Optimismus im Vorfeld der CeBIT: Der Branchenverband Bitkom hat seine Prognose für den ITK-Markt für das laufende Jahr angehoben: Der Umsatz mit Informationstechnologie, Telekommunikation und Unterhaltungselektronik soll demnach 2015 um 1,5 Prozent auf 155,5 Milliarden Euro wachsen. Bislang war der Verband nur von einem Anstieg um 0,6 Prozent ausgegangen. "Die Anhebung der Prognose stützt sich auf günstigere Erwartungen in allen großen Segmenten unserer Branche, von der IT-Hardware über Software und Dienstleistungen bis zu den Telekommunikationsdiensten", erläutert Bitkom-Präsident Dieter Kempf.
Das Wachstum geht hauptsächlich auf das Konto der Informationstechnologie. Dieses Segment wird laut den Prognosen des Verbands um 3,2 Prozent auf 80,3 Milliarden Euro wachsen. Weniger zufrieden ist Kempf allerdings mit der Entwicklung bei der Unterhaltungselektronik und der Telekommunikation mit rückläufigen Umsätzen.
Gut entwickelt hat sich laut Kempf die Situation auf dem Arbeitsmarkt. So sind der neuen Prognose zufolge im vergangenen Jahr voraussichtlich 26.000 neue Arbeitsplätze statt der erwarteten 10.000 entstanden. Für 2015 rechnet BITKOM mit einem weiteren Plus von gut 21.000 Stellen. "Ende des Jahres werden wir mit 990.000 Beschäftigten in den ITK-Unternehmen fast die Million erreichen. Damit festigt die Branche ihre Stelle als zweitgrößter industrieller Arbeitgeber in Deutschland, nur knapp hinter dem Maschinenbau", meint der Bitkom-Präsident.
Software legt zu
Im Wachstumssegment Informationstechnologie gewinnt dabei der Softwarebereich am stärksten, der um 5,7 Prozent auf 20,2 Milliarden Euro zulegt. Das Geschäft mit IT-Dienstleistungen, zu dem unter anderem IT-Beratung und das Projektgeschäft gehört, legt um 3 Prozent auf 37,3 Milliarden Euro zu. "Die Anbieter profitieren davon, dass immer mehr Unternehmen aller Branchen erkennen, dass sie ihr Geschäft digitalisieren müssen, wenn sie weiter Erfolg haben wollen", folgert Kempf. Die Umsätze mit IT-Hardware steigen leicht um 1,3 Prozent auf 22,8 Milliarden Euro. Dabei sind die Umsätze mit Desktop-PCs und Notebooks nach einem zuletzt kräftigen Umsatzplus von 15,7 Prozent in diesem Jahr rückläufig. Sie sinken um 7,3 Prozent auf 5,9 Milliarden Euro. "Den notwendigen Software-Umstieg haben im vergangenen Jahr viele Unternehmen und Privatpersonen genutzt, um gleich auch neue Hardware anzuschaffen. Jetzt normalisiert sich das Geschäft wieder", berichtet Kempf. Bei Tablet Computern wird nach einem Minus von 5,3 Prozent im Vorjahr wieder ein Umsatzplus um 7,8 Prozent auf 2,4 Milliarden Euro erwartet.
Die Telekommunikation wird der Bitkom-Prognose zufolge nach zwei Jahren mit Umsatzrückgängen mit einem minimalen Plus von 0,1 Prozent auf 65,4 Milliarden Euro stagnieren. Am kräftigsten konnten dabei die Umsätze mit Infrastruktursystemen zulegen, die um 3,6 Prozent auf 6,5 Milliarden Euro wachsen. "In diesem Wachstum spiegeln sich die Milliarden-Investitionen der Netzbetreiber in den Breitbandausbau wider", meint Kempf. Schwächer entwickelt hat sich das Geschäft mit Endgeräten, das nur um 1 Prozent auf 9,5 Milliarden Euro ansteigt. Ein Grund dafür ist, dass die Umsätze mit Smartphones nur noch um 2,4 Prozent zulegen können, im vergangenen Jahr fiel das Smartphone-Plus noch mehr als doppelt so stark aus. Die Umsätze mit Festnetz- und Mobildiensten sind erneut rückläufig. Sie sinken in Summe um 0,5 Prozent auf 49,3 Milliarden Euro.
