Nachdem der Also-Konzern seiner Augsburger Tochter Also Logistics Services GmbH den Geldhahn zugedreht hat und diese Insolvenz anmelden musste, schlagen nun die Wellen hoch. In einer Stellungnahme an den "Sachwalter", dem Schweizer Ausdruck für den Insolvenzverwalter, die ChannelPartner vorliegt, spricht die Also Holding von "irrationalem und destruktiven" Widerstand des Betriebsrates und der Gewerkschaft.
Dies bringt die Arbeitnehmervertreter auf. "Die Unterstellung der Also, der Betriebsrat und die Gewerkschaft hätten die Einigung verhindert, ist Unsinn", stellt Dolores Sailer, Vorsitzende des Konzernbetriebsrats von Weltbild, fest. Das in dem Also-Statement ausgesprochene "große Bedauern" nimmt Sailer dem Konzern und dessen Eigner Walter Droege nicht ab: "Die Krokodilstränen, die hier produziert werden, sind unverschämt angesichts der Erbarmungslosigkeit, mit der Herr Droege hunderte Familien der schnellen Gewinnabschöpfung seiner Investition opfert", sagt sie.
Von Gewinnen kann aber laut Also keine Rede sein: Angeblich hat die ehemalige Weltbild-Logistiksparte in den letzten drei Monaten sieben Millionen Euro Kosten versucht, bei Einnahmen von gerade einmal vier Millionen. Bleibt unter dem Strich ein Verlust von drei Millionen Euro, und das in nur einem Vierteljahr. "Unter diesen Umständen muss ein ordentlich und gewissenhafter Kaufmann sich genauestens überlegen, unter welchen Voraussetzungen er noch bereit wäre, weiteres Geld in so ein Unternehmen zu investieren", heißt es aus der Also-Holding. Voraussetzung für weitere Investitionen seien unter anderem Personalabbau von 300 Stellen, Kündigung der Betriebsvereinbarungen sowie ein Wechsel in den Logistiktarifvertrag gewesen.
Mit offenen Augen die Zukunft verspielt
Damit ist für Betriebsrat und Gewerkschaft die Schmerzgrenze weit überschritten. Man habe bereits vor der Übergabe an Droege das Personal um 50 Prozent reduziert. Dies sei "ein sehr schmerzhafter Schritt" gewesen, doch Droege habe zugesagt, zusätzliches Geschäft der Also-Gruppe in Augsburg zu platzieren. "Aus dieser Kombi - Personalreduzierungen einerseits, Zusatzgeschäft andererseits - bestand der Sanierungsplan", erklärt Klaus Warbruck, Wirtschafts-Sachverständiger des Betriebsrats. Wie wirtschaftliche Situation der Logistik sei Droege vor dem Einstieg "bestens bekannt" gewesen.
- Dolores Sailer, Vorsitzende des Konzernbetriebsrats von Weltbild
Es ist eine Schande! - Stellungnahme der Also Holding AG
Wir gingen davon aus, dass die Also Logistics Services GmbH nach einer Restrukturierung auf einem wirtschaftlich vernünftigen Fundament stünde und eine Zukunft hätte. - Klaus Warbruck, Wirtschaftssachverständiger des Betriebsrats
Die wirtschaftliche Situation der Logistik war Herrn Droege vor seinem Einstieg bestens bekannt. - Stellungnahme der Also Holding AG
Wir haben es nunmehr über neun Monate nicht geschafft, mit den Arbeitnehmervertretern eine wirtschaftliche Grundlage zu schaffen. - Dolores Sailer, Vorsitzende des Konzernbetriebsrats von Weltbild
Die Krokodilstränen, die hier produziert werden, sind unverschämt angesichts der Erbarmungslosigkeit, mit der Herr Droege Hunderte Familien der schnellen Gewinnabschöpfung seiner Investition opfert. - Statement der Arbeitnehmervertreter
Die Tarifverhandlungen haben die Droege-Anwälte platzen lassen. - Stellungnahme der Also Holding AG
Der Widerstand des Betriebsrats und der Gewerkschaft war irrational und destruktiv. - Statement der Arbeitnehmervertreter
Die Also Deutschland GmbH zeichnet ein völlig verzerrtes Bild der Voraussetzungen für die Übernahme der Weltbild-Logistik durch Also. - Stellungnahme der Also Holding AG
Obwohl die Arbeitnehmervertreter wussten, wie es dem Unternehmen ging, haben sie mit offenem Auge die Zukunft des Unternehmens verspielt. - Statement der Arbeitnehmervertreter
Also wirft Betriebsrat und Gewerkschaften vor, die Zukunft der Logistik verspielt zu haben. Das ist Unsinn. - Klaus Warbruck, Wirtschaftssachverständiger des Betriebsrats
Herr Droege hat zugesagt, zusätzliches Geschäft aus der Also-Gruppe in Augsburg zu platzieren. - Stellungnahme der Also Holding AG
Die Verluste sind zwischenzeitlich so hoch, dass jedermann verstehen muss, dass die Kostenstruktur des Unternehmens radikal geändert werden muss, um es überhaupt lebensfähig zu machen. - Timm Boßmann, Verdi-Betriebsgruppensprecher bei Weltbild / Also
Herr Droege will sich nicht mit uns einigen, darum chaotisiert er die Verhandlungen und wird immer dann aktiv, wenn Ergebnisse sichtbar werden. - Stellungnahme der Also Holding AG
