Als Apple vor knapp fünf Jahren seine dritte bzw. vierte Apple Watch vorstellte, war der Umstiegsgrund klar: Die Uhr konnte sich endlich ohne iPhone ins mobile Netz einwählen, man konnte das Smartphone getrost zu Hause lassen. Doch kaum jemand konnte sich vorstellen, dass die Uhr im Apple Portfolio fünf Jahre lang überstehen würde. Schließlich ist der Hersteller für seine rigorose Update-Politik zumindest bei den iPhones bekannt. Die Pro-Modelle werden zum Beispiel nur ein Jahr lang im Apple Store verkauft, im September werden sie durch die nächste Generation ersetzt.
Selbst ein Dauerbrenner kommt in die Jahre
Bei der Apple Watch 3 war das anders: Dass sie neben Apple Watch 4 im Store geblieben war, war kein Wunder, schließlich verkaufte Apple neben der Top-Smartwatch auch die Vorgeneration als Einstiegsgerät. Dann ging die Series 4 und die Series 5 kam, Apple Watch Series 3 blieb. Die gleiche Geschichte wiederholte sich mit der Series 6. Als Apple mit der Series 7 noch die Apple Watch SE vorstellte, waren wir uns sicher, dass wir die Apple Watch 3 im Apple Store nicht mehr finden werden. Doch wir haben uns geirrt. Zwar hat der Hersteller den Preis von seinem Klassiker im Laufe der Jahre immer wieder reduziert, sodass das billigste Modell nicht mehr 369 Euro wie 2017, sondern lediglich 219 Euro kostet. Dennoch ist das ein ordentlicher Preis für ein fünf Jahre altes Gerät.
Die Gründe, warum Apple so lange seine Klassiker-Watch im Portfolio ließ, würden wohl nur in Cupertino mit Sicherheit bekannt sein. Wir vermuten, mit dem Gerät hat Apple sich die Märkte von Fitness-Trackern erobert. Denn selbst trotz eines nicht vorteilhaften Vergleichs mit Series 5, 6 und 7 ist die Apple Watch 3 nach wie vor eine passable smarte Uhr, die die Grundlagen von Sport-Tracking gut beherrscht und vor allem perfekt mit einem iPhone funktioniert.
Neue Software weist den Weg ins Aus
Nach fünf Jahren ist es aber Zeit zu gehen. Dass die Apple Watch Series 3 bei Apple im Online-Store ab Herbst verschwindet, zeigt die Kompatibilitätsliste von watchOS 9: Die Modelle ab Series 4 werden unterstützt, Series 3 fehlt in der Liste. Aber schon die Vorgängerversion watchOS 7 zeigte, dass das Modell von 2017 nicht mehr auf dem Stand der Zeit war: Die GPS-Modelle mit 8 GB Speicher konnten nicht so richtig aktualisiert werden und mussten ab- und wieder angekoppelt sein, damit das Update aufgespielt werden konnte. Die neuesten Funktionen wie etwas aufwendigere Zifferblätter oder etwa berührungslose Bedienung funktioniere erst ab Series 4, die Inhaber von Series 3 müssen in die Röhre schauen.
Mit der Apple Watch Series 3 schneidet Apple viele alte Zöpfe ab: Die Entwickler müssen ihre Apps nicht mehr auf zwei Arten der Prozessoren anpassen: 32 und 64 Bit. Series 3 setzte noch auf Bluetooth 4.2, alle neueren Uhren dann auf Bluetooth 5. Das Betriebssystem und Apps können nicht mehr auf den mickrigen Speicher von 8 GB achten, alle aktuellen Uhren von Apple haben 32 GB Speicher.
Wir sind uns sicher, dass die Series 3 Apple zu dem beliebtesten Uhrenhersteller noch vor Rolex verholfen hat. Vor allem in den letzten zwei Jahren war die Apple Watch 3 mit Preisen von unter 200 Euro (bei den Dritt-Händlern) auf den Markt der Fitness-Tracker vorgerückt und sicherlich Fitbit & Co. das Leben schwer gemacht. Doch der Nachfolger in Form der Apple Watch SE ist bereits da, die Series 7 ist im Vergleich ein Riesenschritt nach vorn. Mit der Apple Watch 8 wird Apple weitere neue Gesundheitsfunktionen vorstellen, die Series 3 wird in dieser Gesellschaft gerade zu antiquiert wirken. Deshalb können wir dem Klassiker der Apple-Uhren ein "Ciao" flüstern und an der Stelle den großen Meister zitieren:
Herr, es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren, … (Macwelt)