Auf dem ChannelPartner Kongress am 7. und 8. September werden Sie zeigen, wie Digital-Workplace-Lösungen die Papierwelt in Unternehmen abschaffen und die Plattform für dezentrales Arbeiten bieten können. Auf welche Aspekte werden Sie vertieft eingehen?
Büscher: In meinem Vortrag "Dann geh doch nach Hause" gehe ich vor allem auf die Bedrohungen ein, die jeder Geschäftsführer heute aushalten muss. Auf allen Ebenen. Das ist oftmals nicht präsent; unser Unternehmerwohlstand der letzten Jahrzehnte hat die Gefahren verdrängt.
Die Pandemie hat global gezeigt, wie sensibel Unternehmen sind. Massiver Fachkräftemangel und die neue Arbeitskultur der Mitarbeiter erfordern oder erzwingen neue Arbeitsmodelle und Methoden. Remote Office, New Work, Workstation. Alle diese Themen, die im Kampf um die wenigen Talente entscheidend sind.
Digitale Arbeitsplätze sind ein Thema dieser Bewegung.
Aber was ist mit den Mitarbeitern in der klassischen Produktion? Diese profitieren kaum von den Trends. Entwickelt sich hier eine Zwei-Klassen-Mitarbeiter-Gesellschaft? Dieses Thema möchte ich nach meinem Vortrag gerne anschließend diskutieren und freue mich auf viele Teilnehmer.
Die meisten Partner hierzulande haben als Microsoft-Partner bei ihren Kunden zur Unterstützung von Modern Workplaces auch Office 365 und Teams installiert. Wie können diese Partner und deren Kunden von Amagno profitieren?
Büscher: Microsoft ist sicher einer der Hauptgewinner der notwendigen digitalen Transformation in der neuen Post-Pandemie. Amagno selbst basiert auf Microsoft Technologien und ermöglicht damit die tiefe Zusammenarbeit mit vielen Microsoft-Werkzeugen.
Amagno lässt sich künftig über die Amagno.App und AD-Anbindung schnell in Teams integrieren. Noch interessanter ist das Teilen von Dokumenten über die sicheren und flexiblen internen und externen Links, die Amagno anbietet. Diese Möglichkeiten lassen sich aber auch mit anderen modernen Plattformen, wie Slack oder Asana - quasi mit jeder Anwendung bis hin zur klassischen Mail, nutzen.
Sie bezeichnen sich selbst als "Paper Hater" mit der "tiefen Überzeugung, dass Papier in und zwischen Unternehmen nichts verloren hat". Dabei hat sich auch während der Pandemie gezeigt: es wird noch immer viel gedruckt. Woran hakt es?
Jens Büscher: "Paper hater" versus "Eh da" würde ich für viele Unternehmen sehen. Die analogen Prozesse sind oft noch stark in den Unternehmen verwurzelt, und die Möglichkeiten des digitalen Büros über DMS-/ECM-Lösungen noch immer nicht ausreichend bekannt.
Viele Mitarbeiter drucken immer noch gerne aus, um einen Vorgang zu prüfen oder eine Kopie "zu den Akten" zu legen.
Das war für mich vor elf Jahren die Initialzündung für Amagno: Das Dokument muss optisch im Vordergrund stehen und interaktiv werden, um "mehr" zu sein als sein analoges Abbild.
Ein weiterer relevanter Punkt ist der Austausch von Dokumenten zwischen Unternehmen. Hier gibt es immer noch den größten und unsinnigsten Bruch. Die digitalen Signaturlösungen haben jetzt viel erreicht, um diese Bereiche, zusammen mit ECM Lösungen, zu erschließen.
Die Vision von Amagno ist es, Teams, Abteilungen und Unternehmen eine bessere Möglichkeit zu bieten, Dateien, E-Mails und Belege zu organisieren. Zahlreiche Anbieter wie Docuware, Ceyonic, Contenit, Opentext und viele andere, versprechen ähnliches. Was unterscheidet Amagno von verfügbaren Lösungen?
Büscher: Im heimischen Markt kann man von über 150 Produkten ausgehen, die aber teilweise gleichen Ursprungs sind. Jeder Anbieter hat seine positiven Eigenschaften und teilweise sehr spezielle Branchenausrichtungen. Mit Amagno hatte ich das klare Ziel, jede Mitarbeitergeneration von einem digitalen Dokument zu überzeugen und diese durch ein Höchstmaß an Automatisierung zu entlasten. Und zwar für das gesamte Unternehmen und nicht nur mit dem Fokus Rechnungsverarbeitung.
Wie muss man sich dieses Höchstmaß an Automatisierung vorstellen?
Büscher: Mit Amagno werden alle Dokumente aus allen Quellen zusammengeführt. Ein hohes Maß an Dokumenten stellen wir als Vorschau dar. Dabei erlauben wir das Anklicken jeden Begriffs für eine Suche im gesamten Text der Dokumente innerhalb von Millionen Dateien - und nur wenigen Sekunden. Das ist so einfach wie Surfen durch das Internet. Auf der Basis erlauben wir auch, dass Daten schnell erfasst werden. Wir merken uns die Erfassung und erkennen die Daten anschließend automatisch für neue Dokumente. Dies ist allgemein für fast alle Dokumente möglich und entlastet das gesamte Unternehmen. Es ist so einfach, dass es jeder Mitarbeiter in Minuten erlernen kann.