Unter diesen Umständen muss ein ordentlicher und gewissenhafter Kaufmann sich genauestens überlegen, unter welchen Voraussetzungen er noch bereit wäre, weiteres Geld in so ein Unternehmen zu investieren. - Timm Boßmann, Verdi-Betriebsgruppensprecher bei Weltbild / Also
Bis heute kam kein einziger konstruktiver Vorschlag aus Düsseldorf, sondern ausschließlich Störfeuer. - Stellungnahme der Also Holding AG
Wenn wir vor neun Monaten einen vernünftigen Weg hätten gehen können, wäre das Unternehmen heute nicht in diesem Zustand. - Statement der Arbeitnehmervertreter
Der Arbeitgeber hat es auf das Scheitern der Verhandlungen angelegt. - Stellungnahme der Also Holding AG
Wir möchten noch einmal ausdrücklich betonen, dass wir angetreten sind, um mit diesem Unternehmen erfolgreich in die Zukunft zu gehen. - Peter Fitz, Vorsitzender des Betriebsrats
Für unsere Logistik hat Droege keinen Cent bezahlt, obwohl sie mit Grundstücken, Gebäuden und Technik hohe Sachwerte beinhaltet. Sein Teil wären das Zusatzgeschäft und die dafür erforderlichen Investitionen gewesen. - Stellungnahme der Also Holding AG
Jetzt stehen wir vor einem Scherbenhaufen. - Peter Fitz, Vorsitzender des Betriebsrats
Als wir in der Einigungstellensitzung eine Einigung ausgehandelt hatten, hat Droege die Finanzierung verweigert und die Vereinbarung über Nacht per Telefon kassiert. - Statement der Arbeitnehmervertreter
Walter Droege fährt Weltbild / Also gegen die Wand. - Stellungnahme der Also Holding AG
Die Situation ist nur noch dadurch zu retten, wenn die Grundvoraussetzungen erfüllt werden - dann wäre es wirtschaftlich vertretbar, weitere Liquidität zuzuführen. - Dolores Sailer, Vorsitzende des Konzernbetriebsrats von Weltbild
Die Unterstellung der Also, der Betriebsrat und die Gewerkschaft hätten eine Einigung verhindert, ist Unsinn. - Thomas Gürlebeck, Verdi-Sekretär für den Handel in Augsburg
Die Beschäftigten und der Steuerzahler sollen Millionengewinne in Düsseldorf finanzieren. - Stellungnahme der Also Holding AG
Aus den Reaktionen des Betriebsrates entnehmen wir keine Einsicht in die Notwendigkeit dieser Schritte und auch kein Verständnis für die drastische Notlage, in welcher das Unternehmen ist. - Statement der Arbeitnehmervertreter
Die Augsburger Logisitk war über Monate führungslos, bis Reiner Wenz an Bord kam, dessen Biographie als Abwicklungsmanager ohne jede Logitik-Expertise Bände spricht. - Stellungnahme der Also Holding AG
Die Erfahrung zeigt uns, dass wir mit dieser Einstellung des Betriebsrates nicht weiterkommen werden. - Thomas Gürlebeck, Verdi-Sekretär für den Handel in Augsburg
Der Milliardär Walter Droege bereichert sich auf Kosten der Allgemeinheit. - Statement der Arbeitnehmervertreter
Alle gemeinsam wünschen sich, dass Walter Droege wieder zu Verstand kommt und endlich eine vernünftige Lösung mit dem Betriebsrat sucht. - Statement der Arbeitnehmervertreter
Wenn Walter Droege Weltbild / Also platt macht, wird das keinesfalls lautlos und ohne öffentlichen Widerstand über die Bühne gehen. - Timm Boßmann, Verdi-Betriebsgruppensprecher bei Weltbild / Also
So führt man keine Verhandlungen, wenn man ein Interesse an einer Einigung hat. - Thomas Gürlebeck, Verdi-Sekretär für den Handel in Augsburg
Durch die Planinsolvenz wälzt Droege die Lohnkosten auf die Arbeitsagentur und die Sozialversicherungsträger ab. - Dolores Sailer, Vorsitzende des Konzernbetriebsrats von Weltbild
MitarbeterInnen und Interessenvertretung sind gleichermaßen fassungslos, mit welcher Kaltschnäuzigkeit ein milliardenschwerer Unternehmer Existenzvernichtung im großen Stil betreibt.
Nach Also-Darstellung ging man im Konzern davon aus, dass die neue Also Logistics Services GmbH nach einer Restrukturierung, die mit einem Personalabbau von über 100 Mitarbeitern verbunden gewesen wäre, "auf einem wirtschaftlich vernünftigen Fundament" stünde und eine Zukunft hätte. "Wir haben es in nunmehr über neun Monaten nicht geschafft, mit den Arbeitnehmervertretern eine solche wirtschaftliche Grundlage zu schaffen", schreibt Also. "Obwohl die Arbeitnehmervertreter genau wussten, wie es dem Unternehmen ging, haben sie mit offenen Augen die Zukunft des Unternehmens verspielt", lautet der Vorwurf.
Allerdings hört man auch aus Also-Kreisen, dass man die Möglichkeiten des Zusatzgeschäfts am Augsburger Standort überschätzt habe. Die aktuelle Situation ist also nicht nur der harten Haltung der Arbeitnehmervertreter, sondern auch einer Fehleinschätzung des Konzerns geschuldet. An der Situation ändert dies jedoch nichts. "Wir möchten noch einmal ausdrücklich betonen, dass wir angetreten sind, um mit diesem Unternehmen erfolgreich in die Zukunft zu gehen. Und jetzt stehen wir vor einem Scherbenhaufen", lautet die - im wahrsten Sinne des Wortes - Bankrotterklärung.