Betriebssystem & Software

Das beste Linux für jeden Zweck - Distributionen im Check

14.06.2017
Von David Wolski
Für Einsteiger ist es keine leichte Aufgabe, die passende Linux-Distribution für die anvisierte Aufgabe zu finden. Die folgende Übersicht klassifiziert wichtige tonangebende Systeme anhand ihrer Besonderheiten und Stärken.
Landkarte der Linux-Distributionen: Große Kontinente und unzählige kleinere Provinzen.
Landkarte der Linux-Distributionen: Große Kontinente und unzählige kleinere Provinzen.
Foto: IDG

Fragt man eine zufällige Anzahl an Linux-Anwendern, welche denn nun die beste Linux-Distribution sei, so bekommt man ein Vielfaches dieser Zahl an Meinungen, Einwürfe und Empfehlungen zurück. Und dazu eine Menge obskurer Geek-Weisheiten und mit religiösem Eifer verfochtene Überzeugungen zu Usability, Paketformaten und Entwicklungsmodellen. Abfällige Bemerkungen über die jeweils anderen Distributionen inklusive.

Auf Einsteiger wirkt das alles abschreckend bis arrogant und ist bei Anfängerproblemen selten hilfreich. Für Neuankömmlinge in der Linux-Welt bringt die gebotene Vielfalt nach wie vor die Qual der Wahl, auch wenn das Einsatzgebiet wie Desktop oder Server klar ist. Nicht jedes System passt in jedes Umfeld, zu jedem Wissensstand und zu allen Geschmäckern.

Orientierungshilfe und Bewertung

Die Landkarte der Linux-Distributionen zeigt einige große bekannte Kontinente und unzählige kleinere Provinzen. Der folgende Distributions-Check nimmt sich die tonangebenden Systeme vor. Mancher Linux-Kenner mag hier sein eigenes Lieblingssystem vermissen, denn der Überblick erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Umgekehrt sind einige Distributionen aufgeführt, die technisch keinen Platz als selbständiges Linux verdienten, aber einfach zu populär sind, um sie hier wegzulassen.

Die jeweiligen Stärken und Schwächen der Distributionen zeigt jeweils ein Radardiagramm mit den Bewertungskriterien, wie sie die Legende auf dieser Seite auflistet. Die "Leistung" gibt den Erfahrungswert wieder, wie schnell und leistungsfähig ein System in der Standardkonfiguration ist. Was die Radargrafiken schnell auf den ersten Blick zeigen, sind die Stärken und Schwächen einer Distribution. Und auch, dass es das perfekte Universal-Linux nicht gibt, sondern immer das anvisierte Einsatzgebiet entscheidend für die richtige Wahl ist.

Ausschlaggebend ist in der Wertung der Zustand einer Distribution, wie sie sich im Jahr 2016 präsentiert hat. Da die hier ausgewählten Systeme aber keinen umfangreichen Änderungen im Quartalsrhythmus unterliegen, wird die Bewertung und Einschätzung einige Jahre Bestand haben.

Im Anschluss an die Kurzcharakterisierungen und Radargrafiken folgt noch ein pragmatischer Ratgeber mit der Aufgabe, die Distributionswahl deutlich zu vereinfachen.

Arch Linux

Obwohl Arch mit hohem Do-it-Yourself-Faktor, der schon bei der Installation beginnt, als Anachronismus erscheint, hat sich die Distribution enorm viele Freunde in der fortgeschrittenen Anwenderschaft gemacht: Arch legt Wert auf einen schlanken Aufbau und manuelle Konfiguration und versteckt die Innereien des Systems nicht hinter distributionsspezifischen Tools. Lohn der Mühe ist die volle Kontrolle darüber, was auf dem System installiert ist. Zum Bekanntheitsgrad von Arch trägt dessen hochkarätiges Wiki mit größtenteils englischsprachigen Anleitungen zu System und Software bei. Als "Rolling Release" lässt sich Arch über den Paketmanager auf dem neuesten Stand halten. Einen Standarddesktop gibt es nicht.

Arch Linux
Arch Linux
Foto: IDG

Der typische Arch-Anwender ist definitiv kein Einsteiger, sondern ein avantgardistischer Linux-Fan mit langjähriger Erfahrung, der sich selbst zu helfen weiß und Linux-Systeme aus den hochaktuellen Paketquellen selbst zusammenstellt.

Offizielle Webseite: www.archlinux.de

Debian GNU/Linux

Das System für höchste Ansprüche an Stabilität ist in der turbulenten Linux-Entwicklung der Fels in der Brandung und mit 23 Jahren eine der dienstältesten Distributionen. Auf neueste Pakete legt die Entwicklergemeinde keinen Wert. Deswegen werden Programme und Komponenten langsamer aufgenommen als bei der Konkurrenz. Auf dem Debian-Paketformat DEB und der Paketverwaltung APT ist auch Ubuntu aufgebaut. Neue Debian-Ausgaben erscheinen rund alle zwei Jahre und die Entwicklung erfolgt in mehreren Zweigen: Debian Unstable bietet neueste Software, die für weitere Tests in Debian Testing aufgenommen wird, das wiederum die Vorstufe zu Debian Stable ist.

Debian GNU/Linux
Debian GNU/Linux
Foto: IDG

Der typische Debian-Anwender sucht ein grundsolides Serversystem für professionelle Aufgaben oder bevorzugt konservative Desktops. Die Programmversionen dürfen dabei auch älter sein - Hauptsache, alles ist gründlich getestet.

Offizielle Webseite: www.debian.org

Zur Startseite