Blackberry-CEO Chen

Apps sollten für alle Plattformen verfügbar sein

22.01.2015
Die meisten Apps gibt es heute für Apples iPhones und Telefone mit Googles Android-System. Der Chef des Smartphone-Pioniers Blackberry hat genug und will eine gesetzliche Regelung.

Der in Bedrängnis geratene Smartphone-Pionier Blackberry will, dass App-Entwickler per Gesetz gezwungen werden, auch Betriebssysteme mit kleinen Marktanteilen zu unterstützen. Nutzer von Blackberry-Geräten würden aktuell diskriminiert, erklärte Konzernchef John Chen in einem Blogeintrag am späten Mittwoch. Viele Apps seien aktuell nur für Apples iPhones und Googles Android-Geräte verfügbar. Das habe ein Zwei-Klassen-System geschaffen.

Bei den gesetzlichen Regelungen zur sogenannten Netzneutralität müsse App-Anbietern deshalb "verboten werden, auf Basis des Betriebssystems des Nutzers zu diskriminieren", forderte Chen. Er schrieb auch einen Brief an die zuständigen Ausschüsse im US-Kongress.

Viele vor allem kleinere App-Entwickler scheuen die Mühe, Plattformen mit kleinen Marktanteilen zu bedienen. Der Smartphone-Markt wird aktuell von Googles Android-System und Apples iOS beherrscht.

Der Blackberry-Chef spricht ein akutes Henne-Ei-Problem seiner Firma an: Das schmale App-Angebot gilt schon lange als große Schwäche kleinerer Smartphone-Plattformen. Es ist eine Art Teufelskreis: Kunden bleiben deswegen fern, und die niedrigen Nutzerzahlen schrecken die App-Entwickler ab.

Blackberry war eine führende Kraft im Smartphone-Markt, bis sich mit dem iPhone Touchscreen-Geräte durchsetzen. Inzwischen schrumpfte der Marktanteil der kanadischen Firma unter ein Prozent. Um das dürftige App-Angebot aufzubessern, lässt Blackberry bereits Android-Apps aus dem Download-Store von Amazon installieren.

Android führt im Smartphone-Geschäft mit einem Marktanteil von rund 80 Prozent. Die App-Anbieter beklagen sich allerdings über einen hohen Aufwand für die Anpassung an verschiedene Versionen des Betriebssystems sowie Bildschirmgrößen und Chips bei Geräten verschiedener Hersteller.

Das iOS-System von Apple iPhones hat zwar einen geringeren Marktanteil von etwa 15 Prozent, ist aber lukrativ für App-Entwickler. Zum einen gelten iPhone-Nutzer als spendierfreudiger. Zum anderen läuft auf den meisten Geräten die neueste iOS-Version und es gibt keinen Hardware-Wildwuchs, weil Apple der einzige Anbieter ist.

Auch Microsofts Windows Phone leidet mit seinem Marktanteil bei gut drei Prozent unter einer "App Gap". Das könnte sich bessern, wenn mit dem nächsten Betriebssystem Windows 10 die gleichen Anwendungen über PC, Tablet und Smartphone aus einem einheitlichen App-Store verfügbar sein sollen.

Bei der Netzneutralität geht es meist darum, dass alle Arten von Daten in den Netzen gleich behandelt werden müssen. Dabei wird in den USA unter anderem auch diskutiert, dass Anbieter von Telekom-Diensten mit Versorgern gleichgestellt und entsprechend streng reguliert werden könnten, um eine Diskriminierung kleinerer Online-Dienste zu verhindern. Das hält Chen angesichts eines scharfen Wettbewerbs in der Branche für übertrieben. (dpa/tc)

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