IBM Cloud-Chef Robert LeBlanc

Analytik und Prozesse im Visier

freier Autor aus Waldenbuch
Mit seiner neuen Geschäftseinheit IBM Cloud verzeichnet Big Blue gute Zuwächse, wie die jüngste Quartalsbilanz belegt. ChannelPartner sprach mit dem Robert LeBlanc, dem weltweiten Leiter von IBM Cloud, über seine Pläne und Strategie.

IBM hat seine Cloud-Interessen zu Anfang des Jahres in der gesonderten Geschäftseinheit IBM Cloud zusammengefasst. Dazu gehören die texanische Tochter Softlayer, die IaaS-Plattform, SaaS-Angebote und die Platform as a Service (PaaS) Bluemix. Robert LeBlanc, der Leiter der neuen Geschäftseinheit, plant, alle diese Angebote zu integrieren und in einem Netz verbundener Softlayer-Rechenzentren rund um die Welt zur Verfügung zu stellen.

Global verwalten, aber lokal agieren

Robert LeBlanc, Geschäftseinheit IBM Cloud-Geschäftseinheiit: "Unsere Rechenzentren werden im jeweiligen Land nach den gesetzlichen Vorgaben dieses Landes betrieben."
Robert LeBlanc, Geschäftseinheit IBM Cloud-Geschäftseinheiit: "Unsere Rechenzentren werden im jeweiligen Land nach den gesetzlichen Vorgaben dieses Landes betrieben."
Foto: IBM

"Diese Rechenzentren werden im jeweiligen Land nach den gesetzlichen Vorgaben dieses Landes betrieben", sagte er im Interview mit ChannelPartner. Die Vorteile sind die gesetzliche Konformität der Datenhaltung im jeweiligen Rechenzentrum, was ja gerade für deutsche Kunden sehr wichtig ist. Deshalb hat IBM Ende 2014 in Frankfurt/Main ein weiteres Softlayer-Rechenzentrum eröffnet. Zweitens, so LeBlanc, verringern sich auf diese Weise die Latenzzeiten etwa bei Datenbankabfragen auf ein Minimum.

"Jeder Kunde kann selbst festlegen, wo er seine Applikationen betreiben und seine Daten gespeichert wissen möchte", versichert der IBM-Manager. "Wir geben den Kunden die volle Kontrolle." Dies ist nicht unbedingt auch bei den Wettbewerbern IBMs der Fall. Um die Datensicherheit zu gewährleisten, nutzt IBM einen privaten Netzwerk-Backbone, auf dem Daten in einem Virtual Private Network (VPN) verschlüsselt werden. Dieser Backbone verbindet alle Softlayer-, aber auch die Managed-Services-Rechenzentren.

Sebastian Krause, für die IBM Cloudin Deutschland zuständig: "je mehr Datenquellen ein Analyst anzapfen kann", desto genauer und zuverlässiger die vorhergesagten Datenmodelle"
Sebastian Krause, für die IBM Cloudin Deutschland zuständig: "je mehr Datenquellen ein Analyst anzapfen kann", desto genauer und zuverlässiger die vorhergesagten Datenmodelle"
Foto: IBM

Was aber, wenn die US-Regierung verlangt, dass IBM die Daten seiner ausländischen Kunden offenlegen soll, wie dies ja schon von etlichen US-Konzernen verlangt worden ist? LeBlanc entgegnet: "Unsere Rechtsabteilung hat schon 2014 klar dargelegt, dass sich die US-Regierung dann an den jeweiligen Kunden wenden muss, denn dessen Daten gehören uns ja nicht. Wir sind vielmehr nur der Treuhänder (custodian)."

Allzweck-Cloud

Die IBM Cloud kann sowohl als Public Cloud - "deshalb haben wir ja Softlayer gekauft" -, als Private, Dedicated oder Hybrid Cloud genutzt werden. "Mehr und mehr Kunden gehen dazu über, eine Hybrid Cloud aufzubauen." Denn sie wollen ihre Transaktionsdaten in den Backend-Systemen zunehmend ihren mobilen Mitarbeitern zur Verfügung stellen, etwa um Datenbankabfragen und Analysen zu ermöglichen. "Hier liegt der Beginn der nächsten Phase der Cloud-Entwicklung: Die Wertschöpfung findet in hybriden Prozessen statt, deren Cloud- und Mobil-Frontends auf Backend-Daten zurückgreifen."

Dieser Trend hat weitreichende Folgen, sowohl für IaaS als auch für PaaS. "Je mehr Datenquellen ein Analyst anzapfen kann", so Sebastian Krause, auf europäischer IBM-Seite für die IBM Cloud zuständig, "desto genauer und zuverlässiger werden seine Vorhersa-Modelle sein." Hiermit ist der wichtigste Zweck der IBM-Cloud angesprochen: Sie verschafft ihren Kunden eine leichtere und weitreichender Nutzung von Analytik. Dass IBM über die letzten Jahre hinweg große Kapazitäten in diesem Bereich hinzugekauft und selbst geschaffen hat, scheint sich nun auszuzahlen.

