelne Cloud Provider nicht zu lösen im Stande sind. Hier bedarf es eines neutralen Mediators beziehungsweise Brokers, der nicht nur das Vertrauen im Markt, sondern auch die notwendige Liquidität an Rechenressourcen sicherstellt. Mit dem Joint Venture von Deutsche Börse AG und Zimory GmbH entsteht erstmals ein globaler, herstellerunabhängiger Marktplatz für Cloud-Infrastrukturservices namens "Deutsche Börse Cloud Exchange AG".
Auf diesem wird es zukünftig möglich sein, Rechenleistung, Speicherkapazität und andere Infrastrukturservices standardisiert zu handeln. Das schafft für Anwender ein deutlich höheres Maß an Transparenz und Flexibilität. So lassen sich im Kontext von hybriden Cloud-Betriebskonzepten schnell zusätzliche Leistungsressourcen einkaufen und Lastspitzen kostengünstig abdecken. Ob die CIOs schon reif sind für diesen Schritt und auch die Cloud-Architekturen der Unternehmen schon bereit sind, bleibt abzuwarten.
- Das Vertriebsmodell im Überblick
- Das Vertrags- und Abrechnungsprozedere soll extrem verkürzt werden, so dass der Kunde den Vertrag inklusive SLAs binnen einer Minute abschließen kann.
- Das Vertriebs-, Zahlungs- und Vertragsprozedere im Überblick
- Beispiel für mögliche Bezugs-Kombinationen
- So sieht die Bestell-Oberfläche aus
- Roadmap der Deutschen Börse Cloud Exchange
Das Projekt kann Katalysator für den gesamten IaaS-Markt werden, der in 2015 auf globaler Ebene ein Volumen von 33,5 Milliarden Euro erreichen wird. Zudem hat das Projekt der Deutschen Börse das Potenzial die heutige Wettbewerbslandschaft durcheinanderzuwirbeln. Ob die heute so dominanten US-Player Amazon AWS, Google & Co. in Zeiten transparenter Cloud-Marktplätze, auf denen auch kleinere Anbieter zu gleichen Konditionen Kundenzugang erhalten, auftreten, bleibt abzuwarten. Aus Perspektive der Experton Group sollten sich die Anwender im Rahmen ihrer Cloud-Sourcing-Strategien mit diesem neuen Beschaffungsmodell auseinandersetzen. Der neue Cloud-Marktplatz von Deutsche Börse und Zimory wird den CIOs interessante Einblicke in Preisstrukturen und Delivery-Konzepte der Cloud Provider liefern.
(Der Beitrag wurde von der CP-Schwesterpublikation Computerwoche übernommen / rb)