Ein sichtlich gut gelaunter Rajeev Suri, Präsident und CEO von Nokia, präsentierte sich am Vorabend des MWC 19, in der Vergangenheit besser als Mobile World Congress bekannt. Für die Finnen, die ihre Strategie mit den fünf Begriffen Lead, Expand, Build und Create zusammenfassen, scheint es derzeit gut zu laufen. Was den Lead-Anspruch im Carrier-Business anbetrifft, arbeitet das Unternehmen etwa mit Mobilfunkern wie AT&T, NTT Docomo, KT Optus, Rain, SK Telecom, Telia, TIM San Marino, T-Mobile oder Vodafone zusammen. Nach eigenen Angaben hat Nokia bereits mehr als 20 5G-Verträge in der Tasche und arbeitet weltweit mit beinahe 100 Unternehmen in Sachen 5G zusammen.
Große Erwartungen hat Suri in Sachen Expand an die neu gegründete Enterprise-Division. Hier wollen die Finnen gerade bei der Ausstattung von Unternehmensnetzen mit 5G ein gewichtiges Wort mitreden. So arbeitet man etwa mit Komatsu, dem zweitgrößten Baumaschinenhersteller der Welt, zusammen. Gemeinsam stattet man beispielsweise eine Mine in Kalifornien mit Funktechnik aus, um die dort eingesetzten Trucks fahrerlos und autonom zu betreiben.
Build bezeichnet in der Nokia-Strategie die eigene Software-Entwicklung. Laut Suri konnte diese im Jahr 2018 ein Umsatzplus von vier Prozent erzielen und im vierten Quartal sogar ein Plus von 12 Prozent. Dabei setzt Nokia auf Virtualisierungs- sowie Slicing-Software. Unter dem Begriff Create werden Themen wie Licensing adressiert.
5G-Nachzügler Europa
Geschäfte mit 5G-Technik machen die Finnen derzeit vor allem in den USA und Asien. Im Vergleich zum letzten Jahr, so der Nokia-CEO, habe sich der Rückstand der Europäer in Sachen 5G im Vergleich zu den USA und Asien weiter vergrößert. Mit Blick auf die Querelen bei der Frequenzvergabe für die 5G-Lizenzen in Europa, rechnet Suri erst 2021 mit dem Netzaufbau - während die USA, Australien und China bereits seit Mitte 2018 ihre Netze aufbauen.
Blick in die Glaskugel
Zur künftigen 5G-Entwicklung befragt, macht der Nokia-Chef fünf Vorhersagen:
- Security wird für Enterprise-Anwender bei 5G Priorität haben und ist nicht verhandelbar;
- Die Netzbetreiber werden bei 5G zuerst mit Enterprise Services Geld verdienen;
- 5G wird die globale Produktivität bis zum Ende des Jahrzehnts um 30 bis 35 Prozent steigern;
- 5G wird für ein Jahrzehnt wachsen und gedeihen und die prägende Funktechnologie darstellen;
- er werde weder 2019 noch 2020 über 6G reden - zuerst solle man das volle Potenzial von 5G ausreizen.
Wette auf die Enterprise-Zukunft
Auffallend ist, wie stark Nokia in Sachen 5G auf die Enterprise-Karte setzt. Die Finnen sehen hier für das nächste Jahrzehnt ein Potenzial von rund 15 Millionen Firmenstandorten weltweit, in denen lokale 5G-Netze errichtet werden. "WLAN /WiFi ist schlicht nicht die richtige Technik in einer Zeit, in der sich die Enterprise IT zu Operational IT weiterentwickelt", erklärte der CEO. Und last, but not least werde im Enterprise-Umfeld der Siegeszug von IoT die Nachfrage nach 5G-Technologie fördern.
5G Gateway für die letzte Meile
Als Messeneuheit zeigt Nokia in Barcelona sein FastMile 5G Gateway für den Fixed Wireless Access zum Internet. Verglichen mit entsprechenden LTE-Produkten soll das Gateway mit 10- bis 25-fach höheren Geschwindigkeiten aufwarten. Laut Nokia seien Internet-Zugriffsraten von bis zu 1 Gbit/s realisierbar. Einer der ersten Carrier, die das Gateway kommerziell einsetzen, ist die australische Optus. Ferner hat Nokia mit dem 5G Maturity Index für Netzbetreiber einen Ratgeber veröffentlicht, der diesen bei ihren Ausbauplanungen helfen soll. Des Weiteren sind in Rahmen des Nokia Worldwide IoT Network Grid (WING) neue IoT-Anwendungen zu sehen. Diese sollen etwa Carrier dabei helfen, für vertikale Märkte schlüsselfertige Anwendungen zu entwickeln.