Vorsteuerergebnis sinkt

Bechtle weiterhin unter Druck

Ronald Wiltscheck widmet sich bei ChannelPartner schwerpunktmäßig den Themen Software, KI, Security und IoT. Außerdem treibt er das Event-Geschäft bei IDG voran. Er hat Physik an der Technischen Universität München studiert und am Max-Planck-Institut für Biochemie promoviert. Im Internet ist er bereits seit 1989 unterwegs.
Bechtles Geschäftsvolumen im Inland ging im dritten Quartal 2024 um acht Prozent zurück. Die Umsätze in Deutschland blieben im Quartalsvergleich weitgehend stabil.
Thomas Olemotz, Vorstandsvorsitzender der Bechtle AG: "Uns fehlen weiterhin die Nachfrageimpulse unserer mittelständischen Kunden."
Thomas Olemotz, Vorstandsvorsitzender der Bechtle AG: "Uns fehlen weiterhin die Nachfrageimpulse unserer mittelständischen Kunden."
Foto: Bechtle

Bechtle wächst nur noch im Ausland. So sank etwa in Deutschland das Geschäftsvolumen des IT-Dienstleisters im dritten Quartal 2024 um acht Prozent. Grund hierfür: Ein Softwareprojekt in Höhe von 150 Millionen Euro bei einer öffentlichen Einrichtung im dritten Quartal 2023, dem kein vergleichbares Projekt im dritten Quartal 2024 entsprach. Ähnlich erging es Computacenter in der ersten Jahreshälfte 2024 (ChannelPartner berichtete). Bechtles Inlandsumsätze im dritten Quartal 2024 bleiben hingegen weitgehend stabil: 913,651 Millionen Euro im Vergleich zu 914,638 Millionen Euro im dritten Quartal 2024.

Im Ländervergleich entwickelte sich Bechtles Geschäft recht unterschiedlich. In den beiden wichtigsten Märkten, in Deutschland und in Frankreich, herrschte in der Industrie weiterhin Verunsicherung und Investitionszurückhaltung. Vor allem mittelständische Kunden zeigten bei Projekten zur Erneuerung der klassischen IT-Infrastruktur äußerst zurückhaltend.

In anderen Ländern lief es für Bechtle hingegen besser. In Österreich und in der Schweiz sowie in Belgien und in Großbritannien hat sich das Geschäft des Systemhauses positiv entwickelt. Dennoch, weil Deutschland derzeit immer noch mehr als 60 Prozent zu den Gesamterlösen beiträgt, kann Bechtle mit dem Geschäftsverlauf im dritten Quartal nicht zufrieden sein, das sieht auch der Vorstandsvorsitzender Thomas Olemotz so: "Uns fehlen die Nachfrageimpulse unserer mittelständischen Kunden in Deutschland. Sehr erfreulich entwickeln sich hingegen unsere internationalen Gesellschaften - das ist auch eine Bestätigung unserer europäischen M&A-Strategie," so der CEO. So hat Bechtle vor allem in Großbritannien viel investiert und innerhalb von drei Jahren vier strategische Akquisitionen getätigt (ChannelPartner berichtete).

An dieser M&A-Strategie wird Bechtle auch 2025 festhalten. Mittel dafür sind vorhanden, einerseits durch den gestiegenen Cashflow-Bestand, andererseits durch die Ende 2023 platzierte Wandelanleihe in Höhe von 300 Millionen Euro. Der Fokus der geplanten Übernahmen liegt dabei auf dem europäischen Kontinent inklusive des Vereinigten Königreichs. Akquisitionen außerhalb Europas sind kurzfristig nicht geplant, auch nicht in den USA, betonte Olemotz in einer Analystenkonferenz.

Gewinne gehen zurück

Das rückläufige Geschäft in Deutschland wirkt sich auch auf Bechtles Profitmarge aus. Das Vorsteuerergebnis (EBT) der Gruppe lag im dritten Quartal 2024 bei 78,6 Millionen Euro und damit deutlich unter dem Vorjahreswert von 93,9 Millionen Euro. Damit sank die EBT-Marge von 6,3 auf 5,2 Prozent. Verantwortlich dafür ist laut Bechtle der Rückgang bei den sonstigen betrieblichen Erträgen, aber auch die aufgrund von Akquisitionen gestiegene Personalkosten und höhere Abschreibungen wirkten sich negativ auf das Vorsteuerergebnis aus.

Besonders stark fielen hier die höheren Kfz-Kosten ins Gewicht. Bei rund 5.000 Geschäftswagen in Europa, davon 40 Prozent elektrisch angetrieben, wirkten sich insbesondere die hohen Stromkosten in Deutschland negativ auf Bechtles Kostenstruktur aus. Erschwerend kam auch noch der plötzliche Wegfall der staatliche Förderung der E-Mobilität Ende 2023 hinzu. Dadurch sind die Leasingraten für E-Autos deutlich gestiegen. Und so ging Bechtles Ergebnis nach Steuern im dritten Quartal 2024 von 66,758 auf 55,946 Millionen Euro zurück.

Verantwortlich dafür waren auch die geringeren Hersteller-Boni, die Bechtle 2024 in Anspruch nehmen konnte. Laut Olemotz wurden 2024 nur etwa 60 bis 70 Prozent des Volumens dieser Rückvergütung der Hersteller aus dem Jahr 2023 erreicht.

Für das vierte Quartal 2024 zeigt sich Bechtle-Chef Olemotz dennoch zuversichtlich. Er glaubt, dass es am Jahresende einen Schub an IT-Projekten bei öffentlichen Einrichtungen geben wird. Die Mittel dafür wären durch den Bundeshaushalt 2024 bereits abgedeckt, aber noch nicht zur Gänze ausgeschöpft. In einer Analystenkonferenz wollte Olemotz aber nicht ausschließen, dass die durch den Bruch der Ampel-Koalition verusachte Verunsicherung auch zu einer Reduktion der IT-Investments der öffentlichen Hand führen könnte.

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