Avast verkauft seine Produktlinie für Remote Monitoring und Management (RMM) an Barracuda Networks. Zu den finanziellen Details haben die Beteiligten keine Angaben gemacht. Im Rahmen der Transaktion wurde zudem eine mehrjährige Vertriebsvereinbarung abgeschlossen, wonach Barracuda Networks die Avast-Produkte Integrated Antivirus, Integrated CloudCare Antivirus sowie Avast Business Antivirus Standard, Pro und Pro Plus über seien Absatzkanäle und an seine Kunden verkaufen wird.
Während Avast damit sein Angebot an Managed Services für den Fachhandel abgibt, baut Barracuda Networks diesen Bereich bei sich aus. Bisher umfasst er Web-Application-Firewall-as-a-Service, E-Mail-Schutz als Service, einen Cloud-Archivierungs-Service und einen Cloud-to-Cloud-Backup-Dienst, sowie mit Barracuda PhishLine einen Simulationsdienst zur Schulung von Mitarbeitern bei der Erkennung von Phishing-E-Mails.
"Die Übernahme von Managed Workplace erlaubt es uns, unseren MSP-Partnern eine RMM-Lösung zu bieten, die Cybersicherheit fest im Arbeitsalltag von MSPs verankert. Dies ergänzt die Sicherheitslösungen, die wir bereits mit unserem MSP-Modell eingeführt haben", begründet Brian Babineau, Sebior Vice President und als General Manager für das MSP-Geschäft von Barracuda Networks verantwortlich, den Kauf.
Die Begründung ist nachvollziehbar. Dass Avast den Bereich abgibt und sich künftig ganz auf die Weiterentwicklung seiner Antivirus- und IT-Sicherheitsprodukte mit Fokus auf den KMU-Markt konzentrieren will, kommt dagegen überraschend. Schließlich waren die Tools und Technologien für die Verwaltung von Arbeitsplätzen einer der wesentlichen Gründe für den Kauf von AVG durch Avast im Sommer 2017 für immerhin 1,3 Milliarden Dollar.
AVG hatte sein Cloud-Angebot für KMU ein Jahr zuvor vorgestellt. Es fasste mehrere Business-Lösungen für kleine und mittlere Unternehmen zusammen. Ziel war es, mit dem AVG-Business-Cloud-Portfolio die Administration, Wartung und Absicherung von Geräten in Firmen zu erleichtern - vom Smartphone über das Tablet und das Notebook bis zum PC.
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Für Fachhandelspartner sah bereits AVG das Angebot als idealen Einstieg in das Geschäft mit Managed Services. Sprecher des Unternehmens hatten zudem noch in den vergangenen Monaten immer wieder die Bedeutung der Sparte für Avast und die Vorteile der Integration von Antivirus-Technologien mit Managed-Workplace-Services betont. Die Einschätzung bestätigten auch Fachhändler, die von guten Erfolgen mit dem Avast-Angebot berichteten.
Was der Verkauf für Partner bedeutet
"Barracuda hat einen strategischen Fokus auf den RMM-Bereich und ein engagiertes MSP-Team, das die Entwicklung von Managed Workplace fortsetzen möchte. Avast Managed Workplace-Partner werden von der speziellen Expertise von Barracuda Networks in diesem Bereich und den Support-Funktionen profitieren", erklärt Kevin Chapman, General Manager von Avast Business, auf Anfrage von ChannelPartner. Die Vereinbarung sei so ausgearbeitet, dass der RMM-Bereich auch weiterhin in einem Partnermodell bedient werde.
