Vergleich in 7 Runden

Android vs. iOS - was ist besser?

Steffen Zellfelder ist freier Diplom-Journalist (FH) aus Bonn. Als Experte für Trends und Themen aus den Bereichen Software, Internet und Zukunftstechnologie konzentriert er sich auf die Schnittstelle zwischen Mensch und IT.
Spätestens beim Kauf eines neuen Smartphones stellt sich die Frage: iOS oder Android, was ist besser? Wir vergleichen die mobilen Betriebssysteme und geben die Antwort.
Android vs. iOS: Beide Plattformen haben ihre Stärken und Schwächen.
Android vs. iOS: Beide Plattformen haben ihre Stärken und Schwächen.
Foto: Mr.Mikla - shutterstock.com

Im Frühjahr 2012 war es zum letzten Mal so weit: Android und iOS hatten weltweit die gleichen Marktanteile, zumindest gemessen am Internetzugang. Ein Viertel aller Nutzer entschied sich damals für die mobile Welt von Apple, ebenso viele setzten auf die Services von Google. Und die anderen 50 Prozent? Sind heute längst vergessen: Mobile Betriebssysteme wie Symbian, Blackberry OS oder Windows Phone nutzt heute kein Mensch mehr.

Trotzdem ist der Markt härter umkämpft denn je: Google und Apple ringen mit jedem neuen Gerät und mit jeder neuen Software-Version erbittert um Nutzer - auch aus dem jeweils anderen Lager. Dabei hat sich Google in den letzten Jahren besser geschlagen: Im Juni 2022 lief laut Statista Android auf rund 73 Prozent aller in Deutschland verkauften Smartphones, Apple brachte es nur noch auf etwa 27 Prozent.

Ist die Frage nach dem besseren Betriebssystem damit etwa schon beantwortet? Keineswegs. Denn obwohl Android immer besser wird und bei den Nutzerzahlen vorne liegt, hat das iOS-Universum viele Features zu bieten, die selbst manchen Google-Fan neidisch machen. Wir stellen Android und iOS gegenüber und küren den Sieger - aber erst nach einem intensiven Schlagabtausch.

Die Hardware: Schick und solide vs. flexibel und vielseitig

Wir fangen mit der Hardware an: Im Android-Universum herrscht da bekanntlich große Vielfalt. Denn es gibt unzählige Smartphone-Hersteller mit einer Reihe an Modellen, die auf dem Markt sind. Größe, Preise, Farben, Designs oder Ausstattung - Android hat hier im Hinblick auf Flexibilität eindeutig die Nase vorn. Das liegt primär daran, dass Google seine Android-Software auch anderen Herstellern von Asus über Samsung bis ZTE zur Verfügung stellt, die eigene Smartphones entwickeln.

Bei Apple sieht es langweiliger aus: Der Konzern aus Cupertino entwickelt sowohl Software als auch Hardware im eigenen Haus, hat aber nur zwei Produktreihen im Portfolio: Die Top-Riege, die aus bis zu vier Modellvarianten besteht sowie die Einsteiger-Reihe "SE", die etwa alle zwei Jahre erscheint. Die Geräte erhalten natürlich mit jeder neuen Generation auch neue Features und Funktionen, auch wenn diese oft kein Upgrade wert sind - etwa vom iPhone 13 auf iPhone 14. Besonders spannend gestaltet sich die begrenzte Auswahl also nicht.

In Bezug auf Leistung und Funktionalität kann man die Top-Modelle auf beiden Seiten gut vergleichen, sie liegen beinahe gleich auf. Apple hat die Nase im Hardware-Bereich aber vorn, für etwas höhere Preise gibt es da in der Regel auch mehr Leistung. Dafür stehen in der Android-Welt viele preiswerte Modelle für den kleinen Geldbeutel zur Verfügung. Kunden mit knappem Budget haben bei Apple eher das Nachsehen. Dafür sind iOS-Geräte qualitativ einwandfrei, sie sind oft hochwertiger und besser verarbeitet.

Sie sehen schon: Bezüglich Hardware ist es zwischen Android und iOS ein echtes Hin und Her. Jeder Anbieter hat individuelle Stärken und Schwächen. Im direkten Duell würden wir aber Apple zum knappen Sieger küren: Die hohe Produktqualität, der zuverlässige Betrieb und der hohe Wiederverkaufswert von iOS-Geräten wiegt unserer Meinung nach etwas schwerer als die Vielfalt von Preisen und Modellen bei Android.