Signal von der Politik gefordert
Auch bei der Unterhaltungselektronik setzt sich der Abwärtstrend fort, allerdings verlangsamen sich die Umsatzrückgänge. Für 2015 rechnet der Bitkom mit einem Minus von 3 Prozent auf 9,9 Milliarden Euro. "Immer öfter werden Geräte der klassischen Unterhaltungselektronik, aber auch MP3-Player oder Digitalkameras von den Verbrauchern durch Smartphone und Tablet Computer ersetzt", weiß der Bitkom-Chef. Dazu komme ein starker Preisdruck in der Branche. Das freue natürlich die Kunden, stelle die Anbieter aber vor große Herausforderungen. Während die Umsätze mit Fernsehgeräten und Digitalkameras deutlich zurückgehen, können zum Beispiel der Bereich Home Audio mit Lautsprecherboxen und Home Cinema Anlagen ein kräftiges Plus verbuchen.
- LTE-Technologie
Die Mobilfunktechnik LTE (Long-Term Evolution) stellt derzeit in Deutschland Bandbreiten von bis zu 150 Mbit/s (Downlink) bereit. - Der europäische Telekommunikationsmarkt
Eine Analyse des europäischen Telekommunikationsmarktes durch die britische TK-Regulierungsbehörde Ofcom ergab, dass bei Breitband-Anschlüssen mit 30 Mbit/s und mehr Deutschland derzeit in der EU einen hinteren Platz einnimmt. Pro 100 Einwohner sind fünf Anschlüsse mit 30 Mbit/s oder mehr vorhanden. - Verteilung der mobilen Breitbandverbindungen
Nach Daten der britischen TK-Regulierungsbehörde Ofcom liegt die Zahl der mobilen Breitbandverbindungen pro 100 Einwohner in Deutschland (3G, HSPA, LTE) unter Werten in anderen EU-Ländern. Darunter sind auch Flächenstaaten wie Frankreich (FR), Italien (IT), Spanien (ES) und Großbritannien (UK) zu finden. - Verteilung der mobilen Breitbandverbindungen
Nach Daten der britischen TK-Regulierungsbehörde Ofcom liegt die Zahl der mobilen Breitbandverbindungen pro 100 Einwohner in Deutschland (3G, HSPA, LTE) unter Werten in anderen EU-Ländern. Darunter sind auch Flächenstaaten wie Frankreich (FR), Italien (IT), Spanien (ES) und Großbritannien (UK) zu finden. - Marktanteile der Breitbandanschlüsse
Nach wie vor ist die Telekom in Deutschland mit Abstand größter Anbieter von Breitbandanschlüssen, die über kabelgebundene Netze wie DSL oder TV-Kabel bereitgestellt werden. - Verteilung der Anschlüsse nach Bandbreite
Weiter Weg bis 50 Mbit/s: Nach Angaben des Telekommunikations-Verbandes VATM verfügten 2013 in Deutschland gerade einmal 1,3 Prozent der Festnetzkunden in Deutschland über einen Anschluss mit mehr als 50 Mbit/s. An die 12, 5 Prozent nutzen Anschlüsse mit 16 bis 50 Mbit/s. - Entwicklung der DSL-Technologie
Entwicklung der DSL-Technik: Derzeit ist VDSL2 Vectoring mit 100 Mbit/s die Übermittlungstechnik mit der größten Bandbreite, die über Kupferkabel angeboten wird. Die Deutsche Telekom hat in Feldversuchen bereits den VDSL2-Nachfolgestandard G.Fast getestet, der mehr als 1 GBit/s bereitstellt. - Wie Vectoring funktioniert
Bei der Übermittlung von Daten über ungeschirmte Kupferkabel treten Störungen (Übersprechen) zwischen den Kupferadern auf. Bei Vectoring werden die Störeinflüsse am Kabelende geschätzt und vom DSLAM (Digital Subscriber Line Access Multiplexer) mithilfe einer speziellen Kanalcodierung kompensiert. - Kabel Deutschland Sprach- und Datendienste
