Von Beate Wöhe
Statistisch gesehen stiehlt jeder deutsche Haushalt jährlich Waren im Wert von über 50 Euro in den Verkaufsräumen der Einzelhändler. Zu dieser Schlussfolgerung kommt das EHI Retail Institut aufgrund einer Studie, die besagt, dass im vergangenen Jahr die Inventurdifferenzen im deutschen Einzelhandel bei knapp 3,9 Milliarden Euro lagen.
Nach Einschätzung der Studienteilnehmer verursachen Kunden 44 Prozent, Mitarbeiter 26 Prozent, Lieferanten und Servicekräfte zusamen rund zehn Prozent und organisatorische Mängel rund 20 Prozent der Verluste. Über 95 Prozent der vom EHI befragten Unternehmen messen Inventurdifferenzen im eigenen Unternehmen eine "mittlere" bis "große" Bedeutung zu.
Obwohl die Inventurfehlbeträge im Vergleich von 2006 zu 2005 um acht Prozent zurückgegangen seien, erfordere die Bedrohung durch Ladendiebstahl weiterhin höchste Aufmerksamkeit, rät EHI. Gründe für den Rückgang der Differenz seien: verbesserte Warenwirtschaftssysteme, genauere Bestandskontrollen und gezieltere Auswertungen, wodurch der Handel Verluste frühzeitig erkennen und darauf reagieren könne.
Organisierter Ladendiebstahl
Trotz der rückgängigen Verluste schätzt der Handel die Kriminalität weiter als mittel bis hoch ein - Tendenz steigend. Dabei fühlen sich die Firmen weniger von den gewöhnlichen Ladendieben bedroht. Vielmehr bereitet dem Handel die organisierte Kriminalität Sorgen. Gefahren durch Diebstahl und Betrug von Seiten der eigenen Mitarbeitern schätzen die Unternehmen dagegen deutlich geringer ein.
Um die Inventurdifferenzen auch weiterhin zu vermindern, haben 20 Prozent der befragten Unternehmen ihr diesbezügliches Budget aufgestockt. Insgesamt gibt der Einzelhandel rund eine Milliarde Euro zur Reduzierung von Inventurdifferenzen aus. Demnach betragen die Kosten zusammen jährlich fast fünf Milliarden Euro.
Befragt wurden im Rahmen der Studie 73 Unternehmen mit insgesamt 13.000 Verkaufsstellen, die einen geschätzten Gesamtumsatz von rund 46 Milliarden Euro repräsentieren.