Kompatibilität: Apple im binären Modus

Keine Frage: Bei Apple muss man die nahtlose Integration ins engmaschige Ökosystem anerkennen, iOS-Geräte arbeiten tadellos zusammen. Ob HomeKit, AirPlay oder iCloud: Im Apple-Universum ist alles fest verzahnt, auch Laien-Nutzer können sich auf umfangreiche und problemlose Interaktion verlassen. Das ist aber ein zweischneidiges Schwert: Denn jenseits von Apples "Walled Garden", wird Kompatibilität schnell zum Fremdwort. Dahinter steht Apples Philosophie, Nutzer eigener Geräte dazu bewegen zu wollen, möglichst umfassend auf Apple-Technik zu setzen. Der geschmeidigen Funktionsweise innerhalb der iOS-Welt stehen also holprige Wege gegenüber, wenn man solche Pfade verlässt.

Bei Android muss man zwar oft noch etwas tüfteln, um Geräte zusammenarbeiten zu lassen - es findet sich aber eigentlich immer eine Lösung. Ob Fernbedienungen für den Video-Player am PC, Widgets für Musik-Player im WLAN oder Apps, die auch mit Windows kompatibel sind: Android machts möglich. Sie können auch Ihr Android-Handy mit Ihrem Windows-PC so verknüpfen, dass Sie die vom Rechner aus bedienen können. Oder Sie schließen bestimmte Android-Handys wie die von Samsung direkt an einen Monitor an und erhalten eine spezielle Desktop-Ansicht.

Dazu kommt der Vorsprung bezüglich App-Auswahl: Mit Stand Oktober 2022 stehen laut Statista in Googles Play Store rund 2,7 Millionen Apps zum Download bereit. Apple selbst gibt an, dass der eigene App-Store rund 1,8 Millionen Apps enthält. Natürlich wird man nicht alle Anwendungen ausprobieren können. Die Chance, dass man eine passende App für eigene Vorhaben findet, ist bei Google trotzdem größer.

Diese Runde geht Android: Da klappt zwar nicht immer alles auf Anhieb, Nutzer haben aber mehr Freiheiten, sich auszutoben und finden Lösungen auch jenseits der Android-Welt. Das Ganz-oder-gar-nicht-Prinzip von Apple kann da nicht mithalten.

Sicherheit: Android oft Ziel von Malware

Das wird ein kurzes Duell: In Sachen Sicherheit kann Android Apples iOS nicht das Wasser reichen. Die meiste Malware wird auch heute noch für Android-Systeme "entwickelt", bei iOS geht es vergleichsweise ruhig zu. Apple Chef Tim Cook hat dazu bei einer Viva Tech-Konferenz klare Worte gefunden: Android werde von 47-Mal mehr Malware bedroht, als Apples iOS. Das deckt sich ziemlich genau mit einer Meldung von Panda Security.

Zum einen ist Android für Angreifer schon deswegen ein beliebteres Ziel, weil es mehr Nutzer hat. Das Problem besteht auch darin, dass man Android-Apps von vielen verschiedenen Portalen aus herunterladen kann. Bei iOS gibt es dagegen nur eine Anlaufstelle: Apples App Store. Und der wird akribisch kontrolliert.

Es gibt seitens Apple aber auch eine bessere Betreuung für alte Geräte. Die verlieren zwar irgendwann auch die schützende Hand neuer Software-Updates - aber in der Regel deutlich später, als dies bei Android der Fall ist. Beispiel iPhone 5S: Das Gerät aus dem Jahr 2013 hat erst dieses Jahr noch einmal Software-Nachschub bekommen: iOS 12.5.6 sorgt auf den betagten Geräten für moderne Sicherheit.

Android-Nutzer können von solchem Service nur träumen: Mit Stand von Julli 2022 liefen auf als 10,74 Prozent der Android-Geräte noch das alte Android 9 (Pie), gefolgt von 8,21 Prozent mit Android 8 (Oreo) und noch 4,04 Prozent schleppen sich mit Android 7 (Nougat) durch den Tag.

So fällt die Entscheidung leicht: iOS gewinnt diese Runde. Was Sicherheit und die Verfügbarkeit von aktuellen Betriebssystemen angeht, verweist iOS das an seiner Vielfalt leidende Android auf einen klaren zweiten Platz.

