Atos kämpft seit Monaten mit einer schweren, finanziellen Krise. Bedingt ist die durch einen Schuldenberg in Höhe von fast fünf Milliarden Euro und mehrere gescheiterte Verkaufsverhandlungen im Zuge der geplanten Aufspaltung. Jetzt könnte sich eine Lösung abzeichnen.
Französischer Staat hat konkretes Interesse angemeldet
Zum Einen hat der französische Staat, der diese Möglichkeit aus Sicherheitsinteressen schon vorher angedeutet hatte, sein konkretes Interesse an der vollständigen Übernahme der Atos-Sparte BDS (Big Data & Security) bekundet. In der sind Technologien für Advanced Computing, Mission-Critical Systems und Cybersecurity zusammengefasst.
Zum anderen hat an anderen Atos-Teilen offenbar das US-amerikanische Private-Equity-Unternehmen Bain Capital Interesse gezeigt. Das berichtete die französische Zeitung "Les Echos". Das Angebot kam in letzter Minute. Der Plan zur Überbrückung des aktuellen Liquidititätsengpasses sollte bis Freitagabend (3. Mai) stehen. Kurz davor hatte sich der Fehlbetrag noch einmal erhöht - von ursprünglich 600 Millionen Euro auf nun 1,1 Milliarden Euro.
Atos als Ersatz-Übernahmeziel für SoftwareOne?
Mit dem Einstieg bei Atos würde Bain Capital aller Voraussicht nach auch die Pläne zur Übernahme von SoftwareOne endgültig ad acta legen. Der US-Investor hatte 2023 zweimal ein Angebot für das Unternehmen vorgelegt. Das wurde jedoch jedes Mal als unzureichend abgelehnt. Solchen Luxus kann sich Atos in seiner aktuellen Situation kaum erlauben.
Die Auseinandersetzung darüber, ob und wie ein Verkauf von SoftwareOne sinnvoll ist, führte sogar zu einer Initiative der drei Gründungsaktionäre, die nach einem längeren Tauziehen im April 2024 schließlich mit der Abwahl des Verwaltungsrats von SoftwareOne endete.
Beobachter spekulierten danach darüber, ob unter den neuen Vorzeichen erneute Verhandlungen mit Bain Capital möglich sind. Die werden jetzt unwahrscheinlicher: Mit dem Kauf von Atos hätten die Amerikaner voraussichtlich bereits genug zu tun. Im IT-Service-Bereich sind sie aktuell am italienischen Unternehmen Engineering und dem in Indien gegründeten Brillio beteiligt, das in Europa mit einer Niederlassung in London und mehreren Standorten in Rumänien vertreten ist.
Sowohl SoftwareOne als auch Atos würden also von der geographischen Abdeckung her passen und könnten - sofern das geplant ist - in einer kombinierten Firma mit ihren Strukturen die Vertriebsmöglichkeiten der beiden sehr auf Entwicklung ausgerichteten bisherigen Bain-Beteiligungen in Europa deutlich vergrößern. Allerdings sind dazu wahrscheinlich beide Unternehmen gleichzeitig nicht erforderlich.
Verkauf der Atos-Sparte "Tech Foundations" gescheitert