Die Vodafone-Tochter Kabel Deutschland spricht mit ihren Sprach- und Datendiensten via TV-Kabelnetz gezielt Geschäftskunden an. Auf der Internationalen Funkausstellung (IFA) 2014 im September zeigte das Unternehmen, dass sich über das TV-Kabelnetz Datenraten von 1 GBit/s und mehr erreichen lassen. - Breitband-Anschlüsse in Deutschland
Nach Angaben der Beratungsfirma Wik-Consult zeigt sich bei der Verteilung der Breitband-Anschlüsse weiterhin eine deutliche Dominanz der Telekom (TDG, Telekom Deutschland GmbH). Ein Zuwachs ist bei der Zahl der Breitband-Anschlüsse über das Kabel-TV-Netz zu beobachten. - Zukunftsmusik
Bereits 2012 gelang es Kabel Deutschland in einem Labortest, über herkömmliche TV-Kabel Daten mit 4 GBit/s zu übertragen. - Aufbau eines Glasfasernetzes
Das Fibre to the Home Council Europe favorisiert die Verlegung von Glasfaserkabel bis zu "Distribution Points" (dp) im Keller von Gebäuden oder einzelnen Wohnungen. Das erlaubt höhere Datenraten über Kupferkabel auf den letzten Metern (Varianten 2 und 3). Telekommunikationsfirmen wie die Telekom bevorzugen dagegen Variante 1. - Bandbreiteklassen nach Technologien
Eine Studie im Auftrag der Bundesnetzagentur ergab, dass 2013 die Mehrzahl der Nutzer von LTE-Mobilfunk und Kabel-TV-Netzen eine höhere Bandbreite verwendeten als DSL-/VDSL-Kunden. - Anteile der vermarkteten Datenübertragungsrate
Nach Messungen im Auftrag der Bundesnetzagentur stellen die Service-Provider ihren Kunden in der Praxis nur in seltenen Fällen die vertraglich zugesicherte Bandbreite zur Verfügung. Als Grund werden meist technische Limitierungen wie eine unzureichende Kabelqualität genannt. - Bandbreiteklassen nach Regionen
Nicht verwunderlich ist, dass 2013 in Städten deutlich mehr Nutzer über Breitbandanschlüsse mit 25 bis 50 Mbit/s verfügten als in Vororten oder auf dem Land. - Anteile der vermarkteten Datenübertragungsrate
Das Kabel lässt sich in allen Bereichen gut vermarkten. - Technologien nach Regionen
In allen Regionen kann die DSL-Technologie punkten. - Breitbandausbau in Europa
Deutschland kann sich gut an der Spitze behaupten. - LTE-Technologie
LTE-Technologie in der Praxis. - Glasfasertechnik
Glasfasertechnologie in der Praxis.
Von der Politik erhofft Bitkom ein weiterhin hohes Tempo bei der Umsetzung der Digitalen Agenda, etwa rund um den Breitbandausbau, den Aufbau intelligenter Netze für Verkehr und Energie sowie beim Thema Industrie 4.0. "Wir müssen gleichzeitig aufpassen, dass wir nicht die Ziele der Digitalen Agenda im normalen Gesetzgebungsverfahren zunichtemachen", warnt Kempf. So werde die Finanzierung von Start-ups erschwert, wenn durch das neue Kleinanlegerschutzgesetz das Crowdinvesting in Deutschland unattraktiv wird. Die geplante Arbeitsstättenverordnung könne dazu führen, dass flexibles Arbeiten wie es in der d!conomy notwendig und von vielen Mitarbeitern gewünscht ist, unmöglich gemacht wird. "Regierung und Parlament müssen darauf achten, dass die Digitale Agenda nicht durch Gesetze für die analoge Welt konterkariert werden", fordert der Bitkom-Präsident.