Sie befassen sich schon seit 20 Jahren intensiv mit den Themen ECM und DMS. 2003 gründeten Sie das "Docuportal" für mittelständische Unternehmen. Was hat Sie dazu bewogen, nach sieben erfolgreichen Jahren das Unternehmen ihrem Geschäftspartner zu überlassen und Amagno zu gründen?
Büscher: Wie es oft in einer Beziehung ist, gibt es dann doch verschiedene Gründe der Produktausrichtung und der persönlichen Zusammenarbeit. Mit Amagno hatte ich eine deutlich weitreichendere Idee an Benutzerfreundlichkeit, Automatisierung und Integrationsfähigkeit. Eine wirkliche Entlastung für die Mitarbeiter im Büro.
Daraus ergab sich dann die sehr erfolgreiche Gründung von Amagno, die auch ohne Venture Capital sehr stark gewachsen ist. Das zeigt mir, dass meine Vision für die Unternehmen sehr gut angenommen wird. Es ist nicht selbstverständlich, dass man eine zweite Gründung sehr erfolgreich aufbaut und deshalb freue ich mich sehr über tausende Kunden und alleine über dreißigtausend Anwender in der Cloud mit Millionen von Dokumenten.
Die reibungslose Integration von ECM-Lösungen in alle unternehmensrelevanten Systeme und Workflows ist oft eine Herausforderung. Wie lösen Sie diese?
Büscher: Wir leben im Zeitalter der Cloud. 90 Prozent der Kunden entscheiden sich für eine Cloudlösung - denn die Vorteile und Kosten überwiegen deutlich. Die Cloud ist aber nicht nur ein Speicherort, sondern ein Ökosystem an Lösungen. Daher setzen wir für tiefe Integrationen auf unser Restful API. Darauf basiert auch unsere neue Multiplattform-Oberfläche, die Amagno.App. Auf dieser Basis liefert Amagno auch zahlreiche Schnittstellen zu Datev, Salesforce, Navision, Lexbizz, Sage und vielen mehr.
Die Workflows sind der werthaltige Grund für ein ECM. Automatisierte und ortsunabhängige Prozesse mit klaren Verantwortlichkeiten. Neben oftmals formschönen grafischen Workflowdesignern setzen wir auf einfache Regeln. Jeder Mitarbeiter kann klar ausdrücken, wann er ein Dokument wie zu entscheiden oder zu bearbeiten hat, beispielsweise: "Eine Rechnung über 100.000 Euro wird ergänzend von der Geschäftsführung abgezeichnet." Die Regeln in Unternehmen sind ein Vielfaches komplexer und sprengen teilweise die Möglichkeiten eines Workflowdesigners. Die Regeln in Amagno, basierend auf den Merkmalen der Dokumente, ermöglichen einfache bis hochkomplexe Prozesse - auch parallele. Ein schnelles, einfaches Training oder ein Video reicht aus, um dies zu verstehen. Und dies alles ohne Code und ohne externe Entwicklung.
Der Amagno Solution Store in der Cloud verfügt bereits über zahlreiche fertige und kostenfreie Standardprozesse für den Rechnungseingang, die Projektakte, das Vertriebs- und Personalwesen bis hin zu einer kompletten Vorlage eines Datenraumindex 2.2 für die Immobilienbranche.
Sie adressieren mit Ihren Lösungen vor allem Mittelstandskunden und bauen aktuell Ihr Partnernetzwerk weiter aus. Für welche IT-Dienstleister könnte Amagno ein besonders wertvoller neuer Technologiepartner sein?
Büscher: Amagno wurde speziell für die neue Mitarbeiter- und Entscheidergeneration in Unternehmen entwickelt. IT-Dienstleister werden sich dieser Generation stellen müssen. Ein ECM in der Cloud wird ein dringendes Must-have im Portfolio werden. Schnell erklärt, einfach verkaufbar, mit hohem Akzeptanzgrad.
Erklärungsbedürftige Lösungen mit lukrativen, langlaufenden Implementierungsprojekten werden deutlich weniger angefragt.
Wir adressieren motivierte IT-Dienstleister, aber vor allem auch ERP-, CRM-, FIBU-, WAWI- und Fach- und Branchen-Applikationsanbieter, ohne rechtskonformes oder überaltertes ECM in der Cloud, die dies erkennen und eine schnell und möglichst generische Lösung anbieten möchten.
Welches Vorgehen, welche Vertriebsmethoden oder -argumente haben sich für IT-Dienstleister bewährt, um bei Kunden für das ECM-Thema zu wecken?
Büscher: "Auf den Punkt gebracht" trifft es am deutlichsten. Die Interessenten wünschen sich eine Lösung, die nicht nur persönlich das Unternehmen adressiert, sondern auch die Probleme unmittelbar löst. Darauf fokussieren wir uns.
Wir lieben kurze und zielgerichtete Pitches mit einem sehr hohen Live-Anteil und wenig Power Point. Durch die fertigen Prozesse im Solution Store können wir oftmals nicht nur direkt die Lösung zeigen, sondern den Interessenten danach in der Cloud einen Account geben, um direkt anzufangen und die Software zu testen. Und diese Methode steht auch unseren Partnern zur Verfügung.
Dies trifft auch wieder direkt die neue Mitarbeiter- und Entscheidergeneration, die kompromisslos und unmittelbar eine Lösung erwartet.