Ex-Praktikant leitet Amazons Cloud-Sparte

AWS-CEO Selipsky wird ausgewechselt



Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.
Nach nur drei Jahren an der Spitze von AWS nimmt Adam Selipsky mehr oder weniger freiwillig seinen Hut. Sales-Chef Matt Garman übernimmt die Leitung als CEO.
Der scheidende AWS-CEO Adam Selipsky will die Gelegenheit nutzen, "um mehr Zeit mit der Familie zu verbringen, Kraft zu tanken und einen geistigen Freiraum zu schaffen, um nachzudenken und die Möglichkeiten zu prüfen".
Der scheidende AWS-CEO Adam Selipsky will die Gelegenheit nutzen, "um mehr Zeit mit der Familie zu verbringen, Kraft zu tanken und einen geistigen Freiraum zu schaffen, um nachzudenken und die Möglichkeiten zu prüfen".
Foto: Amazon

Wie Amazon-CEO Andy Jassy im Firmen-Blog bekannt gab, wird AWS-CEO Adam Selipsky das Unternehmen verlassen, "um sich (nach einer wohlverdienten Pause) neuen Herausforderungen zu widmen". Seine Aufgaben übernimmt ab Juni der langjährige AWS-Manager Matt Garman. Der designierte AWS-CEO war im Sommer 2005 als Praktikant bei Amazon gestartet und kam im Jahr darauf als einer der ersten Produktmanager in Vollzeit zu AWS. Nachdem er ab 2016 als General Manager für alle AWS Compute-Services verantwortlich war, wechselte er 2020 auf die Marketing-Seite als Senior Vice President für Vertrieb, Marketing und Globale Services bei AWS.

Freiwillige Entscheidung?

Selipsky war einer der ersten VPs, die Amazon 2005 bei AWS einstellte, und leitete elf Jahre lang Vertrieb, Marketing und Support, bevor er als CEO zum Spezialisten für Datenvisualisierung Tableau wechselte. Im Jahr 2021 holte ihn Sassy zu Amazon zurück, um an seiner Stelle die Geschäfte der Cloud-Tochter AWS zu leiten.

"Wir kamen überein, dass er, wenn er die Stelle annimmt, diese wahrscheinlich für einige Jahre ausüben würde und dass er sich in dieser Zeit unter anderem darauf konzentrieren würde, die nächste Generation von Führungskräften vorzubereiten", erklärt Jassy Selipskys Weggang.

Anschluss im GenAI-Rennen verpasst

Womöglich ist dies aber nur die halbe Wahrheit und Selipsky wurde geschasst, weil AWS unter seiner Führung zuletzt nicht mehr so schnell wuchs und zudem den Anschluss im GenAI-Rennen verpasste.

So wollte der Hyperscaler einem Bericht von "The Information" zufolge ursprünglich auf seiner Jahreskonferenz im November 2022 sein eigenes generatives KI-Modell mit dem später anderweitig verwendeten Codenamen Bedrock vorstellen, das dem kurz darauf gelaunchten ChatGPT von OpenAI ähnelte. Technische Probleme zwangen das Unternehmen jedoch, den Start zu verschieben - was sich informierten Kreisen zufolge im Nachhinein als glückliche Entscheidung erwies. So hätten die AWS-Manager schnell erkannt, dass Bedrock OpenAIs KI-Chatbot technisch klar unterlegen war.

Während Konkurrent Azure mittlerweile dank der Partnerschaft mit OpenAI große Erfolge feiert, hatte AWS Schwierigkeiten, es der Microsoft-Tochter gleich zu tun und musste sich mit einer (wenn auch großen) Co-Investition in Anthropic gemeinsam mit dem Rivalen Google begnügen.

Wachstum verlangsamt sich

Auch was die finanzielle Entwicklung von AWS angeht, lief es zuletzt unter Selipskys Ägide nicht mehr ganz so prächtig. 2023 verlangsamte sich das Umsatzwachstum von AWS auf ein Rekordtief, und AWS musste im Rahmen umfassenderer Kürzungen bei Amazon selbst umfangreiche Streichungen vornehmen. Gleichzeitig ging der weltweite Marktanteil des Branchenprimus im Cloud-Geschäft Ende 2023 auf 31 Prozent zurück, das sind zwei Prozentpunkte weniger als im Vorjahr. Aufholen - auch dank boomender KI-Geschäfte - konnte dagegen Microsoft Azure mit einem Plus von zwei Prozent auf 24 Prozent.

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