In den vergangenen zwölf Monaten hat Microsoft fast 15.000 illegale Produkte bei Anwendern in Deutschland entdeckt. Meist bestand beim Anwender oder von Seiten des Herstellers bereits ein Anfangsverdacht: Von den etwa 15.700 zuletzt eingesandten oder beschlagnahmten Produkten waren 94 Prozent nicht legal. 74 Prozent waren komplette Fälschungen, 20 Prozente der beanstandeten Lizenzen waren manipuliert. Außerdem schätzt der Konzern, dass allein auf dem deutschen Markt jährlich über eine Million Rechner mit illegalen Windows-Lizenzen verkauft werden. Die Dunkelziffer ist also hoch.
Die am häufigsten betroffenen Microsoft-Programme sind Windows 2000 und XP sowie Office 97. Es hat sich gezeigt, dass selbst neue System-Builder-Versionen mit Echtheitszertifikat (COA, Certificate of Authenticity) bereits gefälscht werden. Vertriebspartner, Händler oder Kunden, die eine Fälschung angeboten bekommen oder einen entsprechenden Verdacht hegen, können dies Microsoft mitteilen.
"Der vor sieben Jahren gegründete Produktinformationsservice (PID) hat dazu beigetragen, die Sensibilität der Kunden gegenüber gefälschter oder manipulierter Software zu erhöhen", so Swantje Richters, Rechtsanwältin bei Microsoft Deutschland GmbH.
Der herstellereigene PID-Service prüft die Echtheit der eingesandten Ware in der Regel innerhalb von 24 Stunden. Erweisen sich die Produkte trotz gültigen Kaufvertrags als nicht rechtmäßig, können Kunden von Microsoft ein entsprechendes Originalprodukt erhalten.
Bei offensichtlich unrechtmäßigen Produkten wie zum Beispiel gebrannten CDs oder Sicherungskopien erhält der Einsender kein Originalprodukt. Bei Verdacht auf gewerbsmäßig betriebenen Missbrauch oder Betrug schaltet Microsoft auch die Ermittlungsbehörden ein. Dabei reichen Microsofts Maßnahmen von gezielter Marktbeobachtung über Testkäufe bis hin zu Abmahnungen und in schwerwiegenden Fällen auch zu Klagen gegen Softwarebetrüger.
Dr. Ronald Wiltscheck