Gaming: Apple ist Leistungssieger - aber reicht das?

Ein wichtiges Kriterium: Smartphones sind die führenden Geräte, wenn es um mobiles Gaming geht. Kein Wunder, denn Handys haben heute leistungsfähige Prozessoren an Bord und sind immer griffbereit. Während wir weder im Play Store noch im App Store einen Mangel an Spielen beklagen können, gestaltet sich die Gaming-Erfahrung beider Systeme doch sehr unterschiedlich. Gehen wir mal ins Detail.

Verfügbarkeit: Zwar gibt es für iOS nicht unbedingt mehr Spiele als für Android, brandneue Titel stehen aber oft erst einmal Apple-Nutzern zu Verfügung. Erst mit Verspätung halten sie Einzug im Play Store. Das geht vor allem darauf zurück, dass es Programmierer bei Apple leichter haben. Denn dort muss man sich mit nicht mit so vielen unterschiedlichen Modellen, Geräten und Software-Versionen herumschlagen. Auch der Umstand, dass der Geldbeutel von Nutzern im App Store etwas lockerer sitzt als im Play Store (wo Gratis-Apps zur Tagesordnung gehören) mag eine Rolle spielen. Hier läuft Apple Android also den Rang ab.

Leistung und Qualität: Das neue iPhone 14 Pro erzielt im AnTuTu-Benchmark einen Rekordwert von 978.147 Punkten, dafür ist hauptsächlich der neue A16 Bionic-Chip verantwortlich. Das neue Rennpferd aus Cupertino lässt damit auch Samsungs Flaggschiff, das Galaxy S22 Ultra weit hinter sich, es kommt nur auf 896.058 Punkte. Zugegeben, bei solchen Leistungsreserven läuft jedes Spiel absolut geschmeidig. An der reinen Rechenleistung gemessen, hat iOS hier aber die Nase vorn. Auch wenn man sich die durchschnittliche Geräteleistung ansieht, ist iOS der Sieger. Denn im Android-Universum kommen noch mehr Geräte mit vergleichsweise schwacher Rechenleistung zum Einsatz.

Batterie und Speicherplatz: Ganz klar: Wenn die Batterie schwächelt oder wenn der Speicherplatz für neue Spiele fehlt, dann bringt die beste Rechenleistung nichts. Weil aber sowohl Android- als auch iOS-Geräte mittlerweile über üppigen Speicher verfügen, kräftige Batterien an Bord haben und sich schnell aufladen lassen, geht diese Runde unentschiedene aus.

Zubehör und Extras: Hier sehen wir einen klaren Vorteil für Android. Einerseits gibt es da richtig gute Gaming-Smartphones, während Apple solche Gadgets immer noch nicht anbieten will. Gleichzeitig steht für Android-Geräte umfangreiches Gaming-Zubehör zur Verfügung, um beim Daddeln noch tiefer im Spiel zu versinken. Gute Game-Controller gibt es aber für beide Systeme. Trotzdem gibt es einen klaren Sieger: Mit seinem Angebot an Gaming-Smartphones und solidem Zubehör geht diese Runde punkte mäßig an Android.

Fazit Gaming

Apple macht das Rennen. Zwar haben Android-Nutzer mal wieder eine größere Auswahl an Zubehör und an mobilen Spielen insgesamt. Am iPhone stehen uns Neuheiten aber früher zur Verfügung und sehen dank besserer Rechenleistung auch schöner aus. Dazu kommt der starke Support: Auch ältere iPhones werden von Apple noch für lange Zeit mit Updates auf der Höhe der Zeit gehalten.

Privatsphäre - Ein klarer Sieger

Hier müssen wir nicht viel schreiben, denn Googles Geschäftsmodell lässt sich mit gutem Datenschutz mehr schlecht als recht vereinbaren: Die Verarbeitung von Nutzerdaten ist hier quasi das Kerngeschäft. Zwar haben Nutzer auch auf Android-Geräten viele Möglichkeiten, eigene Daten zu schützen, das wird einem aber nicht immer leicht gemacht. Ganz anders gestaltet sich das bei Apple, denn der Konzern ist als solcher gar nicht im Werbe-Business tätig und hat dafür auch kein Geschäftsmodell aufgebaut. Auf iOS-Geräten finden sich deswegen immer mehr und bessere Funktionen zum Schutz der Privatsphäre als bei Android. Klarer Sieger beim Datenschutz: iOS

