Man kennt die Bilder: Menschen, die sich in ungesunden Haltungen in Flughäfen, Wohnzimmern oder Konferenzzentren über ihr auf den Knien balanciertes Notebook beugen oder an Küchentischen, Kinderzimmern und öffentlichen Parkbänken mehr oder weniger ergonomisch versuchen, ihrer Tätigkeit am digitalen Arbeitsplatz nachzugehen. Sie sind das Sinnbild des durch die Corona-Pandemie noch einmal befeuerten "Work from everywhere"- Trends. Schön ist das alles nicht.
Im Rahmen ihrer Rolle als "European Green Capital 2021" hat sich die finnische Stadt Lahti gedacht, dass das auch anders gehen muss. Die Stadtverwaltung möchte ihre Einwohner "dazu ermutigen, die beruhigende Wirkung der Natur zu genießen" - auch bei der hektischen, digitalen Arbeit, und hat daher für jedermann frei nutzbare Arbeitsplätze unter dem Motto eingerichtet. Notebook und Kaffee muss man allerdings selbst mitbringen.
Die sogenannten "Viita Workstations" sind das Ergebnis einer Zusammenarbeit der Zusammenarbeit der finnischen Design-Firma Upwood, der Filiale der Kreativagentur TBWA in Helsinki und einem Studierendenteam des in Lahti ansässigen LAB Institute of Design and Fine Arts.Sie stehen für Okölogie, lokalen Bezug und Funktionalität. Sie enthalten ein Telefon und eine Tassenhalterung, bieten Raum zum Abstellen eines Laptops, zur Ablage von Stiften und sogar einen Haken, um Notebook-Tasche oder Rucksack aufzuhängen. Denn wer möchte nach dem Ausflug ins Grüne schließlich schon gerne Tannennadeln und Birkenlaub im Notebook-Lüfter haben?
Die Gestaltung greift laut Umberto Onza von TBWA Helsinki, der den Design-Prozess leitete, die runden Formen der Bäume auf, atmet die Umgebung und hilft den für sehr technische Zwecke gedachten "Workstations", sich in die Umgebung einzufügen.
Mira Keitaanranta, Human Resources Director der Stadtverwaltung Lahti, weist zudem auf die starken Veränderungen in der Arbeitswelt in den vergangenen Jahren hin. "Die Menschen brauchen jetzt Lösungen, die unterschiedliche Arbeitsweisen kombinieren." Viele fühlten sich zwischen Meetings zudem öfter zur Natur hingezogen, und suchten sie in unmittelbarer Umgebung ihrer Arbeitsplätze auch öfter auf. "Die neuen Workstations machen es möglich, aus der Ferne zu arbeiten und gleichzeitig von der beruhigenden Wirkung der Natur zu profitieren", so Keitaanranta.
Die aus Fichtenholz, einem traditionellen finnischen Bau- und Werkstoff, gefertigten Viita Workstations sind so an den Bäumen befestigt, dass sie diese nicht beschädigen. Sie werden diesen Herbst das erste Mal eingesetzt. Die Stadt Lahti hat zunächst vier solcher Arbeitsplätze eingerichtet. Interessierten Kommunen stellt sie die Baupläne kostenfrei zur Verfügung. Wer weiß - vielleicht arbeiten wir in naher Zukunft also alle gelegentlich mal aus dem Wald?
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