"Kaltgang" für die Server

Das Rechenzentrum in der Sommerhitze

07.07.2015
Webseiten aufrufen, E-Mails verschicken - das läuft meist über Server in riesigen Rechenzentren. Die Rechner dort kühl zu halten, ist eine der wichtigsten Anforderungen. Das gilt auch, wenn die Temperaturen immer höher klettern.

Im Berliner Rechenzentrum der Firma Strato rauscht und brummt es. In langen Reihen türmen sich Serverschränke, an ihnen blinken grüne, gelbe und orangefarbene Lämpchen. Kabel winden sich in dicken Bündeln durch die Halle. Doch während es draußen immer heißer wird, herrschen drinnen angenehme 22 Grad.

Das liegt daran, dass die Geräte so am effizientesten arbeiten. Auch Computer haben eine Optimaltemperatur. "Die Computer laufen zwischen 16 und 25 Grad einwandfrei", sagt Strato-Chef Christian Böing. Gleichzeitig geben die Rechner Wärme ab, wenn sie Webseiten anzeigen, Dateien abrufen oder E-Mails verwalten.

Eine STRATO Mitarbeiterin untersucht die Klimatisierung im Serverraum mit einer Wärmebildkamera.
Eine STRATO Mitarbeiterin untersucht die Klimatisierung im Serverraum mit einer Wärmebildkamera.
Foto: STRATO

Die Kühlung gehört daher zu einer der wichtigsten Aufgaben eines Rechenzentrums. Sie ist außerdem einer der größten Kostenfresser. An besonders heißen Tagen steigt der Stromverbrauch hier um 60 Prozent gegenüber dem Jahresdurchschnitt. Die Anlage verbraucht dann so viel Strom wie 5300 Zwei-Personen-Haushalte. "Wir sind selbst im schlimmsten Hitzefall gerüstet", sagt Böing. "Trotzdem ist es so: In Sachen Energieverbrauch merken wir das natürlich total."

Unternehmen wie Facebook verlegen ihre Datenzentren daher schon mal nach Schweden, wo es das ganze Jahr über kalt bleibt. Um die Rechner kühl zu halten, muss man dort praktisch nur das Fenster aufmachen. So ähnlich funktioniert die Kühlung des Strato-Rechenzentrums bei milden Temperaturen. Google nutzt für sein Rechenzentrum in Finnland das kalte Meerwasser.

Strato, das zur Deutschen Telekom gehört, bietet Speicherplatz für Unternehmen und Privatleute an. Deren E-Mails oder Webseiten dürfen nicht verloren gehen. In dem Berliner Rechenzentrum gibt es ein ausgefeiltes System, um Energie zu sparen und die Kosten zu reduzieren. Die "Racks" genannten Serverschränke stehen auf einer Art doppeltem Boden. Unter ihnen fließt kühle Luft, die durch Löcher im Boden nach oben dringt. Gekühlt wird nur, was gekühlt werden muss - also die Computer.

Tritt man aus dem "Kaltgang" zwischen den Rechnern, wird es deutlich wärmer. Denn die Wärme, die die Geräte abgeben, landet im "Warmgang" hinter den Serverschränken. Hier wird weniger stark gekühlt, um Energie zu sparen. Mitarbeiter, die durch die Hallen laufen und an den Geräten werkeln, haben es also etwas wärmer als die Computer selbst.

Doch selbst im "Warmgang" ist die Luft an besonders heißen Tagen noch kühler als draußen. Dann wird die Abluft der Computer zur Kühlung genutzt. Sie wird in eine zimmergroße Kühlanlage gesogen, dort mit kaltem Wasser abgekühlt und wieder in Richtung Rechner geschickt. Ein halbes Dutzend Kühlanlagen auf dem Dach des Rechenzentrums bringen das Wasser auf die richtige Temperatur. Während mehr als 30 Grad den Menschen zu schaffen machen, kommen die Kühlanlagen erst später ins Schnaufen. "Die Kühlschränke arbeiten bis 40 Grad super", sagt Böing. Weil auch die Luft direkt um die Kühlanlagen mit Wassernebel abgekühlt wird, gibt es noch einen weiteren Puffer.

Diese akribische Planung soll Ausfälle verhindern. Die Rechner laufen zwar auch, wenn es wärmer wird. Aber bei zu großer Hitze drohen Schäden, sagt Rechenzentrumsleiter Andrej Kaiser. "Wenn man dauerhaft zu hoch fährt, verschleißen die Bauteile. Dann geht irgendwann die Hardware kaputt."

Die Hitze setzt auch Servern zu, die etwa Unternehmen selbst betreiben. Wird es zu heiß, können die schon mal einknicken, warnt Böing. "Wer geschäftskritische IT betreibt, sollte sich tunlichst mit dem Thema Klima und Temperaturen auseinandersetzen." Ein Schritt sei, vom Fachmann eine Klimaanlage einbauen zu lassen. (dpa/rs)

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