Die Citrix Synergy Ende Mai 2019 in Atlanta stand im Zeichen einer Neuorientierung des Herstellers: Mit dem um zahlreiche Funktionen erweiterten "Citrix Workspace" als neues Flaggschiffprodukt rückt der IT-Konzern nun Unternehmensanwender in den Fokus und bringt so sein Portfolio deutlich näher an den Anwender. Auf der Synergy wurde dabei auch deutlich, dass sich damit vor allem der hauseigenen Partnerwelt neue Chancen eröffnen.
Der Citrix Workspace ist ein virtueller Desktop-Client für den Unternehmenseinsatz, dessen Alleinstellungsmerkmale darin bestehen, besonders intelligent und anwenderfreundlich konstruiert zu sein, mit einer sehr großen Anzahl an vorinstallierten Apps und Schnittstellens zu Cloudtechnologien ausgestattet zu sein, und dabei hohen Grad an automatisierter und integrierter Intelligenz mitzuliefern. Der Workspace wartet mit über 150 "out of the box"-Integrationen an namhaften Business-Anwendungen auf, etwa Apps für Office 365, Salesforce, SAP Ariba, Slack und zahlreiche weitere.
Lesetipp: Künstliche Intelligenz in der Wolke
Um die Klickwege innerhalb der Apps wiederrum zu vereinfachen, halt der Workspace laut Citrix bereits über 100 Mikroanwendungen vor, die typische Vorgänge, etwa Urlaubsanträge oder CRM-Einträge auf das Minimum an Klicks reduzieren sollen oder auch die Kollaboration im Team vereinfachen sollen. Damit wird auch eine Übernahme von Citrix der jüngeren Vergangenheit klar: Erst im November 2018 hatte der Hersteller Sapho übernommen, einen Spezialisten für Micro-Apps. Genau diese sollen jetzt in den Citrix Workspace integriert und sollen ihn durch die Workspace Intelligent Services flexibler machen.
Cloud-Schnittstellen gibt es etwa bereits für Microsoft Azure, dazu ist eine zeitnahe Kooperation mit Google Cloud geplant. Zahlreiche Sicherheitsfeatures und Möglichkeiten zur Rollendefinition und Administration runden Workspace ab, der im Winter 2019 in der neuen Form in Deutschland auf den Markt kommen soll. Wie auf der Synergy deutlich wurde, sollen Partner weltweit über das laufende Jahr für die Vermarktung und den Einsatz des Workspaces geschult werden.
"Das Desktop-Erlebnis muss anwenderzentriert sein"
In seiner Keynote betonte CEO David Henshall vor rund 5.000 Besuchern, dass der Citrix Workspace die häufigsten Probleme von Anwendern und Administratoren lösen könne - nämlich den Unmut, "intelligente", statische Arbeitsumgebungen am Rechner nutzen zu müssen.
Lesetipp: Desktop as a Service - Markt mit Zukunft für Systemhäuser
"Wir sind davon überzeugt, dass es auch besser geht. Mitarbeiter müssen auf Ihre Art produktiv sein können, und so muss der Arbeitserlebnis auch Anwenderzentriert sein. Nur so lässt sich heute Geschäftserfolg wirklich dauerhaft sicherstellen", so Henshall. Der Manager machte deutlich, dass auch in der Geschäftswelt es künftig immer weniger um Devices gehe, als um ein intelligentes Nutzererlebnis innerhalb von Anwendungen beziehungsweise der Oberflächen, auf denen die Apps bereitgestellt werden.
Um diese Intelligenz sicherzustellen, setzt Citrix auf KI aus seiner hauseigenen Cloud. Diese ermögliche, dass sich Oberflächen und Klickoptionen im Workspaces zunehmend auf das Verhalten von Anwendern in der Desktop-Umgebung einstellt - und so um Beispiel häufiger genutzte Aktionen und Anwendungen bei Dashboard-Anzeige bevorzugt.