Kosten: Android ist günstiger, aber …

Wer preiswerte Smartphones sucht, der ist bei Android meistens besser aufgehoben. Während das neue iPhone 14 Pro aktuell mit rund 1.300 Euro zu Buche schlägt, gibt es Samsungs Galaxy S22 Ultra schon für deutlich unter 1.000 Euro, das Xiaomi 12 Pro geht für knapp 900 Euro über die Ladentheke. Dazu kommen die etwas höheren Preise für Apps bei Apple.

iPhones können ihren Wert aber besser halten als Android-Geräte. Gute Verarbeitung, eine stabile und langfristig hohe Performance sowie starker Kundensupport sind dafür verantwortlich. So verlieren iPhones über die Jahre deutlich weniger an Wert als vergleichbare Android-Geräte.

Laut einer Studie des US-Verkaufsdienstleister BankMyCell geht es dabei auch nicht um kleines Geld. Das Unternehmen hatte für das Jahr 2020 untersucht, wie hoch der Wertverlust verschiedener Smartphones innerhalb eines Jahres ausfällt. Das deutliche Ergebnis: Android-Geräte im High-End-Bereich büßten im Schnitt über 33 Prozent ihres Wertes ein, iPhones konnten sich mit einem Verlust von knapp 17 Prozent doppelt so gut behaupten.

Trotzdem: Wer Geld sparen möchte und auf ein optimales Preis-Leistungs-Verhältnis setzt, der ist mit Android besser beraten als mit iOS.

Virtuelles Helferlein: Siri vs. Google Assistant

Bringt das "Smart" ins Smartphone: Die virtuelle Assistenz wird bei mobilen Geräten immer wichtiger - und leistungsfähiger. Sprachbefehle sind intuitiv und effizient, sie werden in kommenden Betriebssystemen noch größere Rollen spielen, sowohl bei Android als auch bei iOS. Aktuell (und vermutlich auf absehbare Zeit) hat Google hier aber die Nase vorn. Denn der Google Assistent weiß alles, was Google weiß - und das ist bekanntlich eine ganze Menge.

Der Sprachassistent erhält bei Google immer mehr Kompetenzen und Schnittstellen zu anderen Diensten, von manchem Komfort kann man da am iPhone nur träumen. Der Assistant kennt etwa Tickets und Reisezeiten aus dem eigenen Postfach oder im eigenen Kalender. Wird hohes Verkehrsaufkommen erwartet, kann uns der Helfer von Google sogar ermahnen, früher zu einem vermerkten Termin aufzubrechen.

Über die Google-App ist der Assistant mittlerweile zwar auch am iPhone verfügbar, seine ganze Kraft entfaltet er aber erst im Zwischenspiel mit anderen Google-Services.

Damit geht diese Partie an Google: Der Assistent gewinnt gegen Siri.

Fazit

Eine pauschale Aussage darüber, welches Betriebssystem das bessere ist, lässt sich nach diesem Schlagabtausch auf Augenhöhe nur schwer treffen - denn sowohl Android als auch iOS spielen ihre Stärken in unterschiedlichen Bereichen aus. Apple-Geräte sind in aller Regel wertiger verarbeitet, punkten mit überlegener Hardware und können besser weiterverkauft werden.

Android-Smartphones zeigen sich dafür flexibler, arbeiten auch mit fremden Plattformen gut zusammen und bieten viel mehr Auswahl: Es gibt tausende Modelle und Marken, faltbare Smartphones, Gaming-Geräte und jede Menge Gadgets - aber auch wesentlich mehr Malware. Und auch beim Schutz der Privatsphäre müssen Android-Nutzer oft neidisch ins iOS-Universum schielen. Dafür schlägt der Google Assistant die Helferin Siri beim Intelligenztest.

Einen Sieger in diesem Wettkampf kann so nur der individuelle Kunde küren. Jeder muss für sich entscheiden, auf welche Stärken er im Alltag Wert legt und welche Schwächen der Betriebssysteme er verschmerzen kann. Spielt das Budget keine große Rolle und hat man schon viel Apple-Tech zu Hause, ist das iPhone eine gute Wahl. Wer flexibel bleiben möchte, individuelle Nutzererfahrungen bevorzugt und die Fähigkeiten des raffinierten Google Assistant zu schätzen weiß, der sollte sich nach einem Android-Gerät umsehen. (PC-Welt)

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