Die letzten Schlagzeilen zeigen, dass IBMs Cloud plus Analytik gefragt ist. Für Apple wertet die IBM Cloud Daten aus Wearables wie der neuen Smartwatch aus, auf Twitter lassen sich in Echtzeit Medienanalysen ausführen und SAP kann seinen Kunden weltweit einen Low-latency-Zugang zur HANA Enterprise Cloud anbieten.

"Der SAP-Kunde nutzt dann unsere Softlayer-Rechenzentren, so dass er weltweit stets auf ausreichende Leistung zählen kann", erläutert LeBlanc. "Wir beobachten, dass die SAP-Kunden mehr und mehr Workloads in diese Rechenzentren verschieben." Die Partnerschaft mit SAP, die auf höchster Ebene von den beiden CEOs bekanntgegeben wurde, werde sich auch auf der anstehenden Sapphire-Konferenz SAPs in Form einer großen IBM-Präsenz zeigen.

"Mein lieber Watson…"

Die Cloud Services von Watson Analytics stehen im Internet mit über hundert Diensten bereit. Das jüngste Angebot IBMs ist die Watson Health Cloud (WHC). "Wir sammeln Patienten- und andere Gesundheitsdaten, anonymisieren sie und stellen sie Medizinern und Forschungseinrichtungen auf Anfrage zur Verfügung", berichtet LeBlanc und betont die Datensicherheit ebenso wie den Datenschutz der so erhobenen, weitergeleiteten und verarbeiteten Daten. "Wir sind uns der Vertraulichkeit der Daten bewusst; deshalb bleiben sie stets innerhalb des jeweiligen Landes." So werde die Übertragung zwischen verschiedenen Rechtsgeltungsregionen vermieden.

"Startup-Firmen wie Prime Research und Keeeb nutzen unsere Hybrid-Cloud ebenso wie Coca-Cola oder die US Army", sagt der IBM-Manager. Das deutsche Start-up Keeeb beispielsweise hat die intelligente Rechercheplattform Unity entwickelt, die Ergebnisse von Internetsuchen und Recherchen unternehmensweit zentralisiert und den Teammitgliedern einheitlich bereitstellt. Als Fundament für Keeeb Unity nutzt das Start-up die IBM Softlayer Cloud in Frankfurt/Main.

Startup-Förderung

Um aber die Wertschöpfung deutlich zu erhöhen, müssen nach Ansicht von LeBlanc und Krause zur Cloud und der Analytik die Prozesse kommen. "Dieser beratungsintensive Aspekt ist einer der am schnellsten wachsenden Bereiche der IBM Cloud", so LeBlanc, und erfolgt auf der IBM-eigenen PaaS-Plattform Bluemix. "Sie umfasst bereits 2000 Programmierschnittstellen und bietet den Interessenten in ihrer 'Cognitive Zone' bereits zahlreiche vorgefertigte Analyse-Algorithmen an", fügt Krause hinzu. "So sparen die Kunden eine Menge Zeit für Eigenentwicklungen mit teurem Personal."

Die PaaS Bluemix ist eng verbunden mit IBMs Startup-Programmen. "In London haben wir Bluemix Garage eingerichtet, einen Inkubator für Start-ups", so LeBlanc. "Hier setzen sich IBM-Lösungsarchitekten mit Firmengründern zusammen und entwickeln aus Geschäftsideen ein tragfähiges Business Model mit entsprechender App und Infrastruktur auf Basis der IBM Cloud."

Eine weitere Initiative ist das IBM Global Entrepreneur Program for Cloud-Start-ups, das im Dezember 2014 vorgestellt wurde. Das Förderprogramm sieht für ausgewählte Start-ups IBM Cloud-Services im Wert von bis zu 120.000 US-Dollar vor, um IT-Infrastrukturen schnell und flexibel auf aktuelle Anforderungen anzupassen. Es geht also auch um die Modernisierung von Legacy-Anwendungen.

Beim "Project Flying Elephant" fördert der Berliner Frühphaseninvestor WestTech Ventures junge Startups, die in der Softwareentwicklung neue Ansätze und Vorgehensweisen verwirklichen. IBM unterstützt die Unternehmen mit Bluemix: Sie können die PaaS-Umgebung kostenfrei nutzen, um sichere cloudbasierte Geschäftsanwendungen zu entwickeln.

Das Audio-Interview mit dem IBM Cloud-Chef Robert LeBlanc finden Sie hier. (rw)

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