Lesetipp: Management-Wechsel bei Citrix
Für Unternehmen weltweit bringt das effizientere Arbeiten mit Tools wie dem Workspace enorme Einsparungen mit sich: "Es gibt heute eine Menge Dinge am Arbeitsplatz, die uns davon abhalten, unserer eigentlichen Tätigkeit nachzugehen und die viel Zeit kosten", sagt PJ Hough, Chief Product Officer, Citrix. "Bei Citrix sind unsere Lösungen auf eines ausgerichtet: Ablenkungen zu beseitigen, damit sich die Menschen besser fokussieren können und produktiver werden." Laut Hough verwendet der durchschnittliche Arbeitnehmer elf verschiedene Anwendungen pro Tag und verbringt zehn Stunden pro Woche auf der Suche nach Informationen. Citrix Workspace werde dies drastisch verändern.
Routine-Aufgaben automatisieren
Auch Citrix DACH-Chef Oliver Ebel gibt sich begeistert: "Anstatt ihren Posteingang zu durchsuchen, Kalender zu überprüfen oder sechs Klicks tief in eine Unternehmensanwendung zu gehen, um Aufgaben zu erledigen, können Mitarbeiter nun auf priorisierte Aktionen und relevante Erkenntnisse in einer einheitlichen Oberfläche auf ihrem Telefon, Tablet oder PC zugreifen."
Neben dem Nutzererlebnis für Endanwender stellt Citrix auch weitere Unternehmensrelevante Features vor, etwa Sicherheitsfunktionen wie Schutz vor Keylogging, Screen Capture und weitere. Dazu kommt eine mögliche Anbindung von Citrix ADC und Citrix SD-WAN, die über die baldige Verbindung zum Marktplatz der Google Cloud Platform integrierbar sind. Und nicht zuletzt: Mögliche Analysen und Begrenzungen des jeweils verbrauchten Traffics, heruntergebrochen auf einzelne Nutzer.
Neu ist auch die "Desktop as a Service"-Anwendung "Citrix Managed Desktops". Sie soll Windows-Anwendungen und Desktop von Azure auf jedes beliebige Gerät bringen. Citrix Managed Desktops soll als schlüsselfertige, sofort einsetzbare Lösung im zweiten Halbjahr auf den Markt kommen. Erstmals bringt Citrix damals eine App, die als Monatsabo bezogen werden kann. Kunden können ihre RDS Client Access Licences (CALs) direkt einbringen, was die Lizenzierung vereinfacht.
Große Chancen für Partner
Dass der Workspace das Partnergeschäft von Citrix enorm pushen soll, erfuhr ChannelPartner vor Ort in Atlante im Gespräch mit Partnerchef Craig Stilwell: "Partner haben die zahlreichen Möglichkeiten, wie sie den Workspace vermarkten und in die Unternehmenswelt integrieren können", so Stilwell. Von Beratung über Implementierung, Verwaltung und Betrieb im Managed Service-Modell - das Geschäftspotential hält Stilwell für "enorm".
Lesetipp: Neuer Europa-Chef bei Citrix
Der Manager betont, dass er grundsätzlich zwei strategische Ansätze sehe, wie sich IT-Dienstleister in Sachen Workspace-Vermarktung aufstellen können - einmal als Beratungshaus für Change Management Prozesse in Unternehmen: In dieser Variante bezieht das Kundenunternehmen, den Workspace, während der Citrix-Partner sich um technische Implementierung, Umstellung von Prozessen, Absicherung und weiteres kümmert. In der zweiten Variante steht ein Managed Service-Modell für den Workspace im Raum, dass es Dienstleistern erlaubt via "Muli-Tentant-Funktion" Kunden über SLAs zu bedienen.
Stilwell betont, dass die neue Welt von Citrix, dich sich immer näher Richtung Anwender bewegt, auch insgesamt dem IT-Channel des Herstellers weiteren Zulauf in den kommenden Jahren bescheren werde. Stilwell zu ChannelPartner: "Es gibt einen immer größeren Bedarf an IT-Dienstleistern, um Unternehmen in die neue intelligente Arbeitsplatzwelt zu führen. Dass passt zu unserem Channel-orientierten Ansatz. Ich gehe auch davon aus, dass unsere Partnerwelt weiterwachsen wird."