Damit zog Insolvenzverwalter Werner Schreiber offiziell einen Schlussstrich unter die Geschichte des 1974 gegründeten, 2000 noch des zweitgrößten IT-Systemhauses in Deutschland. Die M+S AG hatte Ende Dezember 2001 den Antrag auf Insolvenz gestellt.
Zu diesem Desaster war es gekommen, nachdem das bis zum Börsengang Ende Februar 2000 Gewinne schreibende Systemhaus das erhaltene Kapital systematisch in verfehlte Akquisitionen - zum Beispiel in die Berliner DGW Datennetze GmbH und den Assemblierer DRV Dr. Böhmer GmbH & Co KG - gesteckt hatte. Zugleich schaffte M+S nicht den Umbau vom stark hardwarelastigen Systemhaus zu einem mit hohen Margen arbeitenden Dienstleister mit den drei Abteilungen Hardware-Implementation und -Wartung, Netzwerke sowie Consulting und Outsourcing. Zudem unterblieb, trotz zahlreicher Managementveränderungen, wie Mitarbeiter und Kenner der Branche berichteten und jetzt beklagen, dass die interneren Strukturen und Abläufe den neuen Aufgabenstellungen und der wachsenden Mitarbeiterzahl angepasst wurden. So häufte M+S Schulden an - am Ende waren es mehr als 36 Millionen Euro. Die Banken als Kreditgeber zeigten nun immer weniger Lust, die bald ausgeschöpften Kreditlinien zu erweitern, und verzweifelte Rettungsaktionen wie der private Kredit von Gründer Hans-Ulrich Mahr änderten nichts mehr: Die M+S AG trudelte der Insolvenz entgegen.
Der Anfang vom Ende hatte sich spätestens Anfang August 2001 abgezeichnet: Als der nur ein Jahr zuvor wegen seiner Vertriebsqualitäten nach Niedernberg geholte Ex-IBM- und Fujitsu-Siemens-Manager Bernd Puschendorf gehen musste, ahnten Branchenkenner, dass die Probleme bei M+S nicht kleiner, sondern erheblich größer geworden waren.
Der Puschendorf folgende hektische Managementwechsel und die IT-Flaute machten M+S in den folgenden Monaten bei Banken zum nur noch wenig gelittenen Gläubiger. Die Kündigung der Kreditlinien drohte, M+S musste gegen Vorauskasse einkaufen; der Mittelabfluss nahm immer größere Ausmaße an, und das Management wusste dies nicht zu stoppen. Am 21. Dezember vergangenen Jahres zog M+S zwangsläufig die Notbremse und beantragte die Eröffnung des Insolvenzverfahrens.
Zwar machte man sich in Niedernberg und in den 40 Niederlassungen noch Hoffnung, veröffentlichte sogar einen Sanierungsplan. Doch das Kundenvertrauen war dahin, der Auftragseingang ging schlagartig zurück und viele qualifizierte Mitarbeiter suchten sich nach neuen Arbeitgebern um. Die Sanierer mussten schließlich feststellen: M+S war nicht zu retten.
So wurde, nachdem noch die drei Tochtergesellschaften Profi Engineering Systems AG, die Panthus Leasing GmbH und die M+S Service GmbH mit insgesamt rund 520 Mitarbeitern losgeschlagen werden konnten, am 1. März wegen "Massearmut" das Insolvenzverfahren eröffnet.
Zurück bleiben rund 1.600 frustrierte Mitarbeiter, über 660 Dienstwagen, vorläufig 105 Angestellte und 58 Auszubildende im M+S-Hauptsitz und Insolvenzverwalter Schreiber. Der Niedernberger Traum, mittels Aktiengang vom Hardware- zum führenden deutschen IT-Dienstleister des 21. Jahrhunderts zu werden, ist ausgeträumt. (rw)