- Roundtable Managed Security Services am 28. Juni 2018 bei ChannelPartner
Dr. Ronald Wiltscheck, Chefredakteur bei ChannelPartner, eröffnet den Roundtable "Managed Security Services" und begrüßt alle Teilnehmer. - Maik Wetzel, Channel Sales Director DACH bei ESET
„Die Zuwächse in dem Bereich Managed Security Services sind um ein Vielfaches größer, als im klassischen Business.“ - Tim Berghoff, Security Evangelist bei G Data
„Audits, Penetrationstest und ähnliches bieten sich als ergänzende Leistungen zu MSS an. Das kann auch jemand machen, der herstellerübergreifend tätig ist.“ - David Beier, Partner Account Manager bei Avast
„Gerade bei KMU kommt der Bedarf von den Endkunden. Sie möchten wegen Personalmangel oder um Kosten zu sparen outscourcen.“ - Thomas Huber, Channel Director bei Trend Micro
„Der IT-Admin beim Endkunden braucht neue Prozesse und er braucht Antworten von den Resellern.“ - Roundtable Managed Security Services am 28. Juni 2018 bei ChannelPartner
Elisabeth Gries (Avast, links) im Gespräch mit Regina Hermann (IDG, rechts). - Richard Werner, Business Consultant bei Trend Micro
Mit dem Thema Managed Security Services beschäftigen wir uns bereits seit zehn Jahren. Und schon damals hatte die großen Systemintegratoren aber auch die Spezialisten unter den IT-Dienstleistern in Deutschland Managed Security Services im Fokus." - Michael Haas, Area Sales Director Central Europe bei Watchguard
„Ich glaube, dass ein MSS-Provider mehrere Hersteller anbieten muss. Daher muss man auch als Hersteller offen sein für die technische Kommunikation mit anderen Lösungen.“ - Sven Janssen, Director Channel Sales DACH bei Sophos
„Ganz wichtig ist, dass es nicht nur um die Lösung an sich geht, sondern dass drumherum auch die Lizenz- und Preismodelle stimmen.“ - Peter Marwan, ChannelPartner
"Wie hoch ist Ihr Managed Security Services-Anteil am Gesamt-Business?" - Roundtable Managed Security Services am 28. Juni 2018 bei ChannelPartner
Die Teilnehmer am "Managed Security"-Roundtable von ChannelPartner (v.l.n.r.): Sven Janssen, (Sophos), Hagen Renner (Rohde und Schwarz Cybersecurity), Peter Marwan und Saskia van der Kraaij (beide ChannelPartner), Thomas Huber (Trend Micro), David Baier (Avast), Richard Werner (Trend Micro), Maik Wetzel (Eset), Thomas Jank (ChannelPartner), Michael Haas (WatchGuard) und Ronald Wiltscheck (ChannelPartner). - Hagen Renner, Head of Channel Sales DACH bei Link11
„Endkunden wollen Kosten auf ein möglichst langes Zeitfenster verteilen und da kommt automatisch die Anforderung nach einem geeigneten Modell.“
Grundsätzlich betont Chapmann die auch künftig sehr hohe Bedeutung des indirekten Vertriebs für Avast. Durch die Partnerschaft mit Barracuda hoffe man die Partnerbasis letztlich zu erweitern. "Avast wird dementsprechend weiterhin mit seinen Partnern zusammenarbeiten. Wenn ein Partner auf der gleichen Bestellung Managed Workplace und Endpoint Security hat, wird diese Endpoint Security von Barracuda im Rahmen unseres Master Reseller Agreement unterstützt", so der Avast-Manager.
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Auf die Frage, warum der Bereich nun abgestoßen wird, antwortet Chapmann jedoch nur ausweichend. Mit dem Deal "eröffnen wir neue Kapazitäten für Avast, um mit mehr MSPs zu arbeiten, um unsere Sicherheitslösungen zur Unterstützung deren RMM-Angebote anzubieten - was zu unserem Ansatz passt, Sicherheitsfunktionen in Managed Workplace einzubauen."
Der Wunsch, die klassischen Sicherheitsprodukte in unterschiedliche RMM-Angebote einzubauen, ist verständlich. Dass dies nur schwer möglich ist, wenn man selber als RMM-Anbieter auftritt, ist nachvollziehbar. Hätte der RMM-Bereich jedoch die erhofften Umsätze gebracht, würde man ihn wahrscheinlich dennoch nicht abgeben.
Bei einer umfassenderen Betrachtung des Marktes wird jedoch deutlich, dass RMM als Einzellösung offenbar nur schwer überlebensfähig ist. Selbst erfolgreiche Spezialanbieter wurden daher durch breiter aufgestellte übernommen: Autotask gehört inzwischen zu Datto, im Mai 2018 ging Kaseya mit Unitrends zusammen.