Für Freiheit, Sicherheit und den Handel

Der Router-Zwang muss weg!

21.11.2013
Die Abschaffung des Router-Zwangs wird derzeit heiß diskutiert. Ralf Koenzen, Geschäftsführer der Lancom Systems GmbH, beleuchtet das Thema aus den Blickwinkeln aller Beteiligten und Betroffenen.

Endlich ist der da, der große Aufschrei gegen den Router-Zwang! Lange hatten wir vergeblich auf ihn gewartet - und uns mit Verlaub gewundert, dass sich so wenige ernsthaft zur Wehr setzten. Denn mit dem Router-Zwang steht nichts weniger auf dem Spiel als die Wahlfreiheit der Internet-User und ein freier ITK-Endgerätemarkt. Allein bei den DSL-Anschlüssen betrifft dies rund 24 Millionen Kunden.

Doch was ist daran so schlimm? Ist es nicht nachvollziehbar, dass einige Provider ihren Kunden am liebsten vorgeben möchten, mit welcher Hardware sie ins Netz gehen? Dass sie sogar soweit gehen möchten, den Router als Teil ihres eigenen Netzes zu definieren und damit vollständig kontrollieren zu können?

Doch, ist es. Allerdings nur aus Sicht der Provider. Alle anderen sind die großen Verlierer einer solchen Neuauslegung des "Netzabschlusspunktes", wie es technisch heißt.

Der Internet-User wird in seiner Freiheit eingeschränkt. Und gegebenenfalls sogar im Surfverhalten manipuliert. Denn wenn der selbstgewählte - und selbstkonfigurierte - Router einer undurchsichtigen Blackbox weicht, sind gegebenenfalls nicht nur seine Funktionen eingeschränkt. Unter Umständen werden auch Dienste des eigenen Providers bevorzugt unterstützt, fremde Dienste möglichweise verhindert. Netzneutralität adé!

Die von der Politik sosehr gewollte Stärkung der Cyber-Sicherheit in Deutschland würde durch einen flächendeckenden Router-Zwang geradezu ad-absurdum geführt. Einerseits entstünden Gerätemonokulturen millionen baugleicher Geräte, die eine bislang ungeahnte Angriffsfläche für ungerichtete Cyberattacken böten. Zudem hätten Kunden und Unternehmen nicht mehr die Möglichkeit, die von den Providern gelieferten Router durch Modelle zu ersetzen, die ihren individuellen Sicherheitsbedürfnissen entsprechen und zum Beispiel über eine Sicherheitszertifizierung verfügen. Nicht mal die Aktualisierung der Router-Firmware hätte der User in der Hand - eines der wichtigsten Instrumente gegen immer neue Angriffsmethoden. Das wiederum wäre großartig für Cyberkriminelle, die mit zielgerichteten Attacken versuchen, an die Geschäftsgeheimnisse vieler Mittelständler und "Hidden Champions" zu gelangen. Eintritt leicht gemacht!

Und was, wenn der eigene Provider Opfer eines Cyberangriffs wird? Bislang standen die Angreifer dann spätestens beim Router vor der nächsten Hürde. Ist dieser aber Teil des Providernetzes, spazieren sie im Extremfall ungehindert durch. Mitten ins Heimnetz des Privat-Users - oder ins Herz der mit dem Internet verbundenen Firmen.

Es gibt unendlich viele Gründe, die so offensichtlich gegen den Router-Zwang sprechen, dass man sich schon erstaunt darüber zeigen darf, dass wir überhaupt darüber diskutieren müssen. Neben Wahlfreiheit, Netzneutralität und Cybersicherheit betrachten auch Deutschlands Datenschützer das Thema mit wachsender Sorge - und neuerdings auch die Wettbewerbshüter.

Denn was passiert eigentlich mit dem ITK-Endgerätemarkt, wenn sich der Routerzwang durchsetzt? Ganz einfach: er stirbt. Lassen Sie mich ein paar Zahlen dazu nennen, die das ganze Ausmaß für den Fachhandel illustrieren:

In 2012 wurden allein in Deutschland rund 5 Millionen DSL-Router verkauft. Ein bedeutender Teil über den ITK-Fachhandel. Hinzu kommen 1,1 Million Kabelmodems. Mit dem Routerzwang geht dieser gesamte Markt in die Hände weniger Provider über - und bleibt dem Handel komplett verschlossen. Die individuellen und volkswirtschaftlichen Schäden wären enorm.

In einer beispiellosen Allianz mit mittlerweile 18 weiteren Herstellern engagiert sich Lancom daher seit Monaten für eine Abschaffung des Router-Zwangs und damit für die Wahlfreiheit, für Cybersicherheit und für den Erhalt des freien Endgerätemarkts.

Umso schöner, dass sich das Blatt zu wenden scheint. Meinte die Bundesnetzagentur noch Anfang des Jahres, keine Handhabe gegen den Routerzwang zu haben, arbeitet heute eine Breite Front aus Herstellern, Netzaktivisten, Verbraucher- und Datenschützern unisono an seiner Abschaffung. Mit Erfolg: der Routerzwang hat es in die Koalitionsverhandlungen geschafft. Mit einem eindeutigen Votum: er muss weg! Ralf Koenzen